Das neue Schiestlhaus am Hochschwab
Das Schiestlhaus des Österreichischen Touristenklubs (ÖTK) liegt auf 2154m am Gipfelplateau direkt unterhalb des Hauptgipfels des Hochschwab. Das bestehende Haus, ist 120 Jahre alt und in einem äußerst schlechten Zustand, weshalb der ÖTK sich entschieden hat, einen Ersatzbau zu errichten. Der ÖTK konnte für die Idee gewonnen werden, den Neubau in Form eines Pilotprojekts umzusetzen – als erste große Schutzhütte in Passivhausqualität.
Der Stand der Dinge
Ende Oktober 2004 war das Haus außen fertiggestellt und somit winterfest. Im Frühjahr (voraussichtlich Anfang Mai) 2005 werden die Arbeiten wieder aufgenommen, die Eröffnung wird voraussichtlich im August 2005 stattfinden.
Idee und Ziel
Ausgehend von einem Studienprojekt von Marie Rezac an der TU Wien wurde im Rahmen von „Haus der Zukunft„ das Forschungsprojekt „Alpiner Stützpunkt Schiestlhaus„ entwickelt und durchgeführt (ARGE solar4alpin, 2001–2002).
Der Bauplatz am Hochschwab und seine spezifischen Charakteristika ermöglichen eine klare Orientierung nach Süden. Die Auslegung des Entwurfs erfolgt daher nach den Grundsätzen des solaren Bauens, also mit aktiver Nutzung des in dieser Höhe noch günstigeren Strahlungsangebots der Sonne.
Das Projekt versteht sich als Pilotprojekt für solares und ökologisches Bauen in alpinen Insellagen, in dem nachhaltige Technologien und ein intelligentes Raumkonzept unter extremen Bedingungen getestet werden.
Die Lösungen und Erkenntnisse, die unter solchen Bedingungen funktionieren, können mit geringen Modifikationen oder in einfacherer Ausführung auf den gesamten Bereich gemäßigter alpiner Lagen angewendet werden (Schwerpunkt Tourismusbetriebe).
Der Bauplatz am Hochschwab und seine spezifischen Charakteristika ermöglichen eine klare Orientierung nach Süden. Die Auslegung des Entwurfs erfolgt daher nach den Grundsätzen des solaren Bauens, also mit aktiver Nutzung des in dieser Höhe noch günstigeren Strahlungsangebots der Sonne.
Das Projekt versteht sich als Pilotprojekt für solares und ökologisches Bauen in alpinen Insellagen, in dem nachhaltige Technologien und ein intelligentes Raumkonzept unter extremen Bedingungen getestet werden.
Die Lösungen und Erkenntnisse, die unter solchen Bedingungen funktionieren, können mit geringen Modifikationen oder in einfacherer Ausführung auf den gesamten Bereich gemäßigter alpiner Lagen angewendet werden (Schwerpunkt Tourismusbetriebe).
Architektur / Gebäude–Konzept
Schutzhütten stellen im Vergleich zu konventionellen Gebäudenutzungen eine Sonderform dar, da die Anzahl der Nutzer, abhängig von Jahreszeit, Wochentag, Saison und Wetter stark schwankt. Das Konzept der thermischen Zonierung basiert auf der Überlegung, dass eine Analogie zwischen Besucher–Spitzenzahlen und maximalem solaren Energieeintrags besteht.
Während der Vor– und Nachsaison treten längere Schlechtwetterphasen auf, in denen kaum oder gar keine Gäste auf die Hütte kommen. Für diese unterschiedlichen Situationen wurde versucht, ein flexibles Gebäudekonzept zu entwickeln. Dies bedeutet, dass der „aktive„ Bereich im Gebäude je nach Anforderung wachsen und auch wieder schrumpfen kann.
Das Gebäude wird demnach in Klima–Zonen organisiert: eine ständig beheizbare Kernzone (Küche, Gaststube, Personalräume), eine um diese herum angeordnete weitere Zone, die je nach Bedarf „dazugeschaltet„ werden kann. Warmwasser und Strom werden über Kollektoren erzeugt, die vollständig in das architektonische Konzept integriert sind.
Während der Vor– und Nachsaison treten längere Schlechtwetterphasen auf, in denen kaum oder gar keine Gäste auf die Hütte kommen. Für diese unterschiedlichen Situationen wurde versucht, ein flexibles Gebäudekonzept zu entwickeln. Dies bedeutet, dass der „aktive„ Bereich im Gebäude je nach Anforderung wachsen und auch wieder schrumpfen kann.
Das Gebäude wird demnach in Klima–Zonen organisiert: eine ständig beheizbare Kernzone (Küche, Gaststube, Personalräume), eine um diese herum angeordnete weitere Zone, die je nach Bedarf „dazugeschaltet„ werden kann. Warmwasser und Strom werden über Kollektoren erzeugt, die vollständig in das architektonische Konzept integriert sind.
Energieversorgung
Grundsätzlich bedeutet „Passivhaus„, dass das Gebäude weitgehend durch seine inneren Wärmequellen (im Fall des Schiestlhaus Personen bzw. Wärmeproduktion der Küche), sowie durch Sonneneinstrahlung beheizt wird.
Aufgrund der hohen thermischen Qualität der Gebäudehülle, und dem Einsatz von kontrollierter Be– und Entlüftung mittels Lüftungsgeräten mit hocheffizienten Wärmerückgewinnungssystemen kann die Schutzhütte bei Vollbelegung thermisch autark für die Raumbeheizung betrieben werden. Die Küchenabluft wird ebenfalls über einen Wärmetauscher geführt. Der Restheizwärmebedarf wird durch Nachheizregister aus dem Warmwasserspeicher zur Verfügung gestellt. Mit Ausnahme der Wasch– und Trockenräume sind keine zusätzlichen Heizflächen im Haus vorgesehen.
Aufgrund der hohen thermischen Qualität der Gebäudehülle, und dem Einsatz von kontrollierter Be– und Entlüftung mittels Lüftungsgeräten mit hocheffizienten Wärmerückgewinnungssystemen kann die Schutzhütte bei Vollbelegung thermisch autark für die Raumbeheizung betrieben werden. Die Küchenabluft wird ebenfalls über einen Wärmetauscher geführt. Der Restheizwärmebedarf wird durch Nachheizregister aus dem Warmwasserspeicher zur Verfügung gestellt. Mit Ausnahme der Wasch– und Trockenräume sind keine zusätzlichen Heizflächen im Haus vorgesehen.
Thermische Solaranlage
Die Südfassade der Schutzhütte wird als Energie–Fassadensystem ausgebildet, wobei 46 m2 für die thermische Energiegewinnung mittels fassadenintegrierten Solarkollektoren vorgesehen sind. Der Solare Deckungsgrad wird laut Simulationsberechnungen um 80% liegen.
Photovoltaik
Die 7,5 kWp– Photovoltaikanlage mit einer Gesamtfläche von ca.68 m2 soll bei durchschnittlicher Sonnenscheindauer mehr als 60 % des jährlichen elektrischen Energiebedarfs decken. Den Rest liefert ein rapsölbetriebenes Blockheizkraftwerk, das auch als backup dient.
Um die elektrischen Verbraucher energieoptimiert zu betreiben, werden diese in einer Schalthierarchie freigegeben, und ausschließlich energiesparende Geräte und Leuchtmittel eingesetzt.
Um die elektrischen Verbraucher energieoptimiert zu betreiben, werden diese in einer Schalthierarchie freigegeben, und ausschließlich energiesparende Geräte und Leuchtmittel eingesetzt.
Regenwassernutzung
Da keine Quellen in sinnvoller Entfernung zur Verfügung stehen, wird das gesamte Brauch– und Trinkwasser aus Niederschlägen gesammelt. Die Zisterne ist im Kellergeschoss–West untergebracht und weist ein Fassungsvermögen von 34 m³ auf. Das Regenwasser wird über einen Grobfilter in eine Trinkwasser–Tankanlage eingeleitet und von dort über eine Feinfilterkaskade und eine UV–Entkeimung zu Trinkwasser aufbereitet.
Abwässer
Im Hochschwabmassiv befinden sich die Quellfassungen für die zweite Wiener Hochquellwasserleitung. Die nachhaltige Sicherung dieser Trinkwasserreserven hat daher oberste Priorität und stellt erhöhte Anforderungen an die Abwasserreinigung.
Wegen der beschränkten Nutzwassermengen und um den Abwasseranfall zu minimieren, werden grundsätzlich Trockentoiletten eingesetzt. Alle Abwässer werden über eine mehrstufige, vollbiologische Abwasserreinigungsanlage mit UV–Entkeimung aufbereitet (Reinigungsgrad 99% = Badewasserqualität). Die festen Reststoffe werden mit den turnusmäßigen Versorgungsflügen ins Tal entsorgt.
Damit wird die derzeit prekäre Situation der Abwasserentsorgung nachhaltig gelöst.
Wegen der beschränkten Nutzwassermengen und um den Abwasseranfall zu minimieren, werden grundsätzlich Trockentoiletten eingesetzt. Alle Abwässer werden über eine mehrstufige, vollbiologische Abwasserreinigungsanlage mit UV–Entkeimung aufbereitet (Reinigungsgrad 99% = Badewasserqualität). Die festen Reststoffe werden mit den turnusmäßigen Versorgungsflügen ins Tal entsorgt.
Damit wird die derzeit prekäre Situation der Abwasserentsorgung nachhaltig gelöst.
Bauliche Umsetzung / Konstruktiver Holzbau
Gesucht war ein System, das den schwierigen und komplexen Anforderungen des alpinen Baues bestmöglich entspricht: extreme Belastungen aus Wind– und Schneelasten, dazu die Kostensituation bezüglich Transport und Montage.
Da das Schiestlhaus weder über Straßenanbindung noch Materialseilbahn verfügt, mußte auch der Bau ausschließlich über Hubschraubertransport bewerkstelligt werden.
Die Wandelemente wurden als Holzrahmenelemente vorgefertigt. Diese Wandtafeln befinden sich jeweils in den Hauptachsen des Gebäudes und stellen die Hauptkonstruktion zur Aufnahme sämtlicher Kräfte dar.
Die Außenwände sind aufgrund des hohen Anspruchs an den Wärmeschutz mehrschalig aufgebaut. Die tragende Schicht besteht aus 24 cm TJI–Elementen mit dazwischenliegender Wärmedämmung, abgeschlossen mit OSB– bzw. DWD–Platte, auf denen Dampfsperre bzw. Winddichtung aufgebracht wird. Die innere Aufdoppelung (8 cm Wärmedämmung, mit 15mm Dreischichtplatte abgeschlossen) dient dem Schutz der Dampfbremse und verbessert die thermische Qualität der Außenhülle. Die Holzfassaden bestehen aus einer liegenden Lärchenschalung vor einer 3cm starken Luftschicht. Dach– und Deckenelemente werden ebenso in Fertigteilen hergestellt und mittels Hubschrauber versetzt.
Das gesamte Sockelgeschoß wurde in Massivbauweise hergestellt, da sich in diesem Bereich sämtliche Haustechnikräume (Trinkwasserzisterne, Lüftungszentrale, Abwasseraufbereitung, etc.) sowie die Vorratsräume befinden.
Da das Schiestlhaus weder über Straßenanbindung noch Materialseilbahn verfügt, mußte auch der Bau ausschließlich über Hubschraubertransport bewerkstelligt werden.
Die Wandelemente wurden als Holzrahmenelemente vorgefertigt. Diese Wandtafeln befinden sich jeweils in den Hauptachsen des Gebäudes und stellen die Hauptkonstruktion zur Aufnahme sämtlicher Kräfte dar.
Die Außenwände sind aufgrund des hohen Anspruchs an den Wärmeschutz mehrschalig aufgebaut. Die tragende Schicht besteht aus 24 cm TJI–Elementen mit dazwischenliegender Wärmedämmung, abgeschlossen mit OSB– bzw. DWD–Platte, auf denen Dampfsperre bzw. Winddichtung aufgebracht wird. Die innere Aufdoppelung (8 cm Wärmedämmung, mit 15mm Dreischichtplatte abgeschlossen) dient dem Schutz der Dampfbremse und verbessert die thermische Qualität der Außenhülle. Die Holzfassaden bestehen aus einer liegenden Lärchenschalung vor einer 3cm starken Luftschicht. Dach– und Deckenelemente werden ebenso in Fertigteilen hergestellt und mittels Hubschrauber versetzt.
Das gesamte Sockelgeschoß wurde in Massivbauweise hergestellt, da sich in diesem Bereich sämtliche Haustechnikräume (Trinkwasserzisterne, Lüftungszentrale, Abwasseraufbereitung, etc.) sowie die Vorratsräume befinden.
Neubau neben dem alten Schiestlhaus
Dank der erfolgten Einigung zwischen dem ÖTK und Graf Meran zu einem Grundtausch konnte der Ersatzbau neben dem bestehenden Schiestlhaus erfolgen, was zwei wesentliche Vorteile hat:
Das alte Schiestlhaus kann bis zur Fertigstellung der neuen Hütte ungehindert seine alpine Funktion erhalten; zudem ist während der Bauzeit die Unterkunft für die Arbeiter gewährleistet. Außerdem steht das derzeitige Schiestlhaus in einer leichten Senke, was bezüglich Wasserabführung und Schneeanlagerung ungünstige Auswirkungen hat. Der neue Standort ca. 30 Meter weiter westlich und etwas höher sichert mehr Schneefreiheit.
Das alte Schiestlhaus kann bis zur Fertigstellung der neuen Hütte ungehindert seine alpine Funktion erhalten; zudem ist während der Bauzeit die Unterkunft für die Arbeiter gewährleistet. Außerdem steht das derzeitige Schiestlhaus in einer leichten Senke, was bezüglich Wasserabführung und Schneeanlagerung ungünstige Auswirkungen hat. Der neue Standort ca. 30 Meter weiter westlich und etwas höher sichert mehr Schneefreiheit.
Ausführende Firmen + Projektdaten
GU Massivbau: Geischläger Bauunternehmung, Göstling/ Hochkar
GU Holzbau: Holzbau Harrer GmbH., Frohnleiten
Fenster und Hauseingangstüren: Fa. Internorm, Lannach
HKLS: Fa. Burgstaller, Krieglach
Elektro/Photovoltaik: Elektro Merl/Stadtwerke Bruck
Kücheneinrichtung: Lassacher Großküchen, Graz
Einrichtung: Tischlerei Heim, Göstling
Abwasseraufbereitung: Firma Nageler, Lienz
Hubschraubertransporte: Wucher Helikopter, Ludesch
Bauherr: ÖTK– Österreichischer Touristenklub, Wien
Standort: Hochschwab, 2154 m Seehöhe
Schlafplätze: 68
Sitzplätze: 70 in Gaststuben + 70 auf der Terrasse
Nutzfläche: (Holzbau Eg + Og) 335 m2
(incl. Ug– Sockelgeschoß) 524 m2
Kennwerte der Gebäudehülle
Dach U= 0,104 W/m2K
Außenwände Holzbau U= 0,106 – 0,114 W/m2K
TEAM:
Entwicklung und Entwurf:
solar4alpin: Marie Rezac/ Karin Stieldorf/ Fritz Oettl/ Martin Treberspurg
Realisierung:
pos architekten ZT KEG (Planung)
Treberspurg & Partner Architekten ZT GmbH.(AVA + ÖBA)
Konsulenten:
Bauphysik: Wilhelm Hofbauer, Karin Stieldorf, IBO, Wien.
Statik: Robert Salzer, Hohenberg; Gerald Gallasch, Wien.
HLS, Solar Thermie: e+c Wimmer, Vöcklabruck.
Photovoltaik, Elektrotechnik: ATB Becker, Absam.
Abwasseraufbereitung: TB Steinbacher, Thalgau.
Lichtplanung: Klaus Pokorny, Wien.
GU Holzbau: Holzbau Harrer GmbH., Frohnleiten
Fenster und Hauseingangstüren: Fa. Internorm, Lannach
HKLS: Fa. Burgstaller, Krieglach
Elektro/Photovoltaik: Elektro Merl/Stadtwerke Bruck
Kücheneinrichtung: Lassacher Großküchen, Graz
Einrichtung: Tischlerei Heim, Göstling
Abwasseraufbereitung: Firma Nageler, Lienz
Hubschraubertransporte: Wucher Helikopter, Ludesch
Bauherr: ÖTK– Österreichischer Touristenklub, Wien
Standort: Hochschwab, 2154 m Seehöhe
Schlafplätze: 68
Sitzplätze: 70 in Gaststuben + 70 auf der Terrasse
Nutzfläche: (Holzbau Eg + Og) 335 m2
(incl. Ug– Sockelgeschoß) 524 m2
Kennwerte der Gebäudehülle
Dach U= 0,104 W/m2K
Außenwände Holzbau U= 0,106 – 0,114 W/m2K
TEAM:
Entwicklung und Entwurf:
solar4alpin: Marie Rezac/ Karin Stieldorf/ Fritz Oettl/ Martin Treberspurg
Realisierung:
pos architekten ZT KEG (Planung)
Treberspurg & Partner Architekten ZT GmbH.(AVA + ÖBA)
Konsulenten:
Bauphysik: Wilhelm Hofbauer, Karin Stieldorf, IBO, Wien.
Statik: Robert Salzer, Hohenberg; Gerald Gallasch, Wien.
HLS, Solar Thermie: e+c Wimmer, Vöcklabruck.
Photovoltaik, Elektrotechnik: ATB Becker, Absam.
Abwasseraufbereitung: TB Steinbacher, Thalgau.
Lichtplanung: Klaus Pokorny, Wien.
Kontakt
Treberspurg & Partner Architekten ZT GmbH. / [office@treberspurg.at]DI Marie Rezac / Tel: +43 (0)1–8943191–28
pos architekten ZT KEG / Arch. Fritz Oettl / Tel: +43 (0)1–4095265
Autorin: DI Marie Rezac für Oekonews.at
pos architekten ZT KEG / Arch. Fritz Oettl / Tel: +43 (0)1–4095265
Autorin: DI Marie Rezac für Oekonews.at
Bildtext
Bild 1: Der "Rohbau" von außen
BIld 2: Die Handwerker sind noch am Werk
Bild 3: Das alte und das neue Schiestlhaus, das alte Haus wird
BIld 2: Die Handwerker sind noch am Werk
Bild 3: Das alte und das neue Schiestlhaus, das alte Haus wird