BP Energy Outlook 2035 – Warum eigentlich?
Berlin, 29.Januar 2014. Im Vorwort bewirbt der Vorstandsvorsitzende, Bob Dudley, den Bericht damit, dass er den bestmöglichen Versuch darstelle, die wahrscheinlichste Entwicklung des globalen Energiesystems bis zum Jahr 2035 zu zeichnen. Der BP Energy Outlook wird als Standardreferenz und Lektüre für Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft angepriesen.
Die zentrale Frage, ob die Welt genügend Energie bereitstellen könne, um ein ausreichendes Wirtschaftswachstum bis 2035 zu garantieren, wird bereits im Vorwort mit einem schallenden Ja („resounding yes„) beantwortet. Mit der Realität hat diese Behauptung allerdings nichts zu tun und kann in dem Bericht auch nicht belegt werden. Die Ölförderung von BP selbst befindet sich seit Jahren im steilen Sinkflug, dennoch prognostiziert BP eine gegenteilige Entwicklung für die Weltversorgung.
Die Ergebnisse des sehr knappen Berichts sind oft nicht nachvollziehbar. Es erschließt sich z. B. nicht, wie sich der sektorale Energieverbrauch in den einzelnen Regionen auf unterschiedliche Energieträger aufteilt, oder wie sich der Beitrag der verschiedenen erneuerbaren Energietechnologien in unterschiedlichen Regionen entwickelt. Energiegrößen werden in verschiedenen Einheiten oder in relativen Veränderungen angegeben und machen einen Vergleich verschiedener Grafiken oder Veröffentlichungen unmöglich. Auch der Versuch, die beigefügten Datenblätter heranzuziehen, führt nicht sehr weit, da diese nicht vollständig sind und offensichtlich Rechenfehler enthalten. Insgesamt kann der Leser sich des Eindrucks nicht verwehren, dass weniger der Weg zu einem Ergebnis und dessen Begründung vermittelt werden sollen. Vielmehr soll die Autorität der Präsentation überzeugen. So erscheint das Resultat absoluter – die Wahrheit wird a priori vorausgesetzt.
„Der BP Energy Outlook ist die Antwort der konventionellen Energieanbieter. Wenn das Wachstum der Erneuerbaren weh zu tun beginnt, weil es den etablierten Energieträgern Marktanteile abnimmt, dann wehren sich diese eben mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln„, kommentiert Hans–Josef Fell, Präsident der Energy Watch Group den aktuellen Bericht des Ölkonzerns. „Der BP Outlook hat nichts mit der realen Verfügbarkeit der fossilen Ressourcen zu tun, sondern ist wie in der Vergangenheit auch schon der Versuch, der Öffentlichkeit Sand in die Augen zu streuen, damit sie weiter an angeblich billige, fast endlos verfügbare fossile Ressourcen glauben.„
BP geht in seinen Erwartungen der Tight Oil (Schieferöl) und Schiefergasförderung weit über den jüngsten World Energy Outlook der Internationalen Energieagentur vom November 2013 hinaus. Sätze aus dem WEO wie „[Dies] bedeutet nicht, dass die Welt an der Schwelle zu einer neuen Öl–Ära steht„ oder „Tight Oil spielt langfristig keine Rolle„ lesen sich im BP Energy Outlook wie folgt: „Tight Oil wird im Jahr 2035 7% der globalen Energieversorgung betragen„ und „Nordamerika wird die Expansion in nicht–konventionelle Energieträger wie Tight Oil dominieren„. Das bedeutet, dass bei dem unterstellten Wachstum der Tight Oil–Förderung von 5,7 Mb/Tag etwa 2 Mb/Tag aus anderen Weltregionen kommen werden. Abgesehen davon erwartet die IEA in ihrem Weltenergieausblick weniger als die Hälfte dieser Mengen.
Und so könnte man den Bericht noch weiter nach Superlativen durchforsten: Der Beitrag der Schiefergasförderung wird 2035 auf über 1.000 Mrd. m³ festgesetzt, allein in den USA wird der Beitrag auf etwa 600 Mrd. m³ vorausgesagt (≈ 60 Bcf/Tag). Das entspricht mehr als dem Doppelten des heutigen Förderbeitrags.
Warum diese Übertreibungen? Mangels Details wird auch nirgendwo eine plausible Erklärung für diese Entwicklungen angeboten – die Behauptungen basieren allein auf der Vorhersagefähigkeit des Unternehmens.
Der Bericht enthält nicht eine Bemerkung zu den hohen Verlusten, die die im Schiefergasgeschäft in den USA aktiven Firmen seit fünf Jahren schreiben. Nicht ein Wort zu den finanziellen Problemen, die die Ölförderung in Brasilien auf das Niveau von 2009 zurückgeworfen haben. Auch kein Wort dazu, warum denn BP selbst nicht an diesem Wachstum teilhat: Innerhalb der vergangenen fünf Jahre ist die Gasförderung um 20 % und die Ölförderung sogar um mehr als 20 % zurückgegangen – das sind fast 5 % pro Jahr.
Zum Schmunzeln ist der Energy Outlook zum Ende hin: Zunächst wird dargestellt, dass die energiebedingten Treibhausgas–Emissionen im Jahr 2035 ca. 90 % oberhalb des Zielwertes zur Einhaltung des 2 °C–Ziels liegen werden. Und dann wird ganz am Ende die Frage nach der Nachhaltigkeit der skizzierten Entwicklung beantwortet: „Es gibt noch Raum für Verbesserungen!„ Schöner kann man es doch nicht darstellen – von Nachhaltigkeit kann keine Rede sein.
Die zentrale Frage, ob die Welt genügend Energie bereitstellen könne, um ein ausreichendes Wirtschaftswachstum bis 2035 zu garantieren, wird bereits im Vorwort mit einem schallenden Ja („resounding yes„) beantwortet. Mit der Realität hat diese Behauptung allerdings nichts zu tun und kann in dem Bericht auch nicht belegt werden. Die Ölförderung von BP selbst befindet sich seit Jahren im steilen Sinkflug, dennoch prognostiziert BP eine gegenteilige Entwicklung für die Weltversorgung.
Die Ergebnisse des sehr knappen Berichts sind oft nicht nachvollziehbar. Es erschließt sich z. B. nicht, wie sich der sektorale Energieverbrauch in den einzelnen Regionen auf unterschiedliche Energieträger aufteilt, oder wie sich der Beitrag der verschiedenen erneuerbaren Energietechnologien in unterschiedlichen Regionen entwickelt. Energiegrößen werden in verschiedenen Einheiten oder in relativen Veränderungen angegeben und machen einen Vergleich verschiedener Grafiken oder Veröffentlichungen unmöglich. Auch der Versuch, die beigefügten Datenblätter heranzuziehen, führt nicht sehr weit, da diese nicht vollständig sind und offensichtlich Rechenfehler enthalten. Insgesamt kann der Leser sich des Eindrucks nicht verwehren, dass weniger der Weg zu einem Ergebnis und dessen Begründung vermittelt werden sollen. Vielmehr soll die Autorität der Präsentation überzeugen. So erscheint das Resultat absoluter – die Wahrheit wird a priori vorausgesetzt.
„Der BP Energy Outlook ist die Antwort der konventionellen Energieanbieter. Wenn das Wachstum der Erneuerbaren weh zu tun beginnt, weil es den etablierten Energieträgern Marktanteile abnimmt, dann wehren sich diese eben mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln„, kommentiert Hans–Josef Fell, Präsident der Energy Watch Group den aktuellen Bericht des Ölkonzerns. „Der BP Outlook hat nichts mit der realen Verfügbarkeit der fossilen Ressourcen zu tun, sondern ist wie in der Vergangenheit auch schon der Versuch, der Öffentlichkeit Sand in die Augen zu streuen, damit sie weiter an angeblich billige, fast endlos verfügbare fossile Ressourcen glauben.„
BP geht in seinen Erwartungen der Tight Oil (Schieferöl) und Schiefergasförderung weit über den jüngsten World Energy Outlook der Internationalen Energieagentur vom November 2013 hinaus. Sätze aus dem WEO wie „[Dies] bedeutet nicht, dass die Welt an der Schwelle zu einer neuen Öl–Ära steht„ oder „Tight Oil spielt langfristig keine Rolle„ lesen sich im BP Energy Outlook wie folgt: „Tight Oil wird im Jahr 2035 7% der globalen Energieversorgung betragen„ und „Nordamerika wird die Expansion in nicht–konventionelle Energieträger wie Tight Oil dominieren„. Das bedeutet, dass bei dem unterstellten Wachstum der Tight Oil–Förderung von 5,7 Mb/Tag etwa 2 Mb/Tag aus anderen Weltregionen kommen werden. Abgesehen davon erwartet die IEA in ihrem Weltenergieausblick weniger als die Hälfte dieser Mengen.
Und so könnte man den Bericht noch weiter nach Superlativen durchforsten: Der Beitrag der Schiefergasförderung wird 2035 auf über 1.000 Mrd. m³ festgesetzt, allein in den USA wird der Beitrag auf etwa 600 Mrd. m³ vorausgesagt (≈ 60 Bcf/Tag). Das entspricht mehr als dem Doppelten des heutigen Förderbeitrags.
Warum diese Übertreibungen? Mangels Details wird auch nirgendwo eine plausible Erklärung für diese Entwicklungen angeboten – die Behauptungen basieren allein auf der Vorhersagefähigkeit des Unternehmens.
Der Bericht enthält nicht eine Bemerkung zu den hohen Verlusten, die die im Schiefergasgeschäft in den USA aktiven Firmen seit fünf Jahren schreiben. Nicht ein Wort zu den finanziellen Problemen, die die Ölförderung in Brasilien auf das Niveau von 2009 zurückgeworfen haben. Auch kein Wort dazu, warum denn BP selbst nicht an diesem Wachstum teilhat: Innerhalb der vergangenen fünf Jahre ist die Gasförderung um 20 % und die Ölförderung sogar um mehr als 20 % zurückgegangen – das sind fast 5 % pro Jahr.
Zum Schmunzeln ist der Energy Outlook zum Ende hin: Zunächst wird dargestellt, dass die energiebedingten Treibhausgas–Emissionen im Jahr 2035 ca. 90 % oberhalb des Zielwertes zur Einhaltung des 2 °C–Ziels liegen werden. Und dann wird ganz am Ende die Frage nach der Nachhaltigkeit der skizzierten Entwicklung beantwortet: „Es gibt noch Raum für Verbesserungen!„ Schöner kann man es doch nicht darstellen – von Nachhaltigkeit kann keine Rede sein.