Das doppelte Strompreis-Paradoxon der Industrie
Was ich „Strompreis-Paradoxon der Industrie“ nenne: Harte Bosse, insbesondere stromintensiver Industriebetriebe (Stahl, Glas, Chemie, Zement) wehklagen ständig über hohe Strompreise, wehren sich aber nicht gegen die Praktiken der Stromindustrie.
Die Kosten der Stromproduktion werden weltweit durch immer mehr erneuerbare Kapazitäten stetig billiger und sind jedenfalls billiger als fossil oder atomar erzeugter Strom.
Doch die Strom-Großhandelspreise in Europa, die Industriebetriebe einfach so akzeptieren, bleiben hoch.
Denn das von Europas Stromindustrie verwendete und mit Zähnen und Klauen verteidigte „Merit-Order“-Prinzip bildet deren Verkaufspreis nach Grenzkosten. Was bedeutet, dass der Erdgaspreis weiterhin Europas Strommärkte beherrscht, obwohl seit dem Ukrainekrieg signifikant weniger Erdgas verstromt wird.
Wobei die Redispatch-Kosten, also der Aufwand zum Ausgleich der wetterbedingt schwankenden Wasser-, Wind- und Solarstromproduktion, einen untergeordneten Faktor darstellen und keineswegs die weit überhöhten Großhandelsstrompreise – indirekt – rechtfertigen können!
Ganz abgesehen davon, dass Redispatch primär die Kosten der Stromverteilung (Netze, Speicher, Lastverschiebung) betrifft und erst sekundär jene der stromproduzierenden Industrie.
Industriebosse könnten machtvoll gemeinsam den wenigen Stromindustrieunternehmen auftragen, Merit-Order umgehend aufzugeben, tun dies aber nicht. Dies ist das erste Paradoxon.
Das zweite Strompreis-Paradoxon der Industrie ist nicht minder verwunderlich:
Trotz des offenkundigen Stromwuchers, dem man durch Eigenstromproduktion – teilweise bzw. überwiegend – entkommen könnte, sind gerade Industriebetriebe nach wie vor relativ zu Haushalten und Kleinunternehmen ziemlich zurückhaltend, wenn es um die eigene kostensenkende(!!!) Stromwende mittels Photovoltaik(PV) geht.
Selbst eine kreditfinanzierte PV-Anlage wäre bereits seit Jahren eine hochrentable Investition!
Die gesicherte Erkenntnis lautet. Industriekunden hätten ganz einfach doppelt für günstigeren Strom sorgen können. Ihnen nun irgendwelche weiteren, staatlichen Preisstützungen zu gewähren, ist unter keinen Umständen sachlich zu rechtfertigen. Auch wenn sie ihr monotones Stromkostenklagelied weitersingen.
Fritz Binder-Krieglstein
renewable.at
Die Kosten der Stromproduktion werden weltweit durch immer mehr erneuerbare Kapazitäten stetig billiger und sind jedenfalls billiger als fossil oder atomar erzeugter Strom.
Doch die Strom-Großhandelspreise in Europa, die Industriebetriebe einfach so akzeptieren, bleiben hoch.
Denn das von Europas Stromindustrie verwendete und mit Zähnen und Klauen verteidigte „Merit-Order“-Prinzip bildet deren Verkaufspreis nach Grenzkosten. Was bedeutet, dass der Erdgaspreis weiterhin Europas Strommärkte beherrscht, obwohl seit dem Ukrainekrieg signifikant weniger Erdgas verstromt wird.
Wobei die Redispatch-Kosten, also der Aufwand zum Ausgleich der wetterbedingt schwankenden Wasser-, Wind- und Solarstromproduktion, einen untergeordneten Faktor darstellen und keineswegs die weit überhöhten Großhandelsstrompreise – indirekt – rechtfertigen können!
Ganz abgesehen davon, dass Redispatch primär die Kosten der Stromverteilung (Netze, Speicher, Lastverschiebung) betrifft und erst sekundär jene der stromproduzierenden Industrie.
Industriebosse könnten machtvoll gemeinsam den wenigen Stromindustrieunternehmen auftragen, Merit-Order umgehend aufzugeben, tun dies aber nicht. Dies ist das erste Paradoxon.
Das zweite Strompreis-Paradoxon der Industrie ist nicht minder verwunderlich:
Trotz des offenkundigen Stromwuchers, dem man durch Eigenstromproduktion – teilweise bzw. überwiegend – entkommen könnte, sind gerade Industriebetriebe nach wie vor relativ zu Haushalten und Kleinunternehmen ziemlich zurückhaltend, wenn es um die eigene kostensenkende(!!!) Stromwende mittels Photovoltaik(PV) geht.
Selbst eine kreditfinanzierte PV-Anlage wäre bereits seit Jahren eine hochrentable Investition!
Die gesicherte Erkenntnis lautet. Industriekunden hätten ganz einfach doppelt für günstigeren Strom sorgen können. Ihnen nun irgendwelche weiteren, staatlichen Preisstützungen zu gewähren, ist unter keinen Umständen sachlich zu rechtfertigen. Auch wenn sie ihr monotones Stromkostenklagelied weitersingen.
Fritz Binder-Krieglstein
renewable.at
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