Pflanzenöl als Treibstoff - Bericht und Fakten

Kurzbericht über eine gelungene Veranstaltung zum erfolgversprechenden Bio-Treibstoff

Datum und Zeit: 20.1.04, 19:00-22:00
Ort: Volksbildungswerk Eisenstadt, Joseph Haydngasse 11
Anwesend: 68 Teilnehmer

Das Interesse an dieser Vortragsveranstaltung war enorm. Der Vortragssaal bis zum letzten Platz gefüllt, einige der Teilnehmer mussten sogar stehen, da kein Sitzplatz mehr frei war. Die Teilnehmer haben sich teilweise in Fahrgemeinschaften zusammengeschlossen - so wie es in der Ausschreibung des AKE angeregt wurde.

Der Obmann, Dr. Wind, betonte in seiner Begrüßung, dass in der Klimaschutzarbeit der Verkehr stärker berücksichtigt werden muss. Der Verkehr ist in den letzten Jahre der größte CO2-Verursacher geworden. Der Effekt der bisherigen Klimaschutzaktivitäten, ist durch die Verkehrszunahme mehr als nur zunichte gemacht worden. Die Verringerung des Verkehr (öffentlicher Verkehr, Fahrgemeinschaftsbildung) und der Einsatz von Treibstoffen auf Basis erneuerbarer Energie (Pflanzenöl) sind daher ein Hauptanliegen des Arbeitskreises.

Erfahrungen mit Pflanzenöl als Treibstoff für PKW, Traktoren

Der Referent Wolfgang Löser, ein Nebenerwerbslandwirt, stellte zunächst seine Motivation dar – und diese ist ein energieautarker Bauernhof, um selbst Beiträge zum Klimaschutz beizusteuern. Um sein Ziel zu erreichen beheizt er seine Gebäude mit einer Hackgutheizung, betreibt eine Photovoltaikanlage mit 3kW Spitzenleistung und ist an zahlreichen Windenergieprojekten beteiligt.

Produktion von Pflanzenöl – Referat Josef Gugerell

Josef Gugerell produziert bereits seit 20 Jahren Pflanzenöl mit einer eigenen Presse: ca. 4 Liter pro Stunde, und das über 5000h pro Jahr. Das kalt gepresste Pflanzenöl wird in einem Behälter gelagert, wobei sich nach 14 Tagen die Verunreinigungen abgesetzt haben (Dekantierung). Als Speiseöl braucht es nicht weiter gereinigt werden, für den Treibstoffeinsatz wird es noch gefiltert. Pflanzenöl hat bezogen auf die Masse einen etwas niedrigeren Energiegehalt als Diesel, aber bedingt durch die größere Dichte ergibt sich für Pflanzenöl der gleichen Energieinhalt pro Liter als bei Diesel. Pflanzenöl hat einen wesentlich höheren Flammpunkt und eine größere Zähigkeit als Dieselöl, daher muss es vor der Einspritzpumpe in einem geheizten Filter auf ca. 80°C vorgewärmt werden.
Sonnenblumenöl ist bis –20°C flüssig, während Rapsöl bereits knapp unter 0° ausflockt. Außerdem sind Sonnenblumenkulturen weit weniger bodenbeanspruchend als Raps. Daher ist Sonnenblumenöl sowohl technisch als auch ökologisch als Treibstoff besser geeignet als Raps.
Gugerell hat seine Traktoren mit einem Zweittank ausgestattet; der Motor wird mit Diesel gestartet und warmgefahren. Mit warmen Motor kann ohne Probleme weitergefahren werden. Die PKW wurden mit den Elsbett-Umrüstsätzen auf alleinigen Pflanzenölbetrieb umgerüstet. Bei den Rußtests wurde eine wesentliche Verbesserung bei Pflanzenölbetrieb festgestellt: z.B. Nissam Pajero: Rußzahl 4 bis 5 bei Dieselbetrieb, nur Rußzahl 2 bei Pflanzenölbetrieb. Bisher gab es nach bis zu 6000 Motorbetriebsstunden keine durch Pflanzenölbetrieb hervorgerufenen Schäden.

Ölproduktion durch Mischfruchtanbau

In Bayern laufen seit mehr als 3 Jahren sehr erfolgreiche private Feldversuche bei Öko-Landwirten, die keine Mineraldünger und keine synthetischen Spritzmittel verwenden und keine Monokulturen, sondern Mischfruchtanbau betreiben. Die Felderversuche werden von Professor Schrimpff an der Fachhochschule Weihenstephan begleitet:
Weizen, Roggen und Gerste, ja sogar Erbsen werden jeweils zusammen mit Leindotter gesät, gleichzeitig geerntet und gedroschen und die Samen per Siebsätze problemlos getrennt. Das Ergebnis: Die Erträge der 3 Getreidearten sind - verglichen mit entsprechenden Monokulturen - etwa gleich, die Backqualität des Getreides ist aber besser, so dass höhere Preise erzielt werden können. Die Ernte-Erträge bei den Erbsen sind signifikant höher: sie haften sich an den Leindotter und können mehr Schoten ausbilden! Ferner werden zwischen 80 bis 150 Liter Pflanzenöl vom Leindottersamen je Hektar und Jahr zusätzlich gewonnen, sozusagen als Gratis-Beigabe! Und bei solchem Mischfruchtanbau gibt es kaum Unkrautdruck: Der Leindotter füllt die Lücken, ohne mit dem Getreide oder den Erbsen zu konkurrieren, im Gegenteil, offenbar fördern sich die jeweiligen zwei Feldfrüchte gegenseitig!
Leindotter ist eine gelbblühende Pflanze mit ölhaltigem Samen. Früher wurde Leindotter als "Unkraut" zwischen dem blaublühenden Lein ("Leinwand", "Linnen") gefunden; daher der Name. Leindotter ist anspruchsloser als Raps, Sonnenblumen und viel andere Ölpflanzen. Leindotter wächst nicht so hoch wie Getreide, nimmt diesem deshalb kein Licht. Außerdem hat Leindotter Pfahlwurzeln im Gegensatz zu den breiteren Wurzeln des Getreides.
Es ist bekannt, dass konventionelle Landwirte etwa 80 bis 100 Liter Treibstoff pro Hektar und Jahr für die intensive Bodenbearbeitung benötigen. Öko-Landwirte, die Minimal-Bodenbearbeitung betreiben, brauchen weit weniger. Das heißt, das im Mischfruchtanbau gewonnene Leindotteröl deckt selbst bei einem konventionellen Landwirt den Treibstoff-Bedarf vollständig, bei einem Öko-Landwirt kann sogar der größte Teil des Leindotteröls vermarktet werden: ein zusätzlicher Gewinn!


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Aussendung und weitere Informationen: Arbeitskreis Energie & Klimaschutz, Kontakt: Günter Wind,


Artikel Online geschaltet von: / Lukas Pawek /