Aus alt mach neu: Outdoor-Jacken statt Plastikflaschen

Nachhaltige Produkte gewinnen in der Outdoor-Branche an Bedeutung - Funktionalität bleibt dennoch erhalten

Friedrichshafen - Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind auch auf der 16. OutDoor in Friedrichshafen ein zentrales Thema. Immer mehr Hersteller von Bekleidung und Ausrüstung setzen im Sinne ihrer naturliebenden Kunden auf Recycling-Materialien.

Schuhsohlen aus alten Reifen, Fleece-Jacken aus Plastikflaschen, Taschen aus LKW-Planen, Rucksäcke aus ausgedienten Fischernetzen - die Fantasie der Outdoor-Firmen kennt bei der Wiederverwertung von Materialien keine Grenzen. Man glaubt es kaum. Schon Anfang der 90er-Jahre gab es die ersten Versuche mit recyceltem Fleece, das Ergebnis war jedoch sehr hart und kam beim Kunden nicht an. Mittlerweile sind die Herstellungsmethoden weit fortgeschritten. Vor allem im Fleece-Bereich ist die Entwicklung ausgereift.

Geschredderte PET-Flaschen liefern dabei den Grundstoff für dünne Synthetikfasern, die zu Garnen versponnen werden. Anschließend entstehen daraus Gewebe für kuschelige Fleece-Bekleidung. Tonangebend war hier bislang das Unternehmen Patagonia aus den USA, das schon 2005 ein Recycling-Programm gestartet hat und mittlerweile rund ein Drittel ihrer Textilien aus wiederverwerteten Materialien herstellt. Doch auch andere Firmen sind auf diesem Gebiet aktiv geworden und bauen ihre Produktion kontinuierlich auf Recycling aus.

Jack Wolfskin zum Beispiel präsentiert als Highlight auf der diesjährigen OutDoor zwei Fleece-Jacken für Mann und Frau, die besonders leicht und zugleich komplett aus recyceltem Polyester bestehen. "Nicht nur das Obermaterial, sondern auch die eingearbeiteten Futter- und Besatzstoffe sowie die Reißverschlüsse und Nähte stehen in einem nachhaltigen Kontext", erklärt Pressesprecherin Ingola Metz. Ein Novum, denn bei den meisten Textilien ist das PET-Garn nur in Anteilen enthalten. Auch die Marke mit Tatze hat mit der sogenannten "Earthline" solche Produkte im Programm, darunter sind Wetterschutzanoraks oder Softshell-Jacken.

Die Firma Vaude wiederum zeigt auf der OutDoor, dass man aus Plastikflaschen noch viel mehr machen kann: Das Unternehmen aus Oberschwaben hat eine Pack’n-Bag-Kollektion entworfen, bei denen das Futter der Taschen und Rucksäcke zu 100 Prozent aus recycelten PET-Flaschen besteht. Nur beim Außenmaterial werden 55 Prozent-PET-Garn mit 45 Prozent Polyester verwoben. "Zwölf Flaschen stecken etwa in einer Tasche", erzählt Pressesprecherin Johanna Weishaupt.
Apropos: "Trotz aller Ökologie muss man in Sachen Atmungsaktivität heutzutage keine Einbußen befürchten", betont man im Hause Fjällräven. Bestes Beispiel sind ihre neuen Trekkingjacken namens "Circle". Die Skandinavier haben damit als eines der wenigen Outdoor-Unternehmen wasserdichte und atmungsaktive Anoraks im Programm, die vollständig aus recyceltem Polyestermaterial bestehen - vom Oberstoff über das Futter bis zu den Zips. Und dass die Jacken in Sachen Funktionalität keine Wünsche offen lassen, versteht sich von selbst.

Übrigens haben Untersuchungen ergeben, dass bei den Recycling-Produkten eine Energieeinsparung von bis zu 84 Prozent sowie eine Senkung der CO2-Emissionen bis zu 77 Prozent im Vergleich zur konventionellen Produktion von neuem Polyester aus Erdöl erzielt wird. Kein Wunder, dass die Outdoor-Branche immer mehr in dieser Richtung investiert. Das ist sie schon allein ihrem Selbstverständnis schuldig.

Mehr über die OutDoor 2009: www.outdoor-show.com


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /