Die Verdrängungsgesellschaft
2023 war das heißeste Jahr seit Millionen Jahren.
Das sagt der neue Jahreszustandsbericht der „Weltorganisation für Meteorologie“ (WMO). Alle Indikatoren für den Klimawandel erreichen demnach Rekordwerte. In Kanada haben die Rekordwerte der Waldbrände 2023 eine Fläche vernichtet, die 13 mal größer war als die Fläche, die bisher als normal galt. Die Ahrtal-Katstrophe hat vor drei Jahren hierzulande Schäden von über 40 Milliarden Euro verursacht. Brauchen wir, um aufzuwachen, erst Katastrophen, die hunderte Milliarden Schäden verursachen? Und noch mehr Tote als die 180 Menschen, die bei der Flutkatastrophe 2021 sterben mussten?
Wir sind eine Verdrängungsgesellschaft
Der Klimawandel ist extrem gefährlich, doch die Aufmerksamkeit für dieses Überlebensthema ist gemessen an der Zeit vor fünf Jahren als uns die Fridays for Future-Bewegung aufweckte, extrem gering. In Deutschland verdrängen derzeit die aktuellen Kriege, die Migration und die Renten alle anderen Themen.
In dieser Situation steigt auch das Interesse der alten Energiewirtschaft am weiteren Verkauf fossiler Energien. Nach den Erkenntnissen des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung könnte durch den Verkauf und das Verbrennen aller heute bereits gefundenen Reserven von Kohle, Gas und Öl eine globale Temperaturerhitzung von ca. 15 Grad erfolgen. Vielleicht auch deshalb hat Shell soeben seine Klimaschutz-Ziele gerade wieder gesenkt. Die möglichen Milliarden-Gewinne sind doch zu schön.
Aber: Sind wir noch zu retten? Muss Afrika erst unbewohnbar und Europa Afrika werden bis wir aufwachen und nicht mehr verdrängen?
Die gute Nachricht des WMO: Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist 2023 rascher gestiegen als in den letzten 20 Jahren. Die installierte Leistung bei den Erneuerbaren wuchs 2023 um 500 Gigawatt. Das sind 50 Prozent mehr als 2022. Allein China hat 2023 mehr Solaranlagen installiert als die gesamte übrige Welt im Jahr 2022.
Professor Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung macht zwei Gründe für die deutsche Verdrängungsgesellschaft verantwortlich.
Erstens: Wir diskutieren beim Klimaschutz und bei erneuerbaren Energien noch immer über Verzicht anstatt über Gewinn und zweitens geht es für die Wirtschaft nicht um De-Industriealisierung, sondern im Gegenteil um den dringend notwendigen Strukturwandel, damit uns China und die USA nicht vollends abhängen. In Klimaschutz zu investieren, sei eine ökonomisch dringende Investition in die Zukunft.
Auch wichtig für die Jobs von morgen. Weltweit haben wir in den letzten 20 Jahren über elf Millionen neue Arbeitsplätze durch erneuerbare Energien geschaffen, hat die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) in Dhubai, errechnet. Bis 2050 werden es 50 Millionen neue Arbeitsplätze sein. Wenn wir bei den E-Autos und bei den Erneuerbaren nicht von China und den USA abgehängt werden wollen, müssen wir mehr als bisher in den Strukturwandel investieren. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben oder die globale Wirtschaftsentwicklung.
Der größte Vorteil der Erneuerbaren sind die sensationell gefallenen Preise. Im Jahr 2000 kostete die Produktion einer Kilowattstunde Solarstrom hierzulande 70 Cent, heute noch ca. fünf Cent. In Afrika, Indien und Arabien etwa einen Euro-Cent. Und diese einmalig günstige Entwicklung ist noch lange nicht zu Ende.
Das Ergebnis: Solarstrom ist Sozialstrom – auch und gerade für die sozial Schwachen und für die Menschen in den armen Ländern. Das aber – da hat Professor Levermann Recht – wird auch von der Umweltbewegung viel zu wenig kommuniziert. Durch Verdrängen werden diese Probleme nicht gelöst, sondern nur immer teurer.
Das sagt der neue Jahreszustandsbericht der „Weltorganisation für Meteorologie“ (WMO). Alle Indikatoren für den Klimawandel erreichen demnach Rekordwerte. In Kanada haben die Rekordwerte der Waldbrände 2023 eine Fläche vernichtet, die 13 mal größer war als die Fläche, die bisher als normal galt. Die Ahrtal-Katstrophe hat vor drei Jahren hierzulande Schäden von über 40 Milliarden Euro verursacht. Brauchen wir, um aufzuwachen, erst Katastrophen, die hunderte Milliarden Schäden verursachen? Und noch mehr Tote als die 180 Menschen, die bei der Flutkatastrophe 2021 sterben mussten?
Wir sind eine Verdrängungsgesellschaft
Der Klimawandel ist extrem gefährlich, doch die Aufmerksamkeit für dieses Überlebensthema ist gemessen an der Zeit vor fünf Jahren als uns die Fridays for Future-Bewegung aufweckte, extrem gering. In Deutschland verdrängen derzeit die aktuellen Kriege, die Migration und die Renten alle anderen Themen.
In dieser Situation steigt auch das Interesse der alten Energiewirtschaft am weiteren Verkauf fossiler Energien. Nach den Erkenntnissen des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung könnte durch den Verkauf und das Verbrennen aller heute bereits gefundenen Reserven von Kohle, Gas und Öl eine globale Temperaturerhitzung von ca. 15 Grad erfolgen. Vielleicht auch deshalb hat Shell soeben seine Klimaschutz-Ziele gerade wieder gesenkt. Die möglichen Milliarden-Gewinne sind doch zu schön.
Aber: Sind wir noch zu retten? Muss Afrika erst unbewohnbar und Europa Afrika werden bis wir aufwachen und nicht mehr verdrängen?
Die gute Nachricht des WMO: Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist 2023 rascher gestiegen als in den letzten 20 Jahren. Die installierte Leistung bei den Erneuerbaren wuchs 2023 um 500 Gigawatt. Das sind 50 Prozent mehr als 2022. Allein China hat 2023 mehr Solaranlagen installiert als die gesamte übrige Welt im Jahr 2022.
Professor Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung macht zwei Gründe für die deutsche Verdrängungsgesellschaft verantwortlich.
Erstens: Wir diskutieren beim Klimaschutz und bei erneuerbaren Energien noch immer über Verzicht anstatt über Gewinn und zweitens geht es für die Wirtschaft nicht um De-Industriealisierung, sondern im Gegenteil um den dringend notwendigen Strukturwandel, damit uns China und die USA nicht vollends abhängen. In Klimaschutz zu investieren, sei eine ökonomisch dringende Investition in die Zukunft.
Auch wichtig für die Jobs von morgen. Weltweit haben wir in den letzten 20 Jahren über elf Millionen neue Arbeitsplätze durch erneuerbare Energien geschaffen, hat die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) in Dhubai, errechnet. Bis 2050 werden es 50 Millionen neue Arbeitsplätze sein. Wenn wir bei den E-Autos und bei den Erneuerbaren nicht von China und den USA abgehängt werden wollen, müssen wir mehr als bisher in den Strukturwandel investieren. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben oder die globale Wirtschaftsentwicklung.
Der größte Vorteil der Erneuerbaren sind die sensationell gefallenen Preise. Im Jahr 2000 kostete die Produktion einer Kilowattstunde Solarstrom hierzulande 70 Cent, heute noch ca. fünf Cent. In Afrika, Indien und Arabien etwa einen Euro-Cent. Und diese einmalig günstige Entwicklung ist noch lange nicht zu Ende.
Das Ergebnis: Solarstrom ist Sozialstrom – auch und gerade für die sozial Schwachen und für die Menschen in den armen Ländern. Das aber – da hat Professor Levermann Recht – wird auch von der Umweltbewegung viel zu wenig kommuniziert. Durch Verdrängen werden diese Probleme nicht gelöst, sondern nur immer teurer.