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Neues Wachstum

Wenn grüne Ideen nachhaltig „blau“ werden. Die ZERI Methodik als Startpunkt einer Blue Economy - Ein oekonews-Buchtipp

In einem nachhaltigen industriellen System muss der gesamte Ausstoß eines Betriebes – Produkte wie auch Abfall – als das System durchlaufende Ressourcen betrachtet und behandelt werden. Derartige ökologische Industriecluster sind unter der Schirmherrschaft von Zero Emissions Research and Initiatives (ZERI) in mehreren Teilen der Welt bereits entstanden. In der Veröffentlichung erläutert ZERI-Gründer Gunter Pauli detailliert den Denkansatz, der zu diesen bahnbrechenden Pilotprojekten führte, und stellt anhand zahlreicher Beispiele dar, wie dieses Konzept an vielen Orten weltweit erfolgreich umgesetzt wird. Weltweit sind bereits über 3000 Beispiele gesammelt worden, von denen einige im Buch zu finden sind.

Kritik an Downsizing und Reduzierung der Arbeitskraft

Pauli kritisiert das System des Downsizings von Produkten und die Meinung von Unternehmern, dass Produktivität darin besteht, mit weniger Arbeitskraft mehr zu produzieren. Seit Jahren rühmten sich Manager dafür, ein immer höheres Niveau an Kapital pro Arbeitskraft erzielt zu haben. Aktionären zu Reichtum zu verhelfen bedeutet heute Abbau von Arbeitsplätzen – als wäre die Arbeitsproduktivität das einzige, das sich steigern ließe. Reichtum für einige wenige zu erzeugen, und dabei die Armut vieler fortbestehen zu lassen, ist nach Meinung von Pauli jedoch weder ethisch noch produktiv. Dieses Beharren auf Arbeitsproduktivität und Downsizing ist ein unvollständiger, ja ungeeigneter Weg zur Wettbewerbsfähigkeit. Denn es lässt sowohl die Produktivität der Rohstoffe als auch die Chancen, die integrierte Produktionssysteme bieten, gänzlich außer Acht. Derzeit sind insbesondere Jugendliche von Perspektivlosigkeit auf Grund fehlender Jobaussichten betroffen.

Freier Warenverkehr und Reichtum für alle

Pauli stellt Mängel des Welthandelssystems fest - u.a. auf Grund der derzeitigen Agrarsubventionen (Fast die Hälfte des Budgets der Europäischen Union wird für Agrar-Subventionen verwendet und findet sich zum Teil in der Erfolgsrechnung einiger tausend großer,...,.) dar, die verhinden, dass Ressourcen in Ländern der Dritten Welt effizienter genutzt werden bzw. dazu beitragen, dass Strukturen in diesen Ländern zerstört werden.

Im Buch wird eine neue Form des Handels aufgezeigt, die im Einklang mit einer nachhaltigen Entwicklung steht. Es werden Vorschläge zur Neuausrichtung des derzeitigen Systems für eine Beschleunigung der wirtschaftlichen Entwicklung bei gleichzeitiger Senkung der Umweltverschmutzung gemacht,...,. Am Fallbespiel der Inhaltsstoffe der grünen Reinigungsmittel, welche aus der Dritten Welt stammen, zeigt er auf, dass der größte Teil der dazu verwendeten Biomasse als Abfall entsorgt wird. Aber mindestens 90% davon könnten im Rahmen einer kaskadischen Nutzung u.a. zur Gewinnung von Vitaminen, Antioxydantien,..., verwendet werden.

Pauli schlägt u.a. einen freien Warenverkehr biologischer Produkte vor, der für Tradition steht und deren Herstellung die Artenvielfalt und natürliche Kreisläufe berücksichtigt.

Upsizing – Das Konzept

Pauli fordert auf, die Ressourcen der Natur besser zu nützen. Gegenwärtig, so der Autor, wird bei einem durchschnittlichen Abfallaufkommen von 95% kaum 5% der agro-forstwirtschaftlichen Produktion tatsächlich genutzt. Wenn wir auf ein Wirtschaftssystem umstellen würden, in dem 95 oder sogar 100 Prozent genutzt werden, könnten wir zwanzigmal mehr materielle Bedürfnisse befriedigen, ohne dass die Erde mehr produzieren müsste. Dadurch entstünde gleichzeitig eine gigantische Jobmaschine. Die Industrie wäre produktiver und das Abfallaufkommen verschwindend gering. Und wir näherten uns einer Welt ohne Umweltverschmutzung nach dem Vorbild der natürlichen Ökosysteme.

Jeder in einem Prozess entstandene Abfall muss Eingang in einen anderen Prozess finden, um auf diese Weise einen Mehrwert zu erzeugen. Es entstehen neue Prozesse, die neue Produkte und Dienstleistungen generieren, wenn sich die Industrien an der Natur orientieren und untereinander vernetzen, wobei die Nebenprodukte der einen Industrie zum Rohstoff der anderen werden. Die Gesamtproduktivität der Wirtschaft wird im Hinblick auf Kapital, Arbeit und Rohstoffe gesteigert. Zero-Emissions ist zwar das Endziel, aber Upsizing das unmittelbare Ergebnis.

Das Ziel des Zero-Emissions-Konzepts lässt sich wie folgt zusammenfassen:

• es wird kein Abfall, weder fest, noch flüssig, noch gasförmig produziert
• alle Einsatzgüter werden vollständig verwertet,
• wenn Abfälle entstehen, werden sie zur Wertschöpfung durch andere Industrien genutzt


In der Agro-Industrie könnte Zero-Emissions in einem Zeitraum von vier bis fünf Jahren erreicht werden. Lebensmittel-, Bau-, Forst- und Chemieindustrie würden etwa zehn Jahre benötigen, Leder- und Textilindustrie ungefähr zwanzig. Für die anderen Industrien ist mit Zeiträumen von dreißig bis fünfzig Jahren zu rechnen. In Japan haben sich bereits 2.800 Unternehmen auf den Weg gemacht.

DIE ZERI-METHODOLOGIE

Die ZERI-Methodologie beinhaltet fünf aufeinander folgende Einzelschritte:
1. Modellierung der Gesamtströme anhand von Input-Output-Tabellen,
2. Ermittlung von Wertschöpfungsmöglichkeiten unter Verwendung von
Output-Input Tabellen,
3. Konzeption des Clusterings von Industrien,
4. Identifizierung geeigneter Technologien,
5. Entwurf einer entsprechenden Industriepolitik.

Website mit Beispielen:
www.community.blueeconomy.de

Neues Wachstum
Autor Gunter Pauli
KONVERGENTA PUBLISHING 2010
ISBN: 978-3-942276-00-9

GastautorIn: Rene Wabel für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / wabel /