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Grüne Bioraffinerie in OÖ: Österreichische Forschungsergebnisse werden in weltweit erster Pilotanlage umgesetzt

Mainoni sieht große Chance für internationale Technologieführerschaft

In einer einzigartigen Vernetzung von Forschung, Wirtschaft, öffentlicher Hand und Landwirtschaft wird in Oberösterreich im Bereich der Energie- und Rohstoffnutzung absolutes Neuland betreten. Künftig sollen aus dem Grünschnitt der Wiesen wertvolle Ausgangsstoffe für die Naturstoffchemie (Milchsäure, Aminosäure) gewonnen werden. Anschließend wird die Biomasse zu Energie in Form von Biogas umgewandelt und in das öffentliche Gasnetz eingespeist. Die verbleibende Trockenmasse schließt als natürlicher Dünger den Kreislauf.

Im Rahmen einer Pressekonferenz wurde der Startschuss für die erste entsprechende Demonstrationsanlage in der Innviertler Gemeinde Utzenaich gegeben. "Im Labor ist die Technologie bereits erprobt. Nach einer zweijährigen Betriebsphase der Pilotanlage sollte Klarheit bestehen, ob die Technik in Großanlagen auch auf breiter Basis wirtschaftlich umsetzbar ist und wir damit neue Arbeitsplätze schaffen, einen internationalen Technologieschub einleiten und unsere technologische Vorherrschaft im Umweltbereich weiter ausbauen", so Forschungsstaatssekretär Mag. Eduard Mainoni.

Die Kosten für die Erprobungsphase betragen 4,6 Millionen Euro, die von der Wirtschaft, dem Bund und dem Land Oberösterreich aufgebracht werden. Das BMVIT tritt dabei gemeinsam mit dem Land Oberösterreich als Fördergeber auf, während zwei landeseigene Energieversorger - Energie AG und Oberösterreichische Ferngas - die Demonstrationsanlage errichten und betreiben werden.

"Mit der oberösterreichischen Bioraffinerie besteht eine zweite Chance auf den Erhalt der flächendeckenden Landwirtschaft. Gras ist Rohstoff, die Wiesen werden weiterhin gemäht und gepflegt, die Regionen wachsen nicht zu, wenn vereinzelt die Nutzung über den Rindermagen fehlt", so der oberösterreichische Agrarlandesrat Dr. Josef Stockinger. Umweltlandesrat Rudi Anschober fügt hinzu: "Diese Demonstrationsanlage ist ein weiterer wichtiger Schritt in die Energiezukunft und wird die Oberösterreichische Technologieführerschaft am Sektor erneuerbarer Energieträger weiter ausbauen. Wir wollen damit aber auch offensiv in die Forschung und Erzeugung von Biokunststoffen und umweltfreundlichen Lösungsmitteln einsteigen und bei der Umsetzung die Nase vorn zu haben."

Die neuartige Bioraffinerie habe durch ihre zukunftsweisende Technologie einen enormen Mehrwert für Oberösterreich und könne ein weltweites Vorzeigeprojekt sein, so Wirtschaftslandesrat Kommerzialrat Viktor Sigl: "Das Konzept verbindet die Erzeugung erneuerbarer Energie mit der Gewinnung von hochwertigen Produkten. Damit eröffnen sich für den Standort Oberösterreich neue Zukunfts-Chancen, weil nicht nur angestammte Märkte der Lebensmittelindustrie bedient werden, sondern auch neue wie jener für Bioplastik oder Designer Food."

Wirtschaft zeigt großes Interesse an umweltfreundlichen Technologien

Die beiden landeseigenen Energieversorger beteiligen sich aktiv an dem Demonstrationsprojekt und bekennen sich - nicht zuletzt durch die große Nachfrage der Konsumenten - zur Nutzung biogener Energie. "Biogas ist ein wichtiger erneuerbarer Energieträger für die Wärme- und Stromerzeugung aber auch als Treibstoff. Technologien, die den Energieträger konkurrenzfähiger machen, werden daher von uns unterstützt", so Dr. Leo Windter, Generaldirektor der Energie AG OÖ und die beiden Vorstandsdirektoren der OÖ Ferngas AG - Dr. Johann Grünberger und Dr. Gerhard Siegl - unisono: "Der heimischen Energie aus nachwachsenden Rohstoffen gehört das Zukunftspotenzial. Oberösterreich gibt hier richtig Gas."

BMVIT forciert Energieforschung und stärke Unabhängigkeit von Energieimporten

Die im Demonstrationsprojekt eingesetzten Technologien wurden von Joanneum Research und der Firma Bio-RefSys entwickelt. Die beiden Unternehmen arbeiten seit dem Jahr 2000 im Rahmen des BMVIT-Programms 'Fabrik der Zukunft' an der Entwicklung dieser zukunftsweisenden Prozesse. Bereits 1994 hat das BMVIT die ersten Forschungsaufträge zur Erstellung von Konzepten für Bioraffinerie-Technologien und zur Biogas-Einspeisung vergeben. Bis heute wurden in einem guten Dutzend aufeinander aufbauender Projekte mehr als drei Millionen Euro an Forschungsförderungsmitteln investiert.

"Wir werden unser Engagement für Energieforschung in Zukunft weiter verstärken und die Forschungsmittel nochmals aufstocken. Nur so können neue Technologien entstehen, die eine Energiegewinnung aus eigenen Rohstoffen sicherstellt", sagt der Forschungsstaatssekretär.Österreich müsse möglichst unabhängig von ausländischen Energielieferungen werden. Mainoni: "Die Biogasnutzung ist dafür ein gutes Beispiel: mit den entsprechenden Anstrengungen ist es nämlich möglich, durch eigene Gasreserven und die Einspeisung von Biogas in das öffentliche Netz den Gas-Bedarf mittelfristig selbst abzudecken."



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /