Energie–Experten: Weltmarktkollaps durch Ölknappheit unwahrscheinlich
Die Studie wird in Fachkreisen und Medienberichten dem Dezernat Zukunftsanalyse der Bundeswehr zugeschrieben, allerdings hat die Bundeswehr ihre Autorenschaft nicht bestätigt. Die Autoren haben mögliche Folgen des Überschreitens des globalen Erdöl–Fördermaximums – des sogenannten „Peak Oil„ – durchgedacht und schildern diese in teils drastischen Szenarien. Im schlimmsten Fall könnte die Ölverknappung demnach zum Zusammenbruch des „globalen Wirtschaftssystems und jeder marktwirtschaftlich organisierten Volkswirtschaft„ führen. Denkbar seien auch die „Zuteilung wichtiger Güter durch den Staat, die Aufstellung von Produktionsplänen und andere Zwangsmaßnahmen„. Mehrere deutsche Energie–Experten halten es für unwahrscheinlich, dass es so weit kommt.
Susanne Dröge, Leiterin der Forschungsgruppe Globale Fragen bei der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), erwartet zwar, „dass immer weniger Ölvorkommen auf eine steigende Nachfrage treffen„ und die künftige Preisentwicklung des Energieträgers den Verbraucherländern „hart zusetzen„ wird. Auch sehe sie die enorme Öl–Abhängigkeit des Verkehrssektors mit Sorge. Sie beobachte aber ebenso, dass zunehmend Alternativen, die weniger ölabhängig seien, auf den Markt kämen – Elektroautos oder verbrauchsärmere Pkw etwa. „Je höher die Ölpreise steigen„, sagt Dröge, „desto intensiver wird die Suche nach solchen Alternativen vorangetrieben„. Auch sei das Anzapfen unkonventioneller Ölquellen inzwischen lukrativ geworden. Kohlereiche Länder etwa könnten auf die Kohleverflüssigung ausweichen. Einen Zusammenbruch der Weltwirtschaft infolge akuter Ölknappheit hält die Volkswirtin daher für unwahrscheinlich.
Die Ölwirtschaft selbst sieht ihre Geschäftsgrundlage in ausreichenden Mengen vorhanden. Die Deutsche BP etwa beziffert den weltweiten Ölverbrauch der vergangenen 150 Jahre auf eine Billion Barrel Öl. Die gleiche Menge, sagt ein Konzernsprecher, läge noch im Boden, und von einer weiteren Billion Barrel wisse man „definitiv, dass es sie gibt„. Von einem „Ende des Öls aufgrund geologischer Verknappung„ könne daher keine Rede sein. Die weltweiten Vorräte reichten „seit Jahrzehnten für Jahrzehnte„ und noch viel länger, berücksichtige man die heute nicht wirtschaftlich zu erschließenden Quellen. Zudem sei der „Ölmarkt extrem robust gegen Lieferausfälle„, was ebenfalls gegen eine Unterversorgung spreche. Ausfälle an einer Stelle der Versorgungskette würden sofort durch andere Quellen ausgeglichen.
Nach Angaben von Jens Hobohm vom Wirtschaftsforschungs– und Beratungsunternehmen Prognos AG in Berlin hält die Bundesrepublik Ölreserven für 90 Tage vor. Dass diese in absehbarer Zeit eingesetzt werden müssen, ist nach Ansicht des Leiters des Marktfelds Energiewirtschaft ebenso unwahrscheinlich wie ein Marktversagen infolge von Ölknappheit. „Selbst in Zeiten des Kalten Krieges oder der Ölpreiskrisen der 1970–er Jahre hat die Ölversorgung in Deutschland funktioniert„, sagt der Wirtschaftsingenieur. Wolle die Bundesregierung sich gegen mögliche neue Ölpreisschocks rüsten, müsse sie ihre eigenen Effizienz–, Energie– und Klimaziele ernst nehmen. Rationierungen versprächen im seiner Ansicht nach unwahrscheinlichen Krisenfall keine Linderung. Zwar müsse der Staat in „akuten Extremsituationen„ die Versorgung kritischer Infrastrukturen, etwa von Krankenhäusern, gewährleisten. Darüber hinaus, sagt Hobohm, „taugt der Staat als Verteiler nicht„.
Von staatlichen Rationierungen und Zuteilungen hält auch der Volkswirt Andreas Löschel vom Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) nichts. Eine planwirtschaftliche Verteilung würde nach Ansicht des Leiters des Forschungsbereichs Umwelt– und Ressourcenökonomik, Umweltmanagement zu „unnötig hohen Kosten„ führen. Löschel sagt, der Politik „fehlen schlicht detaillierte Informationen darüber, in welcher Verwendung das Barrel Öl den höchsten Nutzen stiftet„. Er glaubt ebenso wie SWP–Expertin Dröge, dass steigende Ölpreise zu einem effizienteren Einsatz des Rohstoffes führen. Leiste der Markt dies wider Erwarten nicht, dann, sagt Löschel, ständen der Politik „marktkonforme Instrumente zum schonenderen Umgang mit Öl„ zur Verfügung. Er nennt höhere Energiesteuern und die Verknappung von Förderkonzessionen.
Susanne Dröge merkt zudem an, für die Durchsetzung von Zwangsmaßnahmen gebe es in Deutschland keine Grundlage. Dem Staat fehle die Logistik dafür, die Infrastruktur und der Zugriff auf die in Händen privater Unternehmen liegende Produktion von Gütern und auf private Dienstleistungen. Das in der der Bundeswehr zugeschriebenen Studie „zu Ende gedachte Schreckensszenario„ enthalte dennoch wichtige Hinweise für die Politik. Es werfe erneut die Fragen auf, wie „erpressbar uns unser Öldurst in der Zukunft macht„ und wie weit die deutsche Politik sich künftig im Umgang mit anderen Staaten von ihren Energieinteressen leiten lassen will. „Einen Konsens darüber„, sagt Dröge, „haben wir in Deutschland noch nicht„.
Quelle: www.nachhaltigkeitsrat.de
Susanne Dröge, Leiterin der Forschungsgruppe Globale Fragen bei der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), erwartet zwar, „dass immer weniger Ölvorkommen auf eine steigende Nachfrage treffen„ und die künftige Preisentwicklung des Energieträgers den Verbraucherländern „hart zusetzen„ wird. Auch sehe sie die enorme Öl–Abhängigkeit des Verkehrssektors mit Sorge. Sie beobachte aber ebenso, dass zunehmend Alternativen, die weniger ölabhängig seien, auf den Markt kämen – Elektroautos oder verbrauchsärmere Pkw etwa. „Je höher die Ölpreise steigen„, sagt Dröge, „desto intensiver wird die Suche nach solchen Alternativen vorangetrieben„. Auch sei das Anzapfen unkonventioneller Ölquellen inzwischen lukrativ geworden. Kohlereiche Länder etwa könnten auf die Kohleverflüssigung ausweichen. Einen Zusammenbruch der Weltwirtschaft infolge akuter Ölknappheit hält die Volkswirtin daher für unwahrscheinlich.
Die Ölwirtschaft selbst sieht ihre Geschäftsgrundlage in ausreichenden Mengen vorhanden. Die Deutsche BP etwa beziffert den weltweiten Ölverbrauch der vergangenen 150 Jahre auf eine Billion Barrel Öl. Die gleiche Menge, sagt ein Konzernsprecher, läge noch im Boden, und von einer weiteren Billion Barrel wisse man „definitiv, dass es sie gibt„. Von einem „Ende des Öls aufgrund geologischer Verknappung„ könne daher keine Rede sein. Die weltweiten Vorräte reichten „seit Jahrzehnten für Jahrzehnte„ und noch viel länger, berücksichtige man die heute nicht wirtschaftlich zu erschließenden Quellen. Zudem sei der „Ölmarkt extrem robust gegen Lieferausfälle„, was ebenfalls gegen eine Unterversorgung spreche. Ausfälle an einer Stelle der Versorgungskette würden sofort durch andere Quellen ausgeglichen.
Nach Angaben von Jens Hobohm vom Wirtschaftsforschungs– und Beratungsunternehmen Prognos AG in Berlin hält die Bundesrepublik Ölreserven für 90 Tage vor. Dass diese in absehbarer Zeit eingesetzt werden müssen, ist nach Ansicht des Leiters des Marktfelds Energiewirtschaft ebenso unwahrscheinlich wie ein Marktversagen infolge von Ölknappheit. „Selbst in Zeiten des Kalten Krieges oder der Ölpreiskrisen der 1970–er Jahre hat die Ölversorgung in Deutschland funktioniert„, sagt der Wirtschaftsingenieur. Wolle die Bundesregierung sich gegen mögliche neue Ölpreisschocks rüsten, müsse sie ihre eigenen Effizienz–, Energie– und Klimaziele ernst nehmen. Rationierungen versprächen im seiner Ansicht nach unwahrscheinlichen Krisenfall keine Linderung. Zwar müsse der Staat in „akuten Extremsituationen„ die Versorgung kritischer Infrastrukturen, etwa von Krankenhäusern, gewährleisten. Darüber hinaus, sagt Hobohm, „taugt der Staat als Verteiler nicht„.
Von staatlichen Rationierungen und Zuteilungen hält auch der Volkswirt Andreas Löschel vom Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) nichts. Eine planwirtschaftliche Verteilung würde nach Ansicht des Leiters des Forschungsbereichs Umwelt– und Ressourcenökonomik, Umweltmanagement zu „unnötig hohen Kosten„ führen. Löschel sagt, der Politik „fehlen schlicht detaillierte Informationen darüber, in welcher Verwendung das Barrel Öl den höchsten Nutzen stiftet„. Er glaubt ebenso wie SWP–Expertin Dröge, dass steigende Ölpreise zu einem effizienteren Einsatz des Rohstoffes führen. Leiste der Markt dies wider Erwarten nicht, dann, sagt Löschel, ständen der Politik „marktkonforme Instrumente zum schonenderen Umgang mit Öl„ zur Verfügung. Er nennt höhere Energiesteuern und die Verknappung von Förderkonzessionen.
Susanne Dröge merkt zudem an, für die Durchsetzung von Zwangsmaßnahmen gebe es in Deutschland keine Grundlage. Dem Staat fehle die Logistik dafür, die Infrastruktur und der Zugriff auf die in Händen privater Unternehmen liegende Produktion von Gütern und auf private Dienstleistungen. Das in der der Bundeswehr zugeschriebenen Studie „zu Ende gedachte Schreckensszenario„ enthalte dennoch wichtige Hinweise für die Politik. Es werfe erneut die Fragen auf, wie „erpressbar uns unser Öldurst in der Zukunft macht„ und wie weit die deutsche Politik sich künftig im Umgang mit anderen Staaten von ihren Energieinteressen leiten lassen will. „Einen Konsens darüber„, sagt Dröge, „haben wir in Deutschland noch nicht„.
Quelle: www.nachhaltigkeitsrat.de