Gedanken zur Wasserkraft

Eine Ansichtssache von Fritz Mondl

Seit Jahren beschäftige ich mich intensiv mit dem Thema.

Und ich beobachte sehr genau alle zur Wasserkraftnutzung bezogenen Standpunkte und geäußerten Argumente verschiedener Interessensgruppen, die alle ehrenwert und plausibel sind, versuche sie gegenseitig abzuwägen und zu einem objektiven Standpunkt zu kommen.

Es gibt die klassische Wasserenergiewirtschaft –

in Österreich bis vor wenigen Jahren sehr selbstbewusst, weil sie ohne große Hindernisse überall, wo sie sich hohen Ertrag versprach, Kraftwerke jeder Art geplant hat, und in der Regel auch genehmigt bekam. Zaghaft eingewendete Bedenken wurden lange kaum beachtet.
Das hat sich seit dem Dorfertal und natürlich Hainburg ein bisschen geändert, es wurden nur mehr relativ wenige größere Kraftwerke gebaut, aber Verständnis für die Bedenken besteht nach wie vor nur sehr eingeschränkt. Betreiber und Planer beteuern, dass die Wasserkraft ja die ertragreichste und umweltschonendste unter den Ökoenergien wäre, man jetzt sogar Fischaufstiegstreppen baue. Jedenfalls wäre es notwendig - besonders jetzt in der Energie- und Klimakrise - in Österreich forciert die Wasserkraft mit weiteren Kraftwerken zu nutzen.

Dann gibt es die Ökologen und die Landschaftsschützer –

sie argumentieren, dass es in Österreich nahezu keinen unverbauten Fluss mehr gibt, und dass die letzten verbliebenen, noch nicht von der Energiewirtschaft genutzten Flussabschnitte erhalten werden sollten, nicht zuletzt im Interesse unserer Kinder, die demnächst nur mehr aus UNIVERSUM wüssten, was ein unberührter Fluss überhaupt ist. Sie sagen auch, dass es uns Wert sein müsste, auf die paar jährlichen zusätzlichen Terrawattstunden zu verzichten, die ohnehin gleich wieder vom Bedarfszuwachs geschluckt würden, und man lieber die Effizienz der bestehenden Kraftwerke und des Stromeinsatzes steigern sollte.

Ich stelle mir und den Fachleuten folgende Fragen -

Zum Beispiel, müssen es denn immer unbedingt riesige Staumauern und Dämme sein?
Sind Staumauern überhaupt zwingend notwendig, um Strom aus der Wasserkraft zu gewinnen?
Ist es nicht möglich, ohne sichtbaren Eingriff in den Fluss Wasserkraft zu nutzen?

Wäre es möglich, die beiden Lager – klassische Wasserkraft und Ökologie – dazu zu bringen, gemeinsam neue Kraftwerke zu entwickeln, die ohne Eingriffe in die Natur auskommen?
Und die womöglich einmal die bestehenden nachteiligen Kraftwerke ersetzen können?

Immerhin sind die herkömmlichen Kraftwerke und Turbinen großteils im 19. Jahrhundert oder gar früher erfunden worden.
Es wird Zeit für Neues.

GastautorIn: Fritz Mondl für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /