© Menschenstrom gegen Atom Anita Huber
© Menschenstrom gegen Atom Anita Huber

"Menschenstrom gegen Atom" setzt internationales Zeichen: Radioaktivität kennt keine Grenzen

Hochrisiko-AKW sofort stilllegen! 20000 Menschen am Menschenstrom 2011 senden eine machtvolle Botschaft an Politik und Wirtschaft von Kleindöttingen aus!

© Menschenstrom gegen Atom Büchi
© Menschenstrom gegen Atom Büchi

Zürich, Kleindöttingen– Die Erwartungen der Organisatoren ist übertroffen. Gerechnet hatte man mit etwa 10´000 Teilnehmern, über 20’000 Menschen nehmen an der Kundgebung "Menschenstrom gegen Atom" teil und es treffen immer noch Leute ein. Auf den von den Menschen in grosser Zahl mitgeführten Transparente ist die Botschaft unmissverständlich: Eine Wende in der Schweizer Energiepolitik muss jetzt her!

Seit dem frühen Morgen haben sich Menschen aus allen Landesteilen auf den Weg nach Kleindöttingen gemacht Aus Österreich sind Delagationen aus Vorarlberg, VertreterInnen von LHC Kritik und von GLOBAL 2000 in die Schweiz gereist und nehmen am internationalen Protestmarsch durch das schweizerische "Atomic Valley" zwischen zwei der weltältesten AKW in Beznau und dem Zwischenlager für Atommüll in Würenlingen nahe Zürich teil.

Denn Atomkraft kennt keine Grenzen, wenn etwas passiert, das haben bisherige Atomunfälle bereits gezeigt.

"In der Schweiz stehen fünf alte Hochrisiko-Reaktoren. Atomkraftwerke sind niemals sicher, aber besonders störanfällig sind Reaktoren, die über dreißig Jahre alt sind, Siedewasserreaktoren wie in Fukushima, die bei einem Bruch des Primärkreislaufs hochradioaktives Wasser in die Umgebung auslassen, sowie in Überschwemmungs- und Erdbebengebieten stehen. Alle diese Kriterien treffen auf die fünf Schweizer AKW zu. Solche Hochrisiko-Reaktoren müssen sofort abgeschaltet werden, sonst könnte bald die Schweiz Ort des nächsten Super-GAUs sein!" sagt Reinhard Uhrig, Energie- und Atomkraftexperte von GLOBAL 2000.

In diesen fünf Reaktoren - ein sechster Reaktor, Lucens, ist 1969 durch eine Kernschmelze vollständig zerstört worden - kam es 2010 laut Eidgenössischem Nuklearsicherheitsinspektorat zu 42 meldepflichtigen Ereignissen. Aber immer noch will die Schweiz an der Hochrisikotechnologie Atomkraft festhalten: Wirtschaftsminister Schneider-Ammann erklärte, dass zwar nach der Atomkatastrophe von Fukushima die Pläne zum AKW-Neubau auf Eis gelegt wurden, aber die bestehenden völlig veralteten Reaktoren noch bis zu 30 Jahre weiterlaufen sollen.

Die Schweizer AKW - Pannen, Störfälle, Todesfälle

- Standort Mühleberg nahe Bern (GE-Reaktor baugleich den Fukushima-Reaktoren 1 und 2), Inbetriebnahme Juli 1971 = 40 Jahre alt: 1990 wurden Risse im Kernmantel entdeckt, die Risse einer Schweißnaht erreichen bis zu 90 Prozent der Wandstärke. Drei weitere Schweißnähte haben Risse, die stetig wachsen - dennoch wird der Reaktor weiterbetrieben! Außerdem können bei einer Überflutung des in der Nähe von Bern gelegenen AKW alle Kühlpumpen ausfallen, eine Kernschmelze wie in Fukushima wäre dann unvermeidbar.

- Standort Beznau nahe Zürich, Inbetriebnahme 1969 und 1971 = über 40 Jahre alt: 1992 sterben hier nach dem Austritt des Edelgases Argon zwei Arbeiter.

- Standort Gösgen nahe Zürich, Inbetriebnahme 1979 = über 30 Jahre alt: Das Eidgenössischem Nuklearsicherheitsinspektorat kritisiert, dass Überwachungssysteme des Brennelemente-Kühlungsbeckens fehlen. Die Kontrollsysteme sind zwar im Steuerungsraum vorhanden, nicht aber im Notfall-Steuerungsraum.

- Standort Leibstadt nahe Zürich, Siedewasserreaktor, Inbetriebnahme 1984: Letztes Jahr wurde ein Taucher durch eine Vielzahl von Fehlern und Schlampereien des Bedienungspersonals bei Revisionsarbeiten stark an der Hand verstrahlt.

- Kernschmelze (GAU) in Lucens nahe Lausanne, 1969: Die Schweiz betrieb ein eigenes Projekt zur Entwicklung eines kommerziellen Reaktors, das seit Beginn von Problemen heimgesucht war. 1969 kam es nach Wassereintritt zu einer teilweisen Kernschmelze und zum Austritt von radioaktiven Gasen aus dem in einem Bergstollen gelegenen Reaktor. Der Störfall galt vor der Fukushima-Katastrophe als der siebtschwerste Reaktorunfall der Atomkraftnutzung.

Einsparen und Abschalten! Jetzt!

Zur Stromversorgung des Landes tragen die Schweizer AKW zu 40 Prozent bei. "Wenn alle Energieeffizienzpotenziale rasch umgesetzt werden, können bereits bis zu 30 Prozent des Stromverbrauchs eingespart werden, und wenn die Schweiz dem Vorbild Englands und Deutschlands folgt und rasch sein Energiesystem in Richtung Erneuerbare Energieträger wie Wind, Kleinwasserkraft und Solar umbaut, hat sie zusammen mit der großen Wasserkrafterzeugung die Chance, in kurzer Zeit völlig unabhängig von der Hochrisikotechnologie Atomkraft und vom Import von fossilen Energieträgern zu werden", so Uhrig abschließend.

Die Teilnahme an der Demonstration in der Schweiz ist auch Teil der europaweiten "Abschalten! Jetzt!"-Tour von GLOBAL 2000: www.atomausstieg.at


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /