Chinesische Biosprit-Projekte gestoppt

Angesicht der steigenden Getreidepreise und der Lebensmittelknappheit im Land wird die Herstellung von Biokraftstoff aus Pflanzen massiv eingeschränkt

Die Euphorie, fossile Treibstoffe stärker durch pflanzliche zu ersetzen, bekommt einen deutlichen Dämpfer. Nicht nur die Ökobilanz ist bei etlichen Kraftstoffen umstritten. Besonders drastisch hat China jetzt reagiert. Angesicht der steigenden Getreidepreise und der Lebensmittelknappheit im Land wird die Herstellung von Biokraftstoff aus Pflanzen massiv eingeschränkt. Bis 2010 sollen keine neuen Projekte zur Gewinnung von Bio-Ethanol aus Getreide mehr genehmigt werden. Noch nicht gestartete Projekte würden gestoppt, ausländische Investitionen in chinesische Bio-Kraftstoff-Anlagen untersagt.

Auch in Österreich ist die Biotreibstoff-Euphorie gedämpft. Greenpeace fordert von Umweltminister Josef Pröll ein Überdenken des Einsatzes des "Treibstoffs vom Acker". Der Plan, den Beimischungsgrad von Biosprit auf zehn Prozent zum Jahr 2010 zu erhöhen, sei der falsche Weg. Bis zur Klärung der negativen Auswirkung von Biosprit sollte die Beimischungsquote von derzeit rund fünf Prozent eingefroren werden. Die großen Anbauprojekte in Südostasien und Indien werden bei den Umweltschützern mit Skepsis beobachtet. Wie berichtet, errichtet Indien riesige Jatropha-Plantagen, in Südostasien werden Regenwälder durch Palmölplantagen ersetzt.

Die Ökobilanz von Biosprit fällt nicht nur laut jüngstem OECD-Bericht zwiespältig aus. Auch eine Studie der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) kommt zu dem Schluss: "Biosprit ist nicht gleich Biosprit."

Ethanol aus Roggen oder Kartoffeln weist nach Angabe der Schweizer Forscher von allen untersuchten Biotreibstoffen mit Abstand die schlechteste Ökobilanz aus. Biotreibstoffe, die den Ausstoß von Treibhausgasen - im Vergleich zu Diesel und Benzin - "substanziell reduzieren" können. Es sind das Ethanol aus brasilianischem Zuckerrohr, Ethanol als Nebenprodukt der Cellulosegewinnung, wie sie etwa in der Schweiz und in Schweden erfolgt, sowie die Herstellung von Biodiesel aus tierischen Fetten und Alt-Speiseöl. Bei den anderen Biotreibstoffen drückt der wenig umweltfreundliche Anbau auf die Bilanz.

Die OECD kommt in ihrer Studie zu den Chancen für Biokraftstoff zu ernüchternden Ergebnissen. Nur wenige Länder hätten das Potenzial, ihre Abhängigkeit von importiertem Erdöl signifikant zu schmälern. Die globale Produktion von Biotreibstoffen deckte 2005 ein Prozent des Spritverbrauchs. Bis 2050 könnten es bis zu elf Prozent sein.


Artikel Online geschaltet von: / willfurth /