Energiewende scheitert, weil Systemfragen ausgeklammert - Industriedemontage droht
Berlin - Vorstand und Geschäftsführung des Industrieverbandes Biogasrat+ - dezentrale Energien haben gestern scharfe Kritik an der Energiepolitik der deutschen Bundesregierung geübt. "Bei allem Verständnis für den Druck aus Brüssel ist es sinnlos und unmöglich, ein neues Fördersystem für erneuerbare Energien auf den Weg zu bringen und die Neuordnung des gesamten Strommarktes dabei nicht gleich mit zu behandeln", rügt Anton Daubner, Vorsitzender des Biogasrat+. "Nur dadurch erklärt sich, dass die Bundesregierung fast ausschließlich auf den noch schnelleren Ausbau von Wind- und Sonnenenergie setzt und zugleich die einzige erneuerbare Energie, die die Defizite der fluktuierenden ausgleichen kann, nämlich Biogas- und Biomethan, fast vollständig ausbremsen will." Reinhard Schultz, Geschäftsführer des Verbandes, ergänzt: "Wer 2050 eine zu 80 Prozent erneuerbare Energieversorgung will, muss damit anfangen, auch die Absicherung von Wind und Sonne schrittweise durch Kraftwerke zu organisieren, die erneuerbare Brennstoffe einsetzen. Da kommt der hocheffizienten Kraft-Wärme-Kopplung eine besondere Bedeutung zu, die den langsam absterbenden fossilen Kraftwerkspark mit hoher CO2-Fracht durch Erdgas- und Biogas ersetzen soll. Das wäre ein durchdachter energiepolitischer Strukturwandel."
KWK-Ziele ohne Biogas nicht erreichbar und sinnvoll
Die vorliegenden Planungen für ein neues EEG begrenzen den Zubau für Biomasseanlagen insgesamt auf 100 Megawatt im Jahr. "Das reicht vielleicht für kleine bayrische Gülleanlagen, die wichtig für den Boden- und Grundwasserschutz sind, aber nicht für eine Strom-und Wärmeversorgung im industriellen Maßstab", erklärt Anton Daubner. Und Reinhard Schultz ergänzt: "Die Bundesregierung will bis zum Jahr 2020 25 Prozent der Stromversorgung auf Basis von Kraft-Wärme-Kopplung, entzieht aber bereits bestehenden KWK-Anlagen rückwirkend die bislang garantierte Möglichkleit, nach Auslaufen der 10 Jahre KWK-Förderung weitere 10 Jahre ins EEG zu wechseln und statt Erdgas Biogas und Biomethan einzusetzen. Damit werden viele KWK-Anlagen wirtschaftlich notleidend und viele Biomethaneinspeiseanlagen werden in Konkurs gehen. Das motiviert kein Stadtwerk und keinen privaten Investor, sein Gelds in KWK-Technologie zu stecken."Der Biogasrat+ geht davon aus, dass diese Konsequenzen bislang von Teilen der Politik nicht durchschaut worden sind."
Biomethan angesichts seiner Leistungsfähigkeit nicht zu teuer
"Manche Politiker schauen nur auf die EEG-Umlage, bei der Biogas- und Biomethan wegen der Brennstoffkosten relativ hoch vergütet werden. Auf die Gesamtkosten jedoch schaut kaum einer, " bemängelt Reinhard Schultz. "Dabei hat Prof. Dr .Georg Erdmann von der FU Berlin ausgerechnet, dass wegen der geringen Verfügbarkeit und des hohen Absicherungsaufwandes Fotovoltaik die mit Abstand teuerste erneuerbare Energie ist und bleibt, gefolgt von Offshore Wind. Am günstigsten Windkraftanlagen an Land, obwohl auch sie abgesichert werden müssen. Aber Biogas- und Biomethan bewegen sich in einem guten Mittelfeld, stehen ständig zur Verfügung, sind flexibel einsetzbar und damit ideal für Systemdienstleistungen. Eine Energie, die Wärme, Strom zur Absicherung des gesamten Systems und Regelenergie liefern kann, ist anders zu bewerten als eine teure Low-Tech- Energie wie Fotovoltaik, die nur 9 Prozent der Jahresstunden zur Verfügung steht." Anton Daubner unterstreicht, dass die Biomethanbranche ist der Lage sei, innerhalb von 5 Jahren ihre Kosteneffizienz um 30 Prozent zu steigern.
Biogastechnologie als High-Tech-Exportschlager gefährdet
In Deutschland sind 40.000 Menschen in der Wertschöpfungskette Biogas und Biomethan beschäftigt. Überwiegend im ländlichen Raum. Das geht von Rohstoffanbau über den Anlagen und Komponentenbau, den Handel bis hin zu Contracting-Dienstleistern. "Die Biogas- und Biomethantechnologie ist High-Tech, nach der die ganze Welt fragt. Wir exportieren inzwischen in 120 Länder der Welt. Wenn Deutschland diese Erfolgstechnologie einstampft, ist sie im Ausland nicht mehr verkaufbar. Dann haben wir den ökologischen Transrapid und andere Industrienationen machen das Geschäft", fürchtet Reinhard Schultz, der inzwischen partnerschaftliche Beziehungen zu allen europäischen und vielen außereuropäischen Ländern pflegt. "Manche Bedenkenträger, die sich über die angebliche Vermaisung der Landschaft oder den vermeintlichen Zusammenhang zwischen Bioenergie und dem Hunger in der Welt erregen, übersehen, dass der Vatikan des Klimaschutzes, das IPPC (Intergovernmental Panel on Climate Change) fordert, dass bis zum Jahr 2030 28 Prozent der Weltenenergieversorgung auf Basis von Biomasse erfolgt. "Für arme Länder ohne eigene Rohstoffe ist aus Sicht des Biogasrat+ Biomasse eine große ökonomische Chance, ihre Energierechnung zu senken und Wertschöpfung, Arbeitsplätze und Einkommen zu schaffen. Da wo Hunger in der Welt herrscht, ist in der Regel eine Mischung aus nationaler Misswirtschaft und Spekulation an den Weltagrarmärkten ursächlich."
Konkurrenz von Teller und Tank vermeidbar
In Deutschland herrscht kein Mangel an Flächen für den Anbau von Bioenergiepflanzen. "Natürlich gibt es regionale Verwerfungen, wo Massentierhaltung und Biogaswirtschaft zusammen für eine sehr hohe Mausdichte sorgen. Das ist Ergebnis einer falschen Förderung, die ab seit 2012 eingestellt wurde. Wir brauchen ein Konzept zur nachhaltigen energetischen Nutzung von Biomasse mit einer Bewertung der geeigneten Pflanzen, regionalen Steuerungsinstrumenten gegen Monokulturen und der Verpflichtung zur Einhaltung von Fruchtfolgen. Das will auch der Koalitionsvertrag und daran arbeiten wir gerne mit", unterstreicht Anton Daubner, der im Hauptberuf Geschäftsführer von agri.capital, Europas größten Betreiber von Biogasanlagen ist. "Und wir wollen schrittweise die großen Potenziale an biologoisch-organischen Reststoffen ausschöpfen, die bis zu 8 Milliarden Kubikmeter Biomethan im Jahr ausmachen können. Aber das schaffen wir nicht über Nacht."
Der Biogasrat+ fordert die deutsche Bundesregierung, den Bundestag und die deutschen Bundesländer auf, die Energiewende konsequent zu Ende zu denken. Daubner und Schultz sind zuversichtlich, in der Politik Gehör zu finden.
500 Megawatt -Biogas- und Biomethanstrom pro Jahr zusätzlich - Wechsel ins KWK-Gesetz vorstellbar
Im Hinblick auf das EEG erwartet der Biogasrat+ absoluten Vertrauens- und Bestandsschutz für KWK-Anlagen und Biomethaneinspeiseanlagen.Darüber hinaus seien ein jährlicher Zuwachs vom 500 MW Stromerzeugung aus Biogas- und Biomethan aus nachwachsenden Rohstoffen und eine Freigabe der Verstromung von Reststoffen zwingend erforderlich. Im Mittelpunkt soll die Einspeisung von Biogas in das Erdgasnetz stehen. Der dafür erforderliche Aufbereitungsaufwand soll wie bisher zusätzlich vergütet werden.
Die verpflichtende Direktvermarktung und bedarfsgerechte Erzeugung werden vom Biogasrat ausdrücklich begrüßt, weil das dazu zwinge, die Kosten ständig zu senken.
Der Biogasrat+ kann sich gut vorstellen, die Förderung von Kraftwärmekopplung auf Erdgas- und Biogasbasis in einem Gesetz zu regeln. Dann müsste eine kleine Novelle des Gesetzes zur Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung an das EEG angehängt werden. Das EEG würde entlastet und ein ausbalanciertes Preisverhältnis von Erdgas- und Biogas-KWK einschließlich von Mischprodukten deutlich erleichtert.
KWK-Ziele ohne Biogas nicht erreichbar und sinnvoll
Die vorliegenden Planungen für ein neues EEG begrenzen den Zubau für Biomasseanlagen insgesamt auf 100 Megawatt im Jahr. "Das reicht vielleicht für kleine bayrische Gülleanlagen, die wichtig für den Boden- und Grundwasserschutz sind, aber nicht für eine Strom-und Wärmeversorgung im industriellen Maßstab", erklärt Anton Daubner. Und Reinhard Schultz ergänzt: "Die Bundesregierung will bis zum Jahr 2020 25 Prozent der Stromversorgung auf Basis von Kraft-Wärme-Kopplung, entzieht aber bereits bestehenden KWK-Anlagen rückwirkend die bislang garantierte Möglichkleit, nach Auslaufen der 10 Jahre KWK-Förderung weitere 10 Jahre ins EEG zu wechseln und statt Erdgas Biogas und Biomethan einzusetzen. Damit werden viele KWK-Anlagen wirtschaftlich notleidend und viele Biomethaneinspeiseanlagen werden in Konkurs gehen. Das motiviert kein Stadtwerk und keinen privaten Investor, sein Gelds in KWK-Technologie zu stecken."Der Biogasrat+ geht davon aus, dass diese Konsequenzen bislang von Teilen der Politik nicht durchschaut worden sind."
Biomethan angesichts seiner Leistungsfähigkeit nicht zu teuer
"Manche Politiker schauen nur auf die EEG-Umlage, bei der Biogas- und Biomethan wegen der Brennstoffkosten relativ hoch vergütet werden. Auf die Gesamtkosten jedoch schaut kaum einer, " bemängelt Reinhard Schultz. "Dabei hat Prof. Dr .Georg Erdmann von der FU Berlin ausgerechnet, dass wegen der geringen Verfügbarkeit und des hohen Absicherungsaufwandes Fotovoltaik die mit Abstand teuerste erneuerbare Energie ist und bleibt, gefolgt von Offshore Wind. Am günstigsten Windkraftanlagen an Land, obwohl auch sie abgesichert werden müssen. Aber Biogas- und Biomethan bewegen sich in einem guten Mittelfeld, stehen ständig zur Verfügung, sind flexibel einsetzbar und damit ideal für Systemdienstleistungen. Eine Energie, die Wärme, Strom zur Absicherung des gesamten Systems und Regelenergie liefern kann, ist anders zu bewerten als eine teure Low-Tech- Energie wie Fotovoltaik, die nur 9 Prozent der Jahresstunden zur Verfügung steht." Anton Daubner unterstreicht, dass die Biomethanbranche ist der Lage sei, innerhalb von 5 Jahren ihre Kosteneffizienz um 30 Prozent zu steigern.
Biogastechnologie als High-Tech-Exportschlager gefährdet
In Deutschland sind 40.000 Menschen in der Wertschöpfungskette Biogas und Biomethan beschäftigt. Überwiegend im ländlichen Raum. Das geht von Rohstoffanbau über den Anlagen und Komponentenbau, den Handel bis hin zu Contracting-Dienstleistern. "Die Biogas- und Biomethantechnologie ist High-Tech, nach der die ganze Welt fragt. Wir exportieren inzwischen in 120 Länder der Welt. Wenn Deutschland diese Erfolgstechnologie einstampft, ist sie im Ausland nicht mehr verkaufbar. Dann haben wir den ökologischen Transrapid und andere Industrienationen machen das Geschäft", fürchtet Reinhard Schultz, der inzwischen partnerschaftliche Beziehungen zu allen europäischen und vielen außereuropäischen Ländern pflegt. "Manche Bedenkenträger, die sich über die angebliche Vermaisung der Landschaft oder den vermeintlichen Zusammenhang zwischen Bioenergie und dem Hunger in der Welt erregen, übersehen, dass der Vatikan des Klimaschutzes, das IPPC (Intergovernmental Panel on Climate Change) fordert, dass bis zum Jahr 2030 28 Prozent der Weltenenergieversorgung auf Basis von Biomasse erfolgt. "Für arme Länder ohne eigene Rohstoffe ist aus Sicht des Biogasrat+ Biomasse eine große ökonomische Chance, ihre Energierechnung zu senken und Wertschöpfung, Arbeitsplätze und Einkommen zu schaffen. Da wo Hunger in der Welt herrscht, ist in der Regel eine Mischung aus nationaler Misswirtschaft und Spekulation an den Weltagrarmärkten ursächlich."
Konkurrenz von Teller und Tank vermeidbar
In Deutschland herrscht kein Mangel an Flächen für den Anbau von Bioenergiepflanzen. "Natürlich gibt es regionale Verwerfungen, wo Massentierhaltung und Biogaswirtschaft zusammen für eine sehr hohe Mausdichte sorgen. Das ist Ergebnis einer falschen Förderung, die ab seit 2012 eingestellt wurde. Wir brauchen ein Konzept zur nachhaltigen energetischen Nutzung von Biomasse mit einer Bewertung der geeigneten Pflanzen, regionalen Steuerungsinstrumenten gegen Monokulturen und der Verpflichtung zur Einhaltung von Fruchtfolgen. Das will auch der Koalitionsvertrag und daran arbeiten wir gerne mit", unterstreicht Anton Daubner, der im Hauptberuf Geschäftsführer von agri.capital, Europas größten Betreiber von Biogasanlagen ist. "Und wir wollen schrittweise die großen Potenziale an biologoisch-organischen Reststoffen ausschöpfen, die bis zu 8 Milliarden Kubikmeter Biomethan im Jahr ausmachen können. Aber das schaffen wir nicht über Nacht."
Der Biogasrat+ fordert die deutsche Bundesregierung, den Bundestag und die deutschen Bundesländer auf, die Energiewende konsequent zu Ende zu denken. Daubner und Schultz sind zuversichtlich, in der Politik Gehör zu finden.
500 Megawatt -Biogas- und Biomethanstrom pro Jahr zusätzlich - Wechsel ins KWK-Gesetz vorstellbar
Im Hinblick auf das EEG erwartet der Biogasrat+ absoluten Vertrauens- und Bestandsschutz für KWK-Anlagen und Biomethaneinspeiseanlagen.Darüber hinaus seien ein jährlicher Zuwachs vom 500 MW Stromerzeugung aus Biogas- und Biomethan aus nachwachsenden Rohstoffen und eine Freigabe der Verstromung von Reststoffen zwingend erforderlich. Im Mittelpunkt soll die Einspeisung von Biogas in das Erdgasnetz stehen. Der dafür erforderliche Aufbereitungsaufwand soll wie bisher zusätzlich vergütet werden.
Die verpflichtende Direktvermarktung und bedarfsgerechte Erzeugung werden vom Biogasrat ausdrücklich begrüßt, weil das dazu zwinge, die Kosten ständig zu senken.
Der Biogasrat+ kann sich gut vorstellen, die Förderung von Kraftwärmekopplung auf Erdgas- und Biogasbasis in einem Gesetz zu regeln. Dann müsste eine kleine Novelle des Gesetzes zur Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung an das EEG angehängt werden. Das EEG würde entlastet und ein ausbalanciertes Preisverhältnis von Erdgas- und Biogas-KWK einschließlich von Mischprodukten deutlich erleichtert.
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