© Fritz Herzog
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Fritz Herzog: Unser Held des Monats

Ob als Geschäftsführer von ENERCON Österreich, im Vorstand der IG Windkraft oder als Betreiber: Er setzt sich überall für Erneuerbare Energie ein

oekonews: Wo und wie begann Deine "Umweltkarriere"

Herzog: Ich bin seit ca. 15 Jahren im Bereich Erneuerbare Energie engagiert,
seit 1994 in Wolkersdorf als einer der drei Initiatoren des Drahdiwaberl (E-40 500kW Bürgerwindrad mit 240 Beteiligten) und der daraus entstandnenen Firma Ökoenergie in der Geschäftsführung tätig. Seit 1996 arbeite ich am Aufbau der Vertretung der Fa. ENERCON in Österreich. Von der Halbtagsbeschäftigung im Wohnzimmer als Büro wuchs das Unternehmen zu einerm Betrieb mit über 50 Mitarbeitern (nun vor allem im Service durch den Ökostromausbaustopp in Österreich). Ich war mehrere Jahre als Solarberater bei der Umweltberatung, habe aber auch schon vorher viele Solaranlagen (immer nur inkl. Raumheizung) konzipiert. Erstmals 1990 für meinen Vater ein Solarhaus mit 2x30 m3 Pufferspeicher und 48m2 Solaranlage, zuletzt vor ca. 10 Jahren für mich ein Niedrigenergiehaus mit 63m2 Kollektor und Kachelofen somit 100% Erneuerbare Energie und kein Gas oder Öl. Auch mein Strom kommt zu 100% aus Erneuerbare Energie (Mix aus Windstrom aus Wolkersdorf und Wasserkraft aus Kötschach/Mauthen).

oekonews: Gerüchten zufolge bekommst Du bald Dein erstes E-Auto?

Herzog: Für mich gilt für künftige Autos der Slogan "No plug - no deal". Ich bekomme ca. Ende März via Otto Rötzer einen Peugeot 106 elektro, weil leider der Tesla Roadster für mich (noch) zu teuer ist. In ca. 5 Jahren fahre ich dann hoffentlich eine schnittigen Elektro-Flitzer oder Plug-in-Hybriden (Anmerkung: Das ist ein Hybrid-Fahrzeug, das auch rein elektrisch betankt werden kann). Ich denke es ist wichtig auch Spaß mit der neuen und umweltfreundlichen Technik zu haben und diese auch zu zeigen. Ich finde große Windenergieanlagen und schnittige Elektro-Flitzer sexy - und ich bin da sicher nicht allein mit dieser Ansicht!

oekonews: Wie bist Du zu Deinem ökologischen Engagement gekommen? Was war der Auslöser/ Schlüsselerlebnis?

Herzog: Ich hatte da eine erschreckende Erkenntnis:
Man stelle sich eine riesige Glasglocke vor, die man aus dem Weltraum über Österreich stülpt. Da Luft ca. 1 kg/m3 wiegt und der Luftdruck auf der Erdoberfläche ca. 10.000 kg/m2 beträgt, können wir uns vorstellen es würden 10.000 Würfel zu 1 m3 (pro 1m2 Grundfläche) übereinander gestapelt sein. Wir nehmen dabei in einer Näherung eine konstante Luftdichte und Erdanziehung an, um die gesamte Menge der Luft die wir über Österrich haben grob abzuschätzen.
Österreich hat ca. eine Fläche von 8 Mio. Hektar (=80.000 km2) also jeder Österreicher hätte anteilig ca. einen Hektar (also 100x100m). Eigentlich gar nicht viel, wenn man bedenkt dass hier Wohnen, Nahrungsbeschaffung aber auch Natur und Verkehr Platz finden sollen. Nun emittiert jeder Österreicher anteilig ca. 10.000 kg CO2 pro Jahr. CO2 ist etwas schwerer als Luft und wiegt ca. 1,5 kg/m3. In m3 umgerechnet sind das ca. 7000 m3 oder auf meinem Hektar ca. 0,7m hoch reines CO2 (jährlich). Zwar ist CO2 in der Luft mit 0,3 Promille nur ein "Spurengas" - also nur 1/3000 der Luft ausmacht, so ist es aber doch für den Wärmehaushalt der Erde ganz entscheidend. Wenn wir nun einen Jahresaustoß CO2 3000-fach verdünnen - so bedeutet das 0,7 X 3000 = 2100 m hoch Luft mit 0,6 Promlille CO2 (allein von einem Jahr Aussstoß). Nach 5 Jahren sind wir an der Glasglocke mit unseren Emissionen. Es ist schon klar, dass teilweise auch CO2 wieder gebunden wird - und auch, dass heute auch nicht die ganze Menschheit so verschwenderisch ist, aber die Größenordnungen machten mir das Problem deutlich. Ich habe damals mehrere Tage gebraucht um das Ergebnis zu "verdauen" und mir danach fest vorgenommen umgehend selber etwas zu tun und auf niemanden zu warten, der vielleicht das Problem für mich löst.
Seit 2001 bin ich in etwa CO2-neutral. Mit meinen Anteilen an Windkraftanlagen spare ich viel mehr CO2 ein als ich verbrauchen kann, aber ich möchte meinen Kindern nicht nur Probleme hinterlassen sondern auch Teil der Lösung sein.
Diese Problematik birgt nicht nur Risiken sondern auch sehr gute Chancen für alle, die sich am Umbau der gesamten Wirtschaft und Gesellschaft beteiligen, denn zu tun gibt es genug und so langsam wird allen klar, dass keine Zeit mehr zu verlieren ist. Die lange geleugnete Problematik der Endlichkeit der fossilen Ressourcen wie auch der "Entsorgungskapazität" unserer Atmosphäre haben dazu geführt, dass sehr viele Zeit vertan wurde. Mit größeren Problemen müssen wir deshalb rechnen und ich bin der Überzeugung, dass binnen weniger Jahre kaum ein Stein auf dem anderen bleiben wird. Gewinner werden die sein, die die Zeichen der Zeit erkennen, aber auch nur, wenn sie danach entschlossen handeln.

oekonews: Deine Wünsche an die Bundes/Landespolitik?

Herzog: Sie mögen erkennen, dass die Erzielung von Gewinnen für wenige und Abwälzung der Risken auf Alle - wie das im atomaren und fossilen Bereich immer der Fall ist - zu tiefst unmoralisch und nicht zukunftsfähig ist. Wer hier nicht entschlossen handelt ist fehl am Platz. Ich fordere von der Politik umgehend strenge Gesetzte zur Einschränkung der fossilen Verschwendung und zur Energiewende mit erneuerbarer Energie. Wir benötigen zumindest ein Erneuerbares Energie Gesetz nach deutschen Vorbild, Effizienzzgesetze und Kostenwahrheit bei den Fossilen und der Atomenergie
und fraglos mehr Kontinuität und Rechtssicherheit in diesem Bereich.

oekonews: Deine Message an die oekonews-LeserInnen?

Herzog: Es ist schön durch ein gemeinsames Medium zu sehen, wie viele von den Erneuerbare Energie begeisterte Leute es schon gibt und was sich da tagtäglich so alles bewegt. Wir Elektrotechniker behaupten ja "Arbeit wird immer nur gegen einen Widerstand verrichtet". Das kann manchmal ganz schon an die Substanz gehen, aber es ist auch immer wieder schön dabei zu sein, wenn gemeinsam etwas zum Besseren verändert wird!


Artikel Online geschaltet von: / Lukas Pawek /