© Holler/Oekonews
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Nabucco-Pipeline- die falsche Richtung für die österreichische Energiepolitik

Der Wirtschaftsminister will zur Versorgungssicherheit eine Erdgaspipeline bauen- obwohl er offensichtlich erkannt hat, das Energieffizienz die beste Lösung ist

Wirtschaftsminister Martin Bartenstein sprach am Montag im Rahmen der 3. Konferenz Europäischer Regionen zum Thema "Versorgungssicherheit der Regionen Europas im Bereich Energie und Wasser - Good Practice" in Salzburg.

Aus der Rede des Wirtschaftsministers:
"Energie-Versorgungssicherheit ist nicht selbstverständlich. Dies habe die Gaskrise zwischen Russland und der Ukraine Anfang 2006 gezeigt. Deshalb, aber auch wegen Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit ist Energiepolitik Top-Thema der EU. Klimaschutz hat oberste Priorität, die EU ist hier Vorreiter. Die Botschaft von Heiligendamm, wo sich die G8, China und Indien zu Klimaschutz als gemeinsames Thema bekannt hätten, sei von großer Bedeutung. Ohne China und Indien gehe es nicht. In Bali, bei der UN-Klimakonferenz, wird man feststellen können, ob Heiligendamm ernst gemeint war.’ sagt Bartenstein. Der Anteil der EU an den weltweiten CO2-Emissionen liegt derzeit bei 14 Prozent und wird bis 2030 auf 10 Prozent sinken. "Deshalb ist es im Hinblick auf den Klimawandel entscheidend, auch die USA und Schwellenländer wie China, Indien und auch Brasilien an Bord zu holen." "Die Deutsche Bundesregierung hat bei ihrer Klausur in Meseberg ein Klimaschutzpakt mit konkreten Inhalten beschlossen. Nur ein Teil, wenn auch ein sehr kostenintensiver, ist dabei Ökostrom. Hierfür werde ich in Österreich in den nächsten Wochen eine Novelle des Ökostromgesetzes vorlegen", kündigt Bartenstein an. " In Bezug auf Energieeffizienz führt Bartenstein an, dass dies die Optionen zu den niedrigsten Kosten bietet. "Die nicht verbrauchte Kilowattstunde Strom ist die billigste."


Zur Aussage, dass Ökostrom in Deutschland besonders kostenintensiv sei, können wir nur den Kopf schütteln. Schon heute sparen die deutschen erbraucher mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz deutlich mehr Geld ein, als sie für das Förderinstrument zahlen. Das größere Stromangebot aus Wind, Wasser, Sonne, Bioenergie und Erdwärme führt zu einem dämpfenden Effekt auf die Strompreise. Nach Angaben des deutschen Umweltministeriums sparen die Verbraucher dadurch 5 Milliarden Euro pro Jahr ein.

Die EEG-Umlage gibt die Differenzkosten zwischen der EEG-Vergütung und den Strombezugskosten der Versorger an die Verbraucher weiter. Je niedriger der Strompreis, desto höher ist die EEG-Umlage. "Den preisdämpfenden Effekt Erneuerbarer Energien erlebte Deutschland im heurigen Sommer besonders eindrucksvoll. Obwohl 6 Atomkraftwerke vom Netz waren, verharren die Spotmarktpreise auf niedrigem Niveau", erklärte Milan Nitzschke. Geschäftsführer des Deutschen Bundesverbands für Erneuerbare Energie (BEE) vor kurzem. Ein weiterer Effekt: Die Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien spart der konventionellen Stromwirtschaft den Kauf teurer CO2-Zertifikate für den Betrieb ihrer klimaschädlichen Großkraftwerke.

Aktuell beträgt die EEG-Umlage in Deutschland nach Berechnungen des Bundesverbandes Erneuerbare Energie 0,7 Cent pro Kilowattstunde. Damit zahlt ein Durchschnittshaushalt im Monat 2,10 Euro für die Förderung Erneuerbarer Energien im Stromsektor. Pro Person sind das nur rund 70 Cent im Monat. Für das Jahr 2008 erwartet der BEE gleichbleibende Werte. Einige deutsche Energieversorger rechnen jedoch eine deutlich höhere Umlage ab, als es das EE-Gesetz vorsieht ( der BEE erwartet, dass dieser Praxis mit der anstehenden Novelle des EEG ein Riegel vorgeschoben wird meint Nitzschke dazu).

Details zum Thema ‘Kosten der Windenergie’ können Sie unter Ökostromgesetz: Windenergie kompensiert Ökostromzuschlag zu 200 % nachlesen.

Aber es kam noch schlimmer in der Rede des Ministers Bartenstein sieht die Nabucco-.Pipeline mit Wichtigkeit an erster Stelle für die österreichische Energiepolitik.

Welch Wunder, dass der Wirtschaftsminister trotzdem erkannt hat, dass jede eingesparte Kilowattstunde (kwh) die günstigste kwh ist. Daher unser Vorschlag: Das Geld, das Österreich in die Nabucco-Pipeline investieren will soll zur Forcierung von Maßnahmen im Bereich Energieeffizienz eingesetzt werden. Wenn man die für die Pipeline geplante Investition in die Althaussanierung mit Passivhauskomponenten stecken würde, könnte mit der gleichen Geldmenge mehr an Energie einsparen, als Erdgas durch die Pipeline fließen wird. (Die Details dazu wurden von der IG Passivhaus berechnet).

Wirklich jammerschade, wenn gerade der Wirtschaftsminister noch immer nicht erkannt hat, dass man Versorgungssicherheit am allerbesten vor Ort und nicht durch den Bau von neuen Pipelines im Ausland erreichen kann. Und da haben wir das immense Arbeitsplatzpotential in Österreich im Bereich der Althaussanierung noch gar nicht angesprochen!

Auch dass die Photovoltaikindustrie, die in Österreich wie ein Stiefkind behandelt wird, weit mehr leisten könnte, wenn ein entsprechender Heimmarkt in Österrreich für Solarstromanlagen vorhanden wäre, scheint der Minister nicht zu wissen. Das Arbeitsplatzpotential zeigt sich auch hier daran, was durch das EEG in Deutschland passiert.

Tragisch, wenn ein Wirtschaftsminister lieber im Ausland statt in Österreich investieren möchte und Ökostrom noch immer als "sehr kostenintensiv’ bezeichnet.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /