Die Welt mit den Füssen erleben: "Woher– Wohin?"
Rosemarie Dietz ist vielen als Elektroautofahrerin bekannt– doch sie ist auch immer wieder zu Fuß unterwegs und erzählt uns ab sofort ihre ganz persönliche Reisegeschichte
Etwas über meinen „Jakobsweg durch Österreich„ zu schreiben, ist mir erst in den Sinn gekommen, als ich schon einige Zeit unterwegs war und mir dachte, es wäre doch sinnvoll Menschen mitzuteilen, wie es einem so geht, wenn man alleine los marschiert.
Die Aussagen von Freunden, Bekannten und Familie: „Was du gehst alleine, hast du da keine Angst ?„ Nein„, sage ich, „ich habe keine Angst„. Das wusste ich auf Grund meiner Erfahrung, weil ich den spanischen Jakobsweg schon zweimal gegangen bin.
2006 von Fromista–Santiago Compastello. Zu einer Pilgerin sagte ich damals. „Wie bescheuert muss man sein, so eine Strapaz auf sich zu nehmen und das noch freiwillig. Niemals würde ich das noch einmal auf mich nehmen„. Ihre Antwort: „Das habe ich auch beim ersten Mal gesagt. Doch komisch, ein paar Monate später bekam ich Sehnsucht wieder zu gehen.„ Ich: „Das kann ich mir nicht vorstellen„.
Nach 6 Monaten bekam ich selbst Sehnsucht, wieder auf diesen Weg zu gehen. Ich ließ ein Jahr vergehen und im Jänner 2008 begann ich ernsthaft nachzudenken: „ Wann werde ich wieder den Jakobsweg gehen? Wo beginne ich?"
Mitte Juli fuhr ich mit der Bahn nach Pamplona und von da ging ich dann nach Santiago und Finisterre, erst Ende August 2008 kam ich wieder nach Hause. Es waren 800 km. Ich machte natürlich auch damals jeden Tag meine Aufzeichnungen, doch über den Jakobsweg in Spanien brauche ich nicht zu schreiben, da gibt es bereits genug Literatur.
Es war mir klar, dass der Jakobsweg in Österreich andere Kriterien hat, als in Spanien. Nun, was ist anders, überlegte ich. Jeden Tag auf Quartiersuche, voraussichtlich werde ich alleine bleiben, dachte ich, und die Kennzeichnung des Weges wird sehr beschränkt sein .
Und warum, macht man diese Anstrengung?
Ich denke, es muss die Sehnsucht sein, die Welt mit den Füssen zu erleben . Die ist in mir.
Es ist auch meine Neugier: „ Was macht das Leben hier auf Erden so wertvoll? Warum lebe ich? Wer hilft mir ständig aus der Patsche, wenn ich verzweifelt bin und keinen Lebensmut mehr habe? Da muss es etwas geben, dass nicht mit Worten erklärt werden kann." Mit diesem Gedankengut bin ich losmarschiert.
Der Titel "Woher– Wohin ?" ist deshalb entstanden, weil ich jeden Tag mindestens einmal gefragt wurde, von wo ich komme und wo ich hin will.
Die Aussagen von Freunden, Bekannten und Familie: „Was du gehst alleine, hast du da keine Angst ?„ Nein„, sage ich, „ich habe keine Angst„. Das wusste ich auf Grund meiner Erfahrung, weil ich den spanischen Jakobsweg schon zweimal gegangen bin.
2006 von Fromista–Santiago Compastello. Zu einer Pilgerin sagte ich damals. „Wie bescheuert muss man sein, so eine Strapaz auf sich zu nehmen und das noch freiwillig. Niemals würde ich das noch einmal auf mich nehmen„. Ihre Antwort: „Das habe ich auch beim ersten Mal gesagt. Doch komisch, ein paar Monate später bekam ich Sehnsucht wieder zu gehen.„ Ich: „Das kann ich mir nicht vorstellen„.
Nach 6 Monaten bekam ich selbst Sehnsucht, wieder auf diesen Weg zu gehen. Ich ließ ein Jahr vergehen und im Jänner 2008 begann ich ernsthaft nachzudenken: „ Wann werde ich wieder den Jakobsweg gehen? Wo beginne ich?"
Mitte Juli fuhr ich mit der Bahn nach Pamplona und von da ging ich dann nach Santiago und Finisterre, erst Ende August 2008 kam ich wieder nach Hause. Es waren 800 km. Ich machte natürlich auch damals jeden Tag meine Aufzeichnungen, doch über den Jakobsweg in Spanien brauche ich nicht zu schreiben, da gibt es bereits genug Literatur.
Es war mir klar, dass der Jakobsweg in Österreich andere Kriterien hat, als in Spanien. Nun, was ist anders, überlegte ich. Jeden Tag auf Quartiersuche, voraussichtlich werde ich alleine bleiben, dachte ich, und die Kennzeichnung des Weges wird sehr beschränkt sein .
Und warum, macht man diese Anstrengung?
Ich denke, es muss die Sehnsucht sein, die Welt mit den Füssen zu erleben . Die ist in mir.
Es ist auch meine Neugier: „ Was macht das Leben hier auf Erden so wertvoll? Warum lebe ich? Wer hilft mir ständig aus der Patsche, wenn ich verzweifelt bin und keinen Lebensmut mehr habe? Da muss es etwas geben, dass nicht mit Worten erklärt werden kann." Mit diesem Gedankengut bin ich losmarschiert.
Der Titel "Woher– Wohin ?" ist deshalb entstanden, weil ich jeden Tag mindestens einmal gefragt wurde, von wo ich komme und wo ich hin will.
Warum?
**Warum gehe ich diesen Weg ? Ich habe Sehnsucht zu gehen. Von wo diese Sehnsucht kommt, weiß ich auch nicht. Es ist so, wie wenn man Hunger hat, dass man sich was zu Essen nimmt, um den Hunger zu stillen.
**Warum gehe ich den Weg alleine? Ich gehe am liebsten alleine, weil ich gehen kann wann, wo und wie schnell oder langsam ich will. Das heißt: Die Unabhängigkeit ist für mich sehr schön, obwohl ich nichts dagegen hätte, wenn sich mir jemand anschließt und mit mir einer Meinung ist.
**Warum in meinem Alter? (Ich bin 1940 geboren) Warum nicht? Ich bin gesund und agil. Meine Devise ist „ die Jahreszahl ist nur eine Zahl, jedoch keine Bewertung, was ein Mensch in einem bestimmten Alter zu tun hat oder nicht„.
Nun will ich sie nicht mehr auf die Folter spannen. Ich werde meinen ersten Pilgertag erzählen, den ich in Wolfsthal begonnen habe.
**Warum gehe ich den Weg alleine? Ich gehe am liebsten alleine, weil ich gehen kann wann, wo und wie schnell oder langsam ich will. Das heißt: Die Unabhängigkeit ist für mich sehr schön, obwohl ich nichts dagegen hätte, wenn sich mir jemand anschließt und mit mir einer Meinung ist.
**Warum in meinem Alter? (Ich bin 1940 geboren) Warum nicht? Ich bin gesund und agil. Meine Devise ist „ die Jahreszahl ist nur eine Zahl, jedoch keine Bewertung, was ein Mensch in einem bestimmten Alter zu tun hat oder nicht„.
Nun will ich sie nicht mehr auf die Folter spannen. Ich werde meinen ersten Pilgertag erzählen, den ich in Wolfsthal begonnen habe.
Wolfsthal:
Es war Sonntag– 11. Juli 2010. Ich wollte zuerst den Weg von Wolfsthal bis Wien gehen, dann den darauf folgenden Samstag bei einer Freundin Geburtstag feiern und am darauf folgenden Montag von Purkersdorf ohne Unterbrechung bis Feldkirch–Vorarlberg gehen.
Wolfsthal ist der östlichste Ort von Österreich an der slowokischen Grenze bei Pressburg ( Bratislava ).
Die Wolfsthal Villa Pannonica war mir bekannt, vom alljährlichen Treffen des Vorstandes Eurosolar Austria, daher wußte ich auch, wo Wolfstahl ist. Das Haus ist mit Sonnenkollektoren für Warmwasser und einer Photovoltaikanlage für Stromgewinnung ausgestattet. Diese Ist wahrscheinlich das östlichste Sonnenkraftwerk von Österreich.
Ich fuhr in der Früh mit der Bahn von Wien– Liesing über Rennweg nach Wolfsthal. Um 9 Uhr bin ich dort angekommen. Ich besuchte diesmal nicht die Villa Pannonica, denn ich wollte ganz rasch den Jakobsweg beginnen. Frischen Mutes und voller Zuversicht, gerade mitten in einer Hitzeperiode, ging ich los. Es hatte plus 35 Grad. Ich sagte mir: "Das ist der Jakobsweg und immerhin, in Spanien war es ja auch so heiß."
Ich maschierte los und hatte den Wanderführer des Tirolers Peter Lindenthal mit. Aber gleich beim Start bin ich anders gegangen als es im Buch stand. Ich dachte mir, ich werde doch nicht so einen Umweg machen und nahm den Radweg durch die Felder. Das war ja noch eine gute Idee, doch dann kam ein Golfplatz, und statt dass ich links um den Golfplatz gegangen wäre,.. nein… ich mache einen besseren Weg und gehe rechts herum und dann durch Wiesen und Wald und bin schneller in Hainburg. Weit gefehlt. Ich landete auf einem Acker und es gab keine Spur eines Weges mehr. Zuerst wollte ich wild durch den Wald laufen, doch als das Dickicht immer dichter wurde, gab ich auf und wanderte den ganzen Weg wieder bis zum Golfplatzeingang zurück.
Mindestens eine Stunde verloren, doch was macht es, ich hatte ja jede Menge Zeit und wanderte nun den richtigen Weg nach Hainburg. Es war nun zu Mittag und unerträglich heiß in der Sonne. Volkommen abgekämpft landete ich in einem Wirtshaus an der Donau und spürte Anzeichen eines körperlichen Verfalls. Die Regeneration kam aber schneller als ich dachte. Der Kellner war äußerst nett, der Salat köstlich, und der Schatten hat mich wieder aufgebaut.
Also was habe ich gelernt? Genau nach Plan gehen, keine Abweichungen mehr. Nächstes Ziel war Bad Deutsch Altenburg . Der Weg verlief neben der Donau und ich konnte mich im Schatten halten.
Ich war gut drauf und wieder voll Zuversicht. Nach Bad Deutsch Altenburg lief der Weg in der Donau–Au. Bevor ich diesen Weg begann, fragte ich beim letzten Haus eine Frau, ob es wohl der richtige Weg sei. „Ja„ sagte sie, „aber bitte gehen Sie nicht, es ist so ein schlechter Weg und die Gelsen ( Mücken ) fressen Sie„. „Ach, so schlimm wird es schon nicht sein, wichtig ist, dass der Weg richtig ist„, bedankte ich mich und ging.
Ich bekam die nächste Lektion. Nachdem ich schon sehr weit gegangen war, wurde der Weg zu einer Wildnis. Der Weg verschwand vollends in meterhohen Brennesseln und Millionen Gelsen stürzten sich auf mich, obwohl sie mein Blut nicht wirklich wollten, doch sie setzten sich auf meine Haut, die schwarz von den Blutsaugern war. Letzt endlich gab ich auf.
Ich wusste, dass neben dem Wald die Strasse verlief, also auf die Böschung hinauf und raus aus der Au. Ich landete in einem Kornfeld und sah tatsächlich die Strasse. Es war nur ein Feld dazwischen. Nachdem ich mich erholte, bemerkte ich , dass meine Lesebrille fehlt. Ich hatte sie mit dem Bügel vorne in die Bluse gesteckt und hatte in der Au nicht mehr auf sie geachtet. Beim Vertreiben der Gelsen hatte ich anscheinend auch die Brille weggeschmissen. Ich machte mich auf die Suche. Es war sinnlos. Ich fand sie nicht mehr. Jetzt war ich ohne Brille. Das auch noch. Nach einer Stunde gab ich meine Suche auf, ging durch das Feld und landete bei einem Zaun. Wie komme ich da nur auf die Strasse hinaus? Oben drüber? Ich versuchte es. Nein ich konnte nicht. Unten durch? Ja das funktionierte. Ich war auf der Landstraße. Nach ein paar Metern sah ich auf der Strasse im Zaun eine Tür. Ich probierte, sie aufzumachen. Ah, sie ging auf, wie leicht wäre ich aus meinem Gefängnis entkommen.
Diese Erlebnisse zermürbten mich dermaßen, dass ich eine für mich angenehme Entscheidung traf: Ich fahre nach Hause. Bei der nächsten Bahnhaltestelle steige ich in den Zug. Doch, wo ist überhaupt der Zug und die Gleise? Es war 16 Uhr und ich wanderte auf der Straße zum nächsten Ort. Ich wusste nicht einmal mehr, wo ich bin. Der nächste Ort der kam war Petronell, jedoch keine Spur von einer Bahn.
Vielleicht ein Autobus? Doch ohne Brille konnte ich nicht einmal lesen, wann der Bus fährt. Glücklicherweise gab es ein Cafe. Dort kaufte ich mir ein Soda– Zitrone und fragte, wo den die nächste Bahnstation sei. Da sagte die Kellnerin: „Gehn‚s die Straße hinunter und in ca. 15 Minuten sind Sie am Bahnhof, es fährt am Sonntag alle 2 Stunden eine Schnellbahn. Die Abfahrtszeiten weiß ich leider nicht„. War mir völlig egal. Hauptsache es fährt überhaupt noch ein Zug, dachte ich! Ich kam zum Bahnhof und Gott sei Dank konnte ich lesen, ( die Schrift war groß), dass der Zug in einer halben Stunde fährt. Ich kaufte mir beim Automaten die Karte, das konnte ich auch gerade noch ohne Brille. Ich war gerettet.
Ich setzte mich auf eine Bank und fing mit einer Frau , die mit ihrem Hund dort saß, zu plaudern an. Sie hatte eine Hand in Gips und ich bedauerte sie deswegen. Sie erzählte, man habe sie im Krankenhaus verpfuscht, und außerdem muss sie jeden Tag 35 Tabletten einnehmen, weil sie noch viele andere körperliche Probleme habe. Es schien so, als sei sie noch stolz drauf. „Na servas„ die Frau ist ja die reinste Chemiefabrik„ dachte ich für mich. Ich wünschte ihr dennoch alles Gute und stieg in den heiß ersehnten Zug ein.
Um 20 Uhr war ich zu Hause – der Weg von Wolfsthal nach Wien war damit für mich beendet. Keine 10 Pferde würden mich noch einmal in die Donau– Auen bringen. Zu Hause behandelte ich meine Wunden. Meine Beine brannten von den Brennnesseln, als wäre ich vom Feuer erwischt worden. Man sagt zwar, das sei gesund. Ich weiß nicht. Ein Vollbad hat auch nicht viel geholfen und in der Nacht hat es weiter gebrannt. Erst am nächsten Tag wurde es besser. Auf jeden Fall habe ich beschlossen, dass ich die Hitzeperiode abwarte und dann erst den Jakobsweg in Purkersdorf beginne, wenn das Wetter halbwegs kühler wird.
Wolfsthal ist der östlichste Ort von Österreich an der slowokischen Grenze bei Pressburg ( Bratislava ).
Die Wolfsthal Villa Pannonica war mir bekannt, vom alljährlichen Treffen des Vorstandes Eurosolar Austria, daher wußte ich auch, wo Wolfstahl ist. Das Haus ist mit Sonnenkollektoren für Warmwasser und einer Photovoltaikanlage für Stromgewinnung ausgestattet. Diese Ist wahrscheinlich das östlichste Sonnenkraftwerk von Österreich.
Ich fuhr in der Früh mit der Bahn von Wien– Liesing über Rennweg nach Wolfsthal. Um 9 Uhr bin ich dort angekommen. Ich besuchte diesmal nicht die Villa Pannonica, denn ich wollte ganz rasch den Jakobsweg beginnen. Frischen Mutes und voller Zuversicht, gerade mitten in einer Hitzeperiode, ging ich los. Es hatte plus 35 Grad. Ich sagte mir: "Das ist der Jakobsweg und immerhin, in Spanien war es ja auch so heiß."
Ich maschierte los und hatte den Wanderführer des Tirolers Peter Lindenthal mit. Aber gleich beim Start bin ich anders gegangen als es im Buch stand. Ich dachte mir, ich werde doch nicht so einen Umweg machen und nahm den Radweg durch die Felder. Das war ja noch eine gute Idee, doch dann kam ein Golfplatz, und statt dass ich links um den Golfplatz gegangen wäre,.. nein… ich mache einen besseren Weg und gehe rechts herum und dann durch Wiesen und Wald und bin schneller in Hainburg. Weit gefehlt. Ich landete auf einem Acker und es gab keine Spur eines Weges mehr. Zuerst wollte ich wild durch den Wald laufen, doch als das Dickicht immer dichter wurde, gab ich auf und wanderte den ganzen Weg wieder bis zum Golfplatzeingang zurück.
Mindestens eine Stunde verloren, doch was macht es, ich hatte ja jede Menge Zeit und wanderte nun den richtigen Weg nach Hainburg. Es war nun zu Mittag und unerträglich heiß in der Sonne. Volkommen abgekämpft landete ich in einem Wirtshaus an der Donau und spürte Anzeichen eines körperlichen Verfalls. Die Regeneration kam aber schneller als ich dachte. Der Kellner war äußerst nett, der Salat köstlich, und der Schatten hat mich wieder aufgebaut.
Also was habe ich gelernt? Genau nach Plan gehen, keine Abweichungen mehr. Nächstes Ziel war Bad Deutsch Altenburg . Der Weg verlief neben der Donau und ich konnte mich im Schatten halten.
Ich war gut drauf und wieder voll Zuversicht. Nach Bad Deutsch Altenburg lief der Weg in der Donau–Au. Bevor ich diesen Weg begann, fragte ich beim letzten Haus eine Frau, ob es wohl der richtige Weg sei. „Ja„ sagte sie, „aber bitte gehen Sie nicht, es ist so ein schlechter Weg und die Gelsen ( Mücken ) fressen Sie„. „Ach, so schlimm wird es schon nicht sein, wichtig ist, dass der Weg richtig ist„, bedankte ich mich und ging.
Ich bekam die nächste Lektion. Nachdem ich schon sehr weit gegangen war, wurde der Weg zu einer Wildnis. Der Weg verschwand vollends in meterhohen Brennesseln und Millionen Gelsen stürzten sich auf mich, obwohl sie mein Blut nicht wirklich wollten, doch sie setzten sich auf meine Haut, die schwarz von den Blutsaugern war. Letzt endlich gab ich auf.
Ich wusste, dass neben dem Wald die Strasse verlief, also auf die Böschung hinauf und raus aus der Au. Ich landete in einem Kornfeld und sah tatsächlich die Strasse. Es war nur ein Feld dazwischen. Nachdem ich mich erholte, bemerkte ich , dass meine Lesebrille fehlt. Ich hatte sie mit dem Bügel vorne in die Bluse gesteckt und hatte in der Au nicht mehr auf sie geachtet. Beim Vertreiben der Gelsen hatte ich anscheinend auch die Brille weggeschmissen. Ich machte mich auf die Suche. Es war sinnlos. Ich fand sie nicht mehr. Jetzt war ich ohne Brille. Das auch noch. Nach einer Stunde gab ich meine Suche auf, ging durch das Feld und landete bei einem Zaun. Wie komme ich da nur auf die Strasse hinaus? Oben drüber? Ich versuchte es. Nein ich konnte nicht. Unten durch? Ja das funktionierte. Ich war auf der Landstraße. Nach ein paar Metern sah ich auf der Strasse im Zaun eine Tür. Ich probierte, sie aufzumachen. Ah, sie ging auf, wie leicht wäre ich aus meinem Gefängnis entkommen.
Diese Erlebnisse zermürbten mich dermaßen, dass ich eine für mich angenehme Entscheidung traf: Ich fahre nach Hause. Bei der nächsten Bahnhaltestelle steige ich in den Zug. Doch, wo ist überhaupt der Zug und die Gleise? Es war 16 Uhr und ich wanderte auf der Straße zum nächsten Ort. Ich wusste nicht einmal mehr, wo ich bin. Der nächste Ort der kam war Petronell, jedoch keine Spur von einer Bahn.
Vielleicht ein Autobus? Doch ohne Brille konnte ich nicht einmal lesen, wann der Bus fährt. Glücklicherweise gab es ein Cafe. Dort kaufte ich mir ein Soda– Zitrone und fragte, wo den die nächste Bahnstation sei. Da sagte die Kellnerin: „Gehn‚s die Straße hinunter und in ca. 15 Minuten sind Sie am Bahnhof, es fährt am Sonntag alle 2 Stunden eine Schnellbahn. Die Abfahrtszeiten weiß ich leider nicht„. War mir völlig egal. Hauptsache es fährt überhaupt noch ein Zug, dachte ich! Ich kam zum Bahnhof und Gott sei Dank konnte ich lesen, ( die Schrift war groß), dass der Zug in einer halben Stunde fährt. Ich kaufte mir beim Automaten die Karte, das konnte ich auch gerade noch ohne Brille. Ich war gerettet.
Ich setzte mich auf eine Bank und fing mit einer Frau , die mit ihrem Hund dort saß, zu plaudern an. Sie hatte eine Hand in Gips und ich bedauerte sie deswegen. Sie erzählte, man habe sie im Krankenhaus verpfuscht, und außerdem muss sie jeden Tag 35 Tabletten einnehmen, weil sie noch viele andere körperliche Probleme habe. Es schien so, als sei sie noch stolz drauf. „Na servas„ die Frau ist ja die reinste Chemiefabrik„ dachte ich für mich. Ich wünschte ihr dennoch alles Gute und stieg in den heiß ersehnten Zug ein.
Um 20 Uhr war ich zu Hause – der Weg von Wolfsthal nach Wien war damit für mich beendet. Keine 10 Pferde würden mich noch einmal in die Donau– Auen bringen. Zu Hause behandelte ich meine Wunden. Meine Beine brannten von den Brennnesseln, als wäre ich vom Feuer erwischt worden. Man sagt zwar, das sei gesund. Ich weiß nicht. Ein Vollbad hat auch nicht viel geholfen und in der Nacht hat es weiter gebrannt. Erst am nächsten Tag wurde es besser. Auf jeden Fall habe ich beschlossen, dass ich die Hitzeperiode abwarte und dann erst den Jakobsweg in Purkersdorf beginne, wenn das Wetter halbwegs kühler wird.