Autofreies Leben im 9.Bezirk- Eine Utopie?

Studien der TU Wien bestätigen, dass eine Verkehrswende überfällig ist. Ein Bericht über eine erfolgreiche Veranstaltung im 9. Bezirk. AKTUALISIERT. Jetzt mit der spannenden Präsentation von Dr. Emberger (TU Wien)

© Günter Emberger & Hermann Knoflacher
© Günter Emberger & Hermann Knoflacher
© Günter Emberger & Pfaffenbichler 2001
© Günter Emberger & Pfaffenbichler 2001

Am 30. September lud die Agenda 21 im 9. Bezirk unter Mithilfe der "Initiative menschengerechte und zukunftsfähige Stadt" zum Informations- und Diskussionsabend ein. Das Thema ("Autofreies Leben im 9.Bezirk- Eine Utopie?") könnte in Zeiten sinkender Autozulassungen in Wien (siehe VCÖ-Studie) nicht aktueller sein.

Univ.Prof. Dr. Günter Emberger von der TU Wien stellte zu Beginn eine Diplomarbeit der TU Wien vor, in der die aktuelle Vision autofreier Straßenzüge in den Alsergrunder Bezirksteilen Himmelpfort und Lichtental untersucht wurde.

Der Verkehrsexperte zeigte anschaulich auf, dass das PKW-zentrierte Verkehrssystem, so wie es jetzt ist, extrem teuer und ineffizient ist. Ein anschauliches Beispiel: Ein Fußgänger im 9. Bezirk benötigt im Durchschnitt einen einzigen Quadratmeter öffentlicher Fläche. Ein PKW hingegen benötigt 60 Quadratmeter, also den 60fachen Platzbedarf eines Fußgängers (siehe Bild 4).

Anders ausgedrückt: Wird eine Chancengleichheit für Fußgänger erreicht, kann für jeden Autofahrer, der vom Auto umsteigt, der Platz für ein Auto, also 60 Quadratmeter, der Bevölkerung zurückgegeben werden. Das ist mehr als die Durchschnitts-Wohnungsgröße jeder Person im 9. Bezirk!!

Die Frage: Sind Stellplätze im Straßenraum verzichtbar, wenn ausreichend Sammelgaragen errichtet werden, konnte anschaulich mit einem klaren JA beantwortet werden. Das Ergebnis aller Studien in diesem Bereich stellt klar, dass eine Chancengleichheit der Verkehrsträger hergestellt werden muss. Der PKW muss genauso weit entfernt sein wie der Öffentliche Verkehr - etwa 200 Meter, um gleiche Rahmenbedingungen für Alle zu schaffen. Dieses Verkehrskonzept wird in der Fachwelt auch als "Äquidistanz" bezeichnet (siehe 3. Bild). Zwischen den Wohneinheiten und diesen Verkehrsträgern müssen verkehrsberuhigte Zonen entstehen, die wiederum positive Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft haben. Empfohlen wurde daher die Errichtung von (kostenpflichtigen) Sammelgaragen und die parallele Reduktion von Stellplätzen im öffentlichen Raum.

Diesen fundierten Zahlen lauschten die BesucherInnen, unter denen sich auch mehrere Lokalpolitiker befanden, bis das Wort an Walter Vertat und Rene Bolz übergeben wurde.

Diese beiden Protagonisten für effiziente Verkehrslösungen haben mit der Agenda 21 eine Art "Grünstraßennetz" erarbeitet, um den Anrainern des 9. Bezirks einen Weg zu bieten, der durchgängig von einer verkehrsberuhigten Zone zur Nächsten führt. Es wäre somit innerhalb eines Bezirkes möglich, ein durchgängiges Erholungsgebiet zu schaffen, was den Verkehr weiter beruhigt.

Wenn sich die Anrainer in ihrem Grätzel wohl fühlen, ist der Drang geringer, erst wieder in der Freizeit auf den PKW umzusteigen und damit Kosten für die Allgemeinheit zu verursachen

Ausschließlich positive Rückmeldungen gab es aus den Reihen der ZuhörerInnen, da mittels eines vergrößerten Stadtplanes dieser Weg anschaulich und für jederman verständlich aufbereitet wurde. Fotos, um den Nutzen verkehrsberuhigter Zonen darzustellen, wurden ebenfalls präsentiert.

Die "Initiative menschengerechte und zukunftsfähige Stadt" hat ja erst kürzlich auf eigene Kosten eine anonyme Umfrage mit einer hohen Rücklaufquote gestartet. Diese Umfrage wurde von Dr. Högelsberger von Global 2000 ausgewertet.

Fazit der Umfrage: Die Anrainer wollen einen massiven Ausbau verkehrsberuhigter Zonen

Professionelle Foto-Montagen von verkehrsberuhigten Zonen im 9. Bezirk, die auch für diese Umfrage erstellt wurden, finden Sie auf: www.oekonews.at/wienvirtuell

Moderiert wurde die Veranstaltung von DI Michael Szeiler, Rosinak & Partner von der lokalen Agenda 21 im Wiener Alsergrund.

Die Präsentation von Dr. Emberger finden Sie im Download-Bereich am Ende der Seite.

Die Agenda 21 freut sich auf Mitwirkende. Jede(r) ist willkommen: www.agenda21.or.at/


DOWNLOADS

Emberger_AGENDA21_2008_09_30.pdfDOWNLOAD


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Artikel Online geschaltet von: / Lukas Pawek /