Der Verkehrs–Revoluzzer
Herr Knoflacher ist seit Jahrzehnten DER Vorkämpfer für effizientere & menschengerechtere Mobilität. Als Professor an der TU Wien setzt er seit Jahrzehnten Fußgängerzonen und nachhaltige Verkehrsprojekte um – und ist nicht zuletzt deshalb auch globaler Fußgehervertreter der Vereinten Nationen. Auch nach sovielen Jahren der Widerstände von Auto–Fundamentalisten & Co. hat er seinen Humor immer noch nicht verloren. Mit seiner Erfindung, dem Gehzeug und Comics versucht er trockene Verkehrsthemen skurill, aber leichtverständlich zu vermitteln.
Knoflacher‚s Lebensweg
Aufgewachsen in einem Kärntner Dorf in einem Bauernhof mit vier Generationen, die HTL in Villach besucht, an der TU Wien Bauingenieurwesen, Geodäsie und Mathematik absolviert, im Verkehrswesen promoviert, das Institut für Verkehrwesen im KfV 1968 gegründet, seit 1971 eigenes Ingenieurbüro, 1972 habilitiert, 1975 Professor für Verkehrsplanung, seit 1985 Professor für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik, Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Organisationen auch außerhalb der Grenzen der eigenen Disziplinen.
oekonews: Was läuft Ihrer Meinung nach in der Verkehrsplanung schief?
Knoflacher: So ziemlich alles als Folge des auf Annahmen, aber nicht auf wissenschaftlichen Grundlagen begründeten traditionellen Verkehrswesens. Die Hauptursache ist die Unkenntnis menschlicher Verhaltensweisen in diesem Umfeld und die fehlende Fähigkeit zur Reflexion über das eigene Fachgebiet. Man hätte spätestens in den 70er Jahren merken müssen, dass man mit der Methode, mit der man bis heute plant, Probleme erzeugt, aber nicht lösen kann.
oekonews: Wie kann Verkehrsplanung menschengerechter werden?
Knoflacher: Durch bessere Kenntnis der menschlichen Eigenschaften. Dies setzt aber voraus, dass man die engen Grenzen der einzelnen Disziplinen überschreitet und Methoden und Verfahren findet, die quer über die Disziplinen eingesetzt werden können. Systemtheorie, Evolutionstheorie und evolutionäre Erkenntnistheorie waren daher die wesentlichen Schritte auf diesem Erkenntnisweg, den ich seit den 70er Jahren gegangen bin.
oekonews: Wurden Sie schon persönlich bedrängt aufgrund Ihres Engagements?
Knoflacher: Was heißt persönlich bedrängt, ich bin persönlich mehrfach bedroht worden wie auch gezielt benachteiligt. Noch vor wenigen Jahren soll es an der TU Graz gegolten haben, keinen meiner Mitarbeiter zu berufen. So versucht sich eine zusammenbrechende Disziplin gegen neue wissenschaftliche Erkenntnisse verzweifelt zu wehren. Die Sachen, die man von mir erzählt hat, gehen auf keine Kuhhaut, so falsch sind sie.
oekonews: Woher schöpfen Sie Ihre Kraft für Ihr Engagement?
Knoflacher:
1. Zunächst nehme ich mich selbst nicht so wichtig
2. Bin ich neugierig
3. Ist Forschung das Abenteuer und
4. Habe ich darüber hinaus noch so viele Interessen und Aktivitäten und schließlich beweist
5. der Erfolg der Anwendung meiner wissenschaftlichen Ergebnisse in der Praxis, dass ich nicht falsch liege.
6. Die meiste Kraft schöpfe ich aber aus den zufriedenen Gesichtern der Menschen, die in meinen Planungen unterwegs sind.
1. Zunächst nehme ich mich selbst nicht so wichtig
2. Bin ich neugierig
3. Ist Forschung das Abenteuer und
4. Habe ich darüber hinaus noch so viele Interessen und Aktivitäten und schließlich beweist
5. der Erfolg der Anwendung meiner wissenschaftlichen Ergebnisse in der Praxis, dass ich nicht falsch liege.
6. Die meiste Kraft schöpfe ich aber aus den zufriedenen Gesichtern der Menschen, die in meinen Planungen unterwegs sind.
oekonews: Ihre Wünsche an die Politik?
Knoflacher: Dass es wieder Politiker gibt, die erstklassige Fachleute vertragen, denn zweitklassige Politiker vertragen höchsten drittklassige Experten und so schaut das Ergebnis auch aus.
oekonews: Worauf sind Sie besonders bzw. überhaupt nicht stolz?
Knoflacher: Stolz ist keine Kategorie, die mir sehr viel sagt. Ich freue mich, wenn schwierige Aufgaben gemeinsam mit der Politik und der Verwaltung und den Bürgern Erfolg bringen wie dies etwa bei den Fußgeherzonen, beim öffentlichen Verkehr, beim Radverkehr in Wien ist und was mich auch freut oder vielleicht ein bisschen stolz macht ist der Umstand, dass es mir gelungen ist bei vier später zum Weltkulturerbe erklärten Stätten die Verkehrslösungen gemacht zu haben: Wien Innenstadt, die Wachau, Graz Innenstadt, Hallstadt und ein bisschen auch in Salzburg.
oekonews: Welchen Tipp / Lebensmotto geben Sie unseren LeserInnen mit?
Knoflacher: „Vorne ist dort, wo der Wind entgegen weht„ und „wer gegen den Strom schwimmt kommt zum sauberen Wasser und zur Quelle„ oder einfach „Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom.„
oekonews: Vielen Dank Hr. Knoflacher für das Interview und Ihr jahrzehntelanges Engagement
Buch–Tipp: VIRUS Auto – von Dr. Hermann Knoflacher
Seit kurzem ist das neueste Werk von Hr. Knoflacher im gut sortierten Buchhandel erhältlich – oekonews wird es in kürze auch rezensieren – "Virus Auto: Die Geschichte einer Zerstörung"
ISBN–10: 3800074389
ISBN–13: 978–3800074389:
Linktipp: Zur Homepage des Instituts für Verkehrsplanung an der TU Wien
ISBN–10: 3800074389
ISBN–13: 978–3800074389:
Linktipp: Zur Homepage des Instituts für Verkehrsplanung an der TU Wien