Kann Bio alleine die Menschen ernähren?

Ist Klimawandel-Umkehr durch weltweiten Humusaufbau möglich?

Ein fruchtbarer Boden (der über viele Jahre nach den Bedürfnissen des Bodens behandelt wird) hat bis zu 600 Regenwürmer pro m². Diese scheiden pro Jahr 80 t Regenwurmhumus pro ha aus. Darin sind 280 kg Stickstoff enthalten. Das ist die Antwort auf die Frage, wie hoch das Ertragspotenzial im Biolandbau ist. Da wir für unsere Erträge gar nicht so viel brauchen, kann man während der Produktion den Boden noch mit zusätzlicher Bodenfruchtbarkeit anreichern und so die Ertragssicherheit steigern.

Und dieser Stickstoff ist nicht flüchtig. Da er an dem organischen Ausscheidungsprodukt gebunden ist, wird das Grundwasser rein gehalten. Das ist ein natürlicher Kreislauf und funktioniert schon immer so.

Bio heißt also nicht weniger Ertrag, sondern mehr und gesünder zugleich. Obwohl dies großteils nur ein Wunschtraum unter uns, den Biobauern ist, so möchte ich doch zu denken geben, dass sich der Biolandbau erst in den Kinderschuhen befindet und das Ertragspotenzial unserer Felder noch lange nicht ausgeschöpft ist.

Der Biolandbau hat durch Kleegrasmischungen die Möglichkeit, den Humus im Boden zu vermehren. Wenn wir dann durch verantwortungsbewussten und sorgsamen Umgang mit diesem Boden und dem Humus unsere Erträge steigern und zugleich den Boden weiter aufbauen, so haben wir die Chance den Klimawandel zu stoppen, ja sogar umzukehren. Dies sind Berechnungen von Prof. Dr. August Raggam von der TU Graz.

Er sagt, das wir mit 4% weltweiten Humusaufbau im Boden all unsere Klimasorgen los sind. Durch diese Speicherung können wir die Emissionen der vergangenen Jahrhunderte im Boden in Form von steigender Fruchtbarkeit zurück gewinnen.
Durch die Steigerung des Humusgehaltes im Boden entsteht außerdem ein riesiges Potenzial, um die Erdatmosphäre abzukühlen und damit die Temperaturerhöhung aufzuhalten.

Weiters nehmen solche Böden, nach den Forschungen von Prof. Dr. Johannes Bauchhenß, in nur einer Stunde 150 Liter Wasser auf einem Quadratmeter auf. Hochwasser ade!! Zum Vergleich: Eine Fichten Monokultur nimmt Ø 10 Liter /m² in einer Stunde auf.

Im neuen Jahr erlaube ich mir ein wenig zu Philosophieren.
Vor einigen Jahren habe ich über die Bodenfruchtbarkeit philosophiert und heute ist sie Realität. Natürlich gab es auch Rückschläge. Doch insgesamt ist der Gewinn im Boden höher, als ich es vor 5 Jahren glauben konnte.

Vor 5 Jahren begann mein ‘neuer Weg’ mit einem Vortrag von Prof. Bauchhenß und Josef Braun in Karlstein der von der Umweltberatung – von Robert Kraner - organisiert wurde. Nach diesem Vortrag habe ich die beiden zum Bahnhof in Göpfritz an der Wild gebracht und da der Zug erst später kam, hatten wir noch ausreichend Gelegenheit um verschiedene Details zu diskutieren. Damals konnte ich noch nicht ahnen wie weitreichend die Folgen dieses Tages sein werden.

Als ich dann ein Monat später im Februar 2004 ein zweitägiges Seminar mit Manfred Wenz gemacht habe, ist mir immer klarer geworden, dass die heutige Technik der Bodenbearbeitung nicht mehr der schonenden Technik entspricht, die hinter den Zugtieren eingesetzt wurde. (Es war der Traktor in Verbindung mit der Agrochemie der zwar anfänglich hohe Erträge erbrachte doch die Qualität des Bodens wurde dabei zunehmend schlechter. Hier begann der Raubbau unserer Betriebsgrundlage.)

Zu dieser Zeit (Februar 2004) habe ich begonnen, mich mehr und mehr mit dem Thema Bodenfruchtbarkeit auseinander zu setzen. Heute ist sie auf den meisten meiner Felder Realität. Die Struktur des Bodens und die Erträge der Ernte 2008 veranlassen mich zur Freude und Zuversicht. Ich habe dabei, rückwirkend betrachtet, eine Utopie zur Vision gemacht und da es der Wahrheit entsprach wurde diese Vision zu Realität.
So z.B. war es eine Utopie, das man als Biobauer mit einem Weißklee oder einem Gelbklee dieselben Erträge oder noch höhere erwirtschaften kann als mit Luzerne.
Da die Luzerne aber am Oberboden nur sehr wenig Arbeit vollbringt, ist ihr der Weißklee in mancher Hinsicht überlegen.

Da der Umbruch vom Weißklee wesentlich weniger Aufwand erfordert und der Durchwuchs des Weißklees niemanden stört , sind hier viele Vorteile, die man diesem eher schüchtern wirkenden Pflänzchen auf den ersten Blick nicht zutrauen würde.

Außerdem geht es in der Landwirtschaft In erster Linie nicht um den Gewinn von Stickstoff, (wo die Luzerne wahrscheinlich besser ist) für die Produktion von Folgefrüchten, sondern es geht darum, die Bodenfruchtbarkeit allgemein anzuheben. Denn ein hoher Stickstoffgehalt im Boden bewirkt noch nicht, das die Kulturfrüchte gesund bleiben. Dazu ist ein fruchtbarer Boden notwendig und der hat ohnehin genügend Stickstoff. Diese Bodenfruchtbarkeit ist in hohem Masse von der Fütterung des Bodenlebens an der Oberfläche und der Durchwurzelung dieser Oberfläche abhängig.

Wusstet Ihr, dass ein Kleegrasbestand / ha 8 t Trockenmasse mit den Wurzeln alleine produzieren kann?

Zum Vergleich schaffen es unsere Kulturpflanzen nur von 0,8 t bis 3 t Wurzeltrockenmasse.

Hier liegt der Schlüssel zum Erfolg des Ackerbaues allgemein. Ohne Klee und Kleegras keinen Gewinn an Bodenfruchtbarkeit.

Bei einer weltweiten Umstellung der Landwirtschaft können wir 50 Mio. ha Silomais und 25 Mio. ha Soja durch Kleegras ersetzen. Durch die hohen Wurzelmasseertrage vom Kleegras könnten wir zusätzlich 1,8 Mrd. t CO² im Boden speichern.

Im Sinne der Forschung für den Biolandbau möchte ich hiermit wieder ermutigen, den Biolandbau immer weiter zu perfektionieren und mit dem Erreichten nie ganz zufrieden zu sein.


Web Galerie mit vielen Fotos: franzbrunner

Der Autor, Franz Brunner, betreibt konservierend biologischen Ackerbau in Horn-Groß Burgstall

GastautorIn: Franz Brunner für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /