NUKLEAR-GANGSTER

Brutaler Überfall auf südafrikanisches Atomforschungszentrum Pelindaba, wo BRD-Firmen nuklearen Brennstoff für den Hochtemperatur-Reaktor produzieren - Kämpfe im Kontrollzentrum

Südafrika- Dort, wo mit Hilfe der bundesdeutschen Firmen NUKEM (Alzenau), Uhde
(Dortmund), SGL Carbon (Wiesbaden, Meitingen), Essener Hochdruck Röhrenwerk EHR (Zweigwerk Dortmund) und des US-Konzernablegers Meridium (Walldorf) in Pelindaba die Herstellung des nuklearen Brennstoffs für den Pebble Bed Modular Reaktor (PBMR) vorbereitet wird, fand am 8. November 2007 ein schwer bewaffneter Überfall auf das Kontrollzentrum des Atomforschungszentrums statt.

Vier Gangster stürmten direkt zur Instrumententafel der Nuklearanlage und verletzten durch Schüsse den zuständigen Manager schwer. In diesem Zusammenhang wurde erst jetzt bekannt, dass bereits im Juni 2007 ebenfalls ein bewaffneter Überfall stattgefunden hat, bei dem ein anderer Manager niedergeschossen wurde.

Spiegel Online meldete am 11. 11. 2007 über die letzte Attacke: "Zwei der vier Bewaffneten hätten sich Zugang zu einem elektronisch gesperrten Kontrollraum verschafft und seien auf die Instrumententafel zugestürmt, berichtet die Zeitung ,Saturday Star'. Dem zuständigen Manager Anton Gerber schossen sie in die Brust - und verschwanden kurz darauf wieder."

Pelindaba gehört nach der offiziellen Regierungsphilosophie zu den sichersten Orten in der von schwerster und extrem häufiger Kriminalität heimgesuchten Republik Südafrika. Wie die Täter in die nukleare Schaltzentrale eindringen konnten, ist noch nicht ganz klar. Immerhin mussten nicht nur verschiedene Kontrollposten mit Videoüberwachung, sondern auch elektronische Zäune und Sicherheitssysteme überwunden werden .

Die südafrikanische Zeitung "Pretoria News" berichtete, dass ein Mitarbeiter der Anlage einen lauten Knall im östlichen Block gehört habe und dass sich die Angreifer unter Benutzung einer außen am Gebäude befindlichen Feuerwehrleiter Zugang zu einem Fenster verschafft haben könnten, das dann mit Gewalt geöffnet wurde. Bei den anschließendenKämpfen in dem Kontrollzentrum ist dann der zuständige Manager lebensgefährlich von zwei Kugeln verletzt worden, die nur knapp Herz und
Wirbelsäule verfehlten.

Internationale Blamage

Die Angreifer konnten nach dem Überfall fliehen. Aber was wollten sie in dem nuklearen Forschungszentrum? "Die Welt" berichtete und versuchte sich am 11. 11. 2007 einen Reim auf die ganze Angelegenheit zu machen:

"Ein Polizeisprecher bestätigte, dass nach den Verbrechern gefahndet werde. Festnahmen habe es bisher aber nicht gegeben. Der Vorfall hatte sich bereits am Donnerstag ereignet. Unklar blieben die Motive der unerkannt geflohenen Täter.

In Pelindaba waren zur Apartheidzeit mehr als sechs Atombomben gebaut
worden, die aber noch vor der demokratischen Wende am Kap entschärft worden waren. Das waffenfähige Uran befindet sich nach offiziell unbestätigten Angaben unter internationaler Aufsicht noch heute auf dem Gelände der Anlage und wird für medizinische Zwecke zur Herstellung von Isotopen genutzt. (...)

Die grassierende hohe Gewalt im Ausrichterland der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 hat in der Vergangenheit auch vor Anlagen mit höchster Sicherheitsstufe wie Botschaften oder Flughäfen nicht Halt gemacht."

Die Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift ASMZ schrieb am 10.11.2007: "Oppositionspolitiker kritisierten den Zwischenfall als ernsthafte Bedrohung für die Sicherheit des Landes. ,Wenn Pelindaba etwa in die Hände von Terroristen fallen würde, könnte die Sicherheit des gesamten Landes in Gefahr gebracht werden', erklärte die Abgeordnete Dianne Kohler Barnard von der Demokratischen Allianz."

Diese Blamage kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Zur Zeit bereitet sich Südafrika darauf vor, den Vorsitz für die International Atomic Energy Agency zu übernehmen, bei der ausgerechnet eine Konvention vorbereitet werden soll, die international ein hohes Mass an nuklearer Sicherheit und wirksamer Gefahrenabwehr bei Nuklearanlagen bewirken soll. Grotesker geht es nicht.

Südafrika: Krimineller nuklearer Supermarkt

Nur drei Tage später, nachdem der aktuelle Gangsterüberfall auf das südafrikanische Atomforschungszentrum in der BRD bekannt wurde, meldete die Nachrichtenagentur AP, dass der seit Jahrzehnten im Auftrage des "Vaters der Pakistanischen Atombombe", Abdul Quadeer Khan, aktive Atomschmuggler Gotthard Lerch sich nach dem formalen Scheitern bisheriger Prozesse doch noch vor dem Oberlandesgericht Stuttgart wegen mutmaßlicher Beteiligung am Aufbau des libyschen Atomwaffenprogramms verantworten muss. Seine wichtigste Operationsbasis für Entwicklung und Bau von Zentrifungen für die Herstellung von Atombomben war Südafrika.

Die Baupläne kamen von Khan, der sie als Angestellter des deutsch-niederländischen Konzerns URENCO (Gronau/Almelo) dort in den 70er Jahren illegal entwendet hatte.

AP meldete am 14. 11. 2007: "Die Zentrifugenteile habe er in Südafrika herstellen lassen. Ein Frachtschiff mit Bauteilen war 2003 auf dem Weg nach Libyen gestoppt worden, die Lieferung wurde vereitelt. Der Ingenieur bekam für seine Dienste damals rund 55 Millionen Mark (rund 28 Millionen Euro), hieß es weiter. Mit dem Betrag war nach Darstellung der Staatsanwaltschaft auch die Herstellung der Zentrifugen abgegolten worden."

Der Hochtemperaturreaktor PBMR wird in Südafrika insbesondere für den Export in Schwellenländer entwickelt. Hierdurch gelangen immer mehr Staaten in den Besitz von Uran, was das Proliferationsrisiko stark erhöht. Südafrika war nicht nur zur Zeit des Apartheidregimes eine Drehscheibe des internationalen Nuklearschmuggels, sondern ist es bis heute. Die aktuellen Vorfälle in Pelindaba und der reale Bau von
nuklearen Massenvernichtungswaffen zeigen, dass es Polizei, Gerichte und Regierung in den letzten Jahren nicht geschafft haben, den Atomsumpf trockenzulegen.

Mit dem Bau des PBMR, der mit Hilfe der bundesdeutschen Firmen NUKEM, Uhde, SGL Carbon, Essener Hochdruck Röhrenwerk (EHR) und Meridium realisiert wird, werden zukünftige Atomskandale und möglicherweise sogar Atomkriege wahrscheinlicher. - Wer sind hier die wirklichen Nukleargangster?

Quelle: Bürgerininitative Umweltschutz Hamm e.V

GastautorIn: Horst Blume für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /