© Energiepark Bruck
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Erneuerbare Energie aus Zwischenfrüchten

Ein innovativer Lösungsansatz zum Ausgleich des Interessenkonflikts zwischen zwischen Energieproduktion aus Biomasse und Nahrungsmittelproduktion

Die Rohstoffbereitstellung für die Biogasproduktion muss zukünftig ohne Konkurrenz zur Nahrungs- und Futtermittelproduktion durchgeführt sowie von den massiven Preisschwankungen der Hauptfrüchte entkoppelt werden. Ertragsstabile Zwischenfrüchte sind hierfür ein Lösungsansatz.

Es ist in der Landwirtschaft gängige Praxis, nach dem Abernten der Hauptsaat den Boden mit sogenannten Zwischenfruchtpflanzen vor Erosion und dem Abbau der Bodenqualität zu schützen. Diese Zwischenfrüchte werden nach einer kurzen Vegetationsperiode von ca. 3 Monaten wieder in den Boden eingebracht.

Die Grundidee eines Projekts des Energieparks Bruck, gemeinsam mit anderen Beteiligten, besteht darin, diese zweite Vegetationsperiode mit ausgesuchten, ertragsreichen Energiepflanzen zu nützen. In der aktuellen Versuchsreihe wurden verschiedene Hirsearten, Sudangräser und klassische Zwischenfruchtmischungen
(Senf, Phazelia, Ölrettich,…) angepflanzt. Ende Oktober werden die Zwischenfrüchte abgeerntet und in Biogasanlagen verwertet, wobei der Reinmethanertrag der einzelnen Pflanzenmischungen einen wesentlichen Indikator für die weiteren Versuchsreihen darstellt.

Im nächsten Schritt wird das produzierte Biogas über eine spezielle Reinigungstechnologie auf Erdgasqualität gebracht und in das Erdgasnetz eingespeist. Diese Technik wurde bereits in einem vorangegangenen Forschungsprojekt entwickelt, welches ebenfalls durch den Energiepark Bruck/Leitha initiiert wurde.

(Projekt ‘Virtuelles Biogas’ www.virtuellesbiogas.at)

Ziel ist es 3.000m³ Reinmethan pro Hektar Zwischenfruchtfläche ins Erdgasnetz
einzuspeisen. Dieser Zielwert in Kombination mit der in NÖ für Zwischenfruchtanbau verfügbaren Ackerfläche ergibt ein theoretisches Potential einer nahezu 90% Abdeckung des niederösterreichischen Erdgasbedarfs.

Nach der Verwertung in der Biogasanlage bleibt das sogenannte Gärsubstrat als Reststoff übrig. Die darin enthaltenen Nährstoffe werden im Sinne der Kreislaufwirtschaft wieder als wertvoller, organischer Dünger am Feld ausgebracht.
Durch diesen nachhaltigen Anbau- und Verwertungszyklus ist auch mit positiven Effekten auf den Bodenzustand zu rechnen, die in diesem Projekt ebenfalls untersucht werden.

Die Ergebnisse aus den vorangegangenen Anbauversuchen (2008/09) stimmen bereits optimistisch. Der Spitzenreiter unter den verschiedenen Zwischenfruchtsaaten war die Kolbenhirse mit einem Hektarertrag von 2.330 m³ Reinmethan.
Mit der heurigen Aussaat einer besonders ertragreichen Zuckerhirsesorte wird sogar mit einer deutlichen Überschreitung des angestrebten Zielwerts von 3.000m³ gerechnet.

Zur Verdeutlichung: Mit diesem Hektarertrag könnten zwei durchschnittliche
Einfamilienhäuser ein Jahr lang beheizt werden. Zusammenfassend lässt sich aus diesem nachhaltigen Verwertungsansatz von Zwischenfrüchten ein potentieller Weg ableiten, der österreichischen Biogasbranche wieder neue Impulse zu geben – und dies ausschließlich über eine regional fokussierte, heimische Wertschöpfung.

An diesem LEADER-Projekt sind neben dem Energiepark Bruck/Leitha die OMV, die EVN, die Wien Energie und eine Gruppe innovativer Landwirte aus Ober- und Niederösterreich beteiligt.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /