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Größtes Geothermieprojekt Österreichs entsteht

Geothermie-Projekt im Innviertel setzt neue Maßstäbe für klimafreundliche Wärmeversorgung

Mit einem einzigartigen Projekt wird im Bezirk Ried Österreichs größtes Geothermie-Projekt umgesetzt, das in der Stadt Ried und der Nachbargemeinde Mehrnbach die Grundlage für die nachhaltige Versorgung mit umweltfreundlicher Fernwärme bildet. Die Wärme wird in den beiden Gemeinden künftig aus 100 Grad heißem Wasser gewonnen. Die Gesamtinvestition für Erschließung und Verteilung der Fernwärme in der ersten Ausbaustufe belaufen sich auf rund 30 Millionen Euro.

Grundlage für das Gemeinschaftsprojekt ist eine Heißwasserquelle, die in der Gemeinde Mehrnbach genutzt werden soll. Basierend auf geologischen Untersuchungen und den Erfahrungen aus den umliegenden Geothermie-Projekten (Altheim, Braunau-Simbach, St. Martin und Geinberg) sind pro Sekunde Wasserförderungen von bis zu 150 Litern (über 500 m3/h) mit einer Temperatur von rund 100 Grad Celsius möglich. Die Heißwasserquelle ist die Grundlage für das derzeit größte Geothermie-Projekt Österreichs. Ziel ist es, ab der ersten Ausbaustufe pro Jahr rund 55 GWh und im späteren Vollausbau rund 90 GWh Wärme an Wärmeverbraucher in der Region zu liefern. Dabei werden rund 20 Trassenkilometer Leitungen im Erstausbau und bis zu 35 Trassenkilometer im Vollausbau verlegt.

Umgesetzt wird das Vorhaben durch die "Geothermie Ried Bohrung GmbH", an der die Energie Ried Wärme GmbH (95%) und die Nahwärme Mehrnbach GmbH (5%) beteiligt sind. Gesellschafter des Mehrheitseigentümers sind die Energie Ried GmbH (60%) und die Energie AG Oberösterreich Wärme GmbH (40%).

Das Projekt zur Erschließung der Heißwasserquelle wird rund 12,5 Millionen Euro kosten, für die Errichtung des Fernwärmenetzes in der Stadt Ried sind Kosten von rund 13 Millionen Euro veranschlagt, in der Gemeinde Mehrnbach rund 4 Millionen Euro.

Heizen mit heißem Wasser aus bis zu 3000 Metern Tiefe

Der Baubeginn für das Projekt ist nach Vorliegen aller Förderzusagen und Genehmigungen für Jänner 2011 vorgesehen. Bei den Erschließungsbohrungen wird der Heißwasserstrom im Malmbereich in einer Tiefe von rund 3000 Metern erschlossen. Die Gesamtprojektierung erfolgt durch erfahrene interne und externe Spezialisten, wie Geologen und Techniker.

"Das Projekt ist vergleichbar mit dem Geothermie-Projekt Braunau/Simbach, aus dem wir hier wertvolles Know-how einbringen können", sagt Energie AG-Generaldirektor Leo Windtner. Als Vorteil sieht Windtner auch das oberösterreichische Gesellschaftermodell: "Wir können hier besonderes Augenmerk darauf legen, dass ein hoher Anteil der Investitionen an heimische Unternehmen vergeben werden kann."

Ried rechnet mit 1300 Fernwärme-Anschlüssen

"Erdwärme ist die erneuerbare und nachhaltige Energie für Generationen, die uns von der Versorgung mit fossilen Brennstoffen unabhängig macht und zusätzlich 25.000 to CO2 einspart. Und weil sie direkt vor Ort gewonnen wird, werden Arbeitsplätze und Ausbildungsplätze für jugendliche Schulabgänger geschaffen", betont Bürgermeister Albert Ortig.

Im ersten Ausbauschritt sollen ab Herbst 2012 rund 250 Kunden im Rieder Stadtgebiet angeschlossen werden. Der Wärmeverbrauch, der bei diesen Kunden bisher überwiegend mit Erdöl und Erdgas erzeugt wurde, kann zur Gänze durch die umweltfreundliche Fernwärme gedeckt werden. Im Vollausbau des neuen Rieder Fernwärmenetzes können es bis zu 1300 Fernwärmeanschlüsse sein. In der Nachbargemeinde Mehrnbach sollen in der Erstphase die öffentlichen Gebäude und rund 150 Haushalte versorgt werden.

Oberösterreich ist das Geothermie-Land Nr. 1

Das Bundesland Oberösterreich ist die Region mit der höchsten Marktdurchdringung bei der Nutzung von geothermischer Energie inÖsterreich. Derzeit sind fünf geothermische Fernwärmenetze in Betrieb. In der Anlage in Altheim und Braunau-Simbach wird mittels Geothermie auch elektrische Energie erzeugt. Von der insgesamt inÖsterreich installierten thermischen Leistung von etwa 70 MW entfallen fast drei Viertel auf Oberösterreich. Mehrere Anlagen wurden erst im vergangenen Jahr erweitert.

Geothermieprojekt ist ein weiterer Meilenstein am Weg zur Energiewende

Auch Energie-Landesrat Rudi Anschober sieht in dem Projekt, bei dem heißes Tiefenwasser umweltfreundliche Fernwärme für die Region liefern soll, einen weiteren Meilenstein am Weg zur Energiewende: "Mit Ried steigt die erste große Stadt und die erste Bezirkshauptstadt Österreichs auf erneuerbare Energie um", stellt Anschober den Leuchtturm-Charakter des Projektes in den Vordergrund.

Oberösterreich zeige einmal mehr seine Vorreiterrolle in Sachen Energiewende. Anschober: "Das vorliegende Projekt ist das größte Geothermie-Projekt in ganz Österreich. Österreichs größtes Fotovoltaik-Kraftwerk, die meisten ökologisch modernisierten Kleinwasserkraftwerke, die größte Solarthermiefläche Österreichs, mit 17 Prozent Anteil am Gesamtenergieverbrauch den größten Biomasseanteil Österreichs und deutlich sinkender Energieverbrauch: Die Energiewende bedeutet Vorrang für die Energieeinsparung und Nutzung aller umweltfreundlichen erneuerbaren Energieträger an umweltverträglichen Standorten, Oberösterreich ist dabei vollauf auf Kurs."

Innovationen machen OÖ zum Musterland für Green Jobs

Ökoenergie ist für Oberösterreich in den letzten zehn Jahren zu einem ganz wesentlichen Wirtschaftsfaktor geworden. OberösterreichsÖkoenergie-Unternehmen sind längst auf den Weltmärkten daheim. Ganz entscheidend mitgeprägt hat diese Erfolgsstory der Ökoenergie-Cluster (OEC). Dort arbeiten derzeit 154 Unternehmen mit 6.300 Beschäftigten zusammen. Sie erwirtschaften einen Gesamtumsatz von mehr als 1,7 Milliarden Euro.

Mit dem Ökoenergie-Cluster sowie dem Umwelttechnik-Cluster und dem Netzwerk Energieeffizienz kann Oberösterreich auf ein sehr starkes Dreieck im Bereich Ökoenergie, Nachhaltigkeit, Klimaschutz und erneuerbare Energien aufbauen - und so wirtschaftlich erfolgreich sein.

Zwei Schwerpunkte in der Cluster-Arbeit sind Ausbildung und Qualifizierung sowie die Fortsetzung der Internationalisierungsoffensive "Ökoenergie- und Umwelttechnologie aus Oberösterreich". Diese unterstützt heimische Unternehmen beim Markteintritt in außereuropäischen Ländern.

Quelle: Energie AG


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /