© Öko-Cluster
© Öko-Cluster

NAWAROS – Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen im Brennpunkt

Ob Naturfarbe, Verputz, Dämmstoff oder Baustoff - nachwachsende Rohstoffe liefern in allen Bereichen eine wertvolle Alternative zu herkömmlichen Baumaterialien -Auf der Tagung des Öko-Cluster standen diese Produkte im Mittelpunkt

© Öko-Cluster
© Öko-Cluster

St. Magarethen an der Raab - Fossile Ressourcen werden knapp und stetig teurer, daher suchen nicht nur die Wissenschaft, die Wirtschaft und die KonsumentInnen nach zukunftsfähigen Alternativen. Der steirische Verein Öko-Cluster lud als Regionalpartner der Initiative "klima:aktiv -nawaro Markt" zur Tagung in St. Magarethen an der Raab, wo ein hochkarätig besetztes Podium die Zukunftschancen von nachwachsenden Rohstoffen im Bereich des Bauens beleuchtete.

In der Begrüßung durch Bakk. Birgit Birnstingl-Gottinger, Obfrau des Vereins Öko-Cluster, wurde verdeutlicht, dass nachwachsende Rohstoffe sich nicht nur positiv auf das Wohnklima sondern auch positiv auf die regionale Wirtschaft auswirken, da nawaros zum überwiegenden Teil lokal und regional zur Verfügung stehen.

Mag. Andrea Bruckner, Programmverantwortliche des klima:aktiv nawaro markts, hob vor allem die kaskadische Nutzung von nawaros hervor, da aus vielen ‘Reststoffen’ bei der Produktion wertvolle neue Produkte gewonnen werden können.

Erwin Stubenschrott, Geschäftsführer der Firma KWB, verdeutlichte in seinem Vortrag die Notwendigkeit der systemischen Nutzung von lokalen Rohstoffen sowie der sinnvollen Verschaltung dieser zu regionalen Energiekonzepten. Das Aufgreifen von Innovation, hinsichtlich der kaskadischen Nutzung von nawaros, welche sich nicht nur wirtschaftliche sondern vor allem ökologisch und sozial rechnen, steht im Mittelpunkt der Bestrebungen der Firma KWB.

Herbert Gruber, Obmann des gemeinnützigen Vereins asbn austrian strawbale network (Österreichischen Netzwerk für Strohballenbau), verdeutlichte die Problematik von Baustoffen mit einer abgeänderten Geschichte des Wolfes und der 3 Schweinchen. Der Wolf, Repräsentant für die Wirtschaft, EU-Vorschriften und Zertifizierungen, machte den drei Schweinchen, die einfach und unkompliziert jeweils ein Haus bauen wollten, das Leben schwer. Die Quintessenz aus seiner Geschichte war, dass durch Vorschriften und Reglementierungen die Produkte zwar etwas teurer wurden, jedoch konnte dadurch erst ein Markt entstehen, der für KundInnen einheitliche und vertrauenswürdige Rahmenbedingungen bezüglich der Baustoffe schaffen konnte.

Anton Frauwallner, Geschäftsführer der Pro Lehm KG, stellte Lehm als vielseitigen Baustoff für Innen- als auch für Außenanwendungen vor. Die Vorteile hinsichtlich der schnellen Aufnahme von großen Mengen an Luftfeuchtigkeit, der Reduktion von Geruchsbelästigungen, der Wärmeleit- sowie Speicherfähigkeit und der 100%ige Wiederverwertbarkeit machen Lehm zu einem idealen Baustoff.

Johannes Kubelka, Experte mit 35 Jahren Erfahrung auf dem Gebiet der Naturfarben, verdeutlichte in seinem Vortrag, dass alle Rohstoffe für Farbanwendungen aus der Natur gewonnen werden können. Ob verschiedenste pflanzliche Öle, Baumharze, Wachse, mineralische Stoffe oder ätherische Öle, all diese Rohstoffe können aus der Natur gewonnen werden und benötigen nur einen Bruchteil des Energieeinsatzes für herkömmliche Farben. Während 1 KG roter Naturfarbe keinen Sondermüll verursacht, verursacht 1 kg herkömmlicher roter Industriefarbe 7 KG Sondermüll. Weiters basieren die Hauptbestandteile herkömmlicher Farben zu über 90% auf Erdöl.

DI Wolfgang Weichselbaum, Innovationsassistent des Waldviertler Flachshauses, stellte Flachs als Baustoff vor. Die einfache und vielseitige Verwendbarkeit dieses Rohstoffes macht ihn für Biologisches Bauen sehr interessant. Weiters wurde der erste zertifizierte Baustrohballen Europas vorgestellt, welcher die Verwendung von Stroh als Baustoff bereits in der Planungsphase wesentlich erleichtert.

BM DI Heribert Hegedys vom Haus der Baubiologie in Graz verdeutlichte zum Abschluss des theoretischen Teils die Wichtigkeit der Baubiologie sowie auf welche Bereiche mehr Augenmerk gelegt werden sollte, um sich in seinen vier Wänden wohlzufühlen. Idealerweise wird die Thematik der Baubiologie bereits vor der Detailplanung besprochen und Anwendungsgebiete ermittelt.

Exkursion

Die Exkursion führte zu drei Objekten, welche alle Stroh als Baustoff verwendet haben. Das erste Objekt befand sich noch in Bau und die Verarbeitung des Strohs innerhalb des Wandaufbaues konnte detailliert betrachtet werden. Beim zweiten Objekt in Gleisdorf handelte es sich um ein bereits fertig gestelltes Einfamilienhaus, welches durch seine Holzverkleidung die Verwendung von Stroh als Baustoff nicht mehr erahnen lies. Das dritte Objekt in Zöbing an der Raab befindet sich ebenfalls im Bau und hier konnte die Dämmung der Wände mit Stroh im ‘offenen Zustand’ betrachtet werden.

TeilnehmerInnen

Der Bogen Teilnehmer spannte sich von Maturaklassen des BRG Feldkirchen aus Kärnten über Studenten, Architekten, Baumeister, WissenschafterInnen und interessierte zukünftigen Häuselbauern aus der Steiermark, dem Burgenland, Oberösterreich, Kärnten und Wien. Insgesamt nahmen an der Veranstaltung und der Exkursion 60 Interessierte teil.

GastautorIn: MMag. Harald Messner für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /