Beyond Growth Konferenz: Wie bringen wir Wirtschaft innerhalb der planetaren Grenzen?
Die erste Beyond Growth Konferenz Österreichs ging am 15.5.2024 zu Ende. In drei Tagen voller Panels, Keynotes und Fokusrunden haben sich hunderte Menschen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft zusammengefunden, um gemeinsam zu diskutieren, wie eine Zukunft aussehen kann, die allen Menschen ein gutes Leben innerhalb der planetaren Grenzen ermöglicht. Warum diese Konferenz so wichtig ist? Anna Leitner, Expertin für Ressourcen und Lieferketten bei GLOBAL 2000 und eine der Organisatorinnen der Konferenz zeigt auf: "Abseits aller wissenschaftlichen Erkenntnisse, die klar die Notwendigkeit einer Wende zeigen, spüren viele Menschen einfach, dass unser derzeitiges Wirtschaftssystem nur für einige wenige sehr profitabel ist. Die meisten Menschen merken davon jedoch nichts, denn trotz steigender Produktivität, technologischem Fortschritt und Rekordgewinnen für Konzerne sind viele Menschen mit sinkenden Reallöhnen und weniger Zeit zur persönlichen Verfügung konfrontiert. Sowohl die Erde, als auch die Menschen sind erschöpft.â€
In unserem derzeitigen Wirtschaftssystem ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der wichtigste Indikator für das Wohlergehen der Wirtschaft. Auf der Beyond Growth Konferenz wurde die Frage gestellt: Ist dieser Indikator noch zeitgemäß? Denn das BIP alleine rechnet weder unbezahlte Care–Arbeit noch die Zufriedenheit der Bevölkerung mit ein. Ansätze, um Wohlstand anders zu messen und zu definieren, gibt es bereits. Die Donut–Ökonomie zum Beispiel soll als neuer Kompass dienen, der eine Volkswirtschaft daran orientiert, wie gut sie die Grundbedürfnisse ihrer Bevölkerung deckt, ohne dabei über die planetaren Grenzen hinauszuwachsen.
Mitbestimmung
Wichtig ist es, dass Menschen auf allen Ebenen mitbestimmen können und die Kosten der sozialökologischen Transformation gerecht auf Konzerne, Superreiche und den Rest der Bevölkerung aufgeteilt werden. Denn derzeit stehen große Teile der Bevölkerung Klimaschutzmaßnahmen vor allem deshalb negativ gegenüber, weil allgemein bekannt ist, dass das oberste Prozent der Gesellschaft Umweltschäden hauptsächlich verursacht – die entstehenden Kosten jedoch nicht proportional getragen werden.
Durch Bürger:innenräte, Mitbestimmung der Arbeitnehmer:innen bei der Produktion und demokratischer Planung auf allen Ebenen kann Menschen das Mittragen mit der Transformation erleichtert werden. Wichtig sind vor allem auch Maßnahmen, die den übermäßigen Ressourcenkonsum bekämpfen und gleichzeitig die Lebensqualität der Bevölkerung verbessern. So würde zum Beispiel eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich dazu führen, dass Menschen mehr Zeit für Care Arbeit und Freizeitbeschäftigungen haben. Gleichzeitig würde die Produktivität stabilisiert und der Wachstumsdruck reduziert. Das wäre gut für Klima und Umwelt, aber auch für die psychische und physische Gesundheit der Arbeitnehmerinnen.
Mythos Green Growth
Verteidigt wird das Festhalten am Wachstum oft mit "Entkopplung", also dem Loslösen des Wachstums von Klima– und Umweltschäden. Doch dieser Mythos ist kritisch zu hinterfragen. "Es gibt keine empirischen Belege für eine Entkopplung der Emissionen vom Wirtschaftswachstum im erforderlichen Tempo und Ausmaß – ganz zu schweigen von anderen planetaren Grenzen wie der Biodiversität. Kein EU–Land befriedigt auch nur annähernd die Bedürfnisse seiner Einwohner:innen innerhalb ökologischer Belastungsgrenzen. Suffizienz, Post–Wachstum, Degrowth und Ähnliches sind Versuche, Wege in eine Zukunft zu finden, die ein gutes Leben für alle innerhalb des Planetarisch–Möglichen ermöglichen. Dafür müssen bestimmte Wirtschaftsbereiche schrumpfen und andere wachsen. Dies erfordert gezieltes und koordiniertes Vorgehen durch demokratische Planung", so Richard Bärnthaler von der University of Leeds.
"Suffizienz, verstanden als "Genug", wirkt nicht nur dem Überschreiten ökologischer Belastungsgrenzen entgegen, es ist auch eine Strategie zur Bedürfnisbefriedigung, denn für Menschen in Armut bedeutet "genug" explizit "mehr". Außerdem ist Suffizienz – d.h. Maßnahmen, die die Nachfrage nach Energie, Materialien, Land und Wasser vermeiden und gleichzeitig menschliches Wohlergehen sichern – die am wenigsten riskante realpolitische Strategie, um geopolitische Spannungen und Ressourcenkonflikte abzubauen und einer fortschreitenden Militarisierung entgegenzuwirken. Suffizienz ist Voraussetzung für globale Gerechtigkeit."
Perspektive
Als weitere Zukunftsperspektive betonen Wissenschaft und Beyond Growth die Notwendigkeit einer flächendeckenden Grundversorgung für alle Gesellschaftsmitglieder. Nahrung, Wasser, Energie und wichtige Technologien, um an der Gesellschaft teilnehmen zu können, werden dabei nicht ausschließlich privatwirtschaftlich organisiert, sondern durch gemeinnützige Organisationen getragen.
"In Summe kommen alle beteiligten Stakeholder zum Schluss, dass das Streben nach Profit, sowie wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Wettbewerb und Konkurrenzdenken keine Grundgesetze sind. Die Beyond Growth Konferenz zeigt auch, dass eine nachhaltige Transformation möglich ist, wenn unterschiedliche Sektoren zusammenarbeiten und die realen Bedürfnisse der Menschen berücksichtigen", so die Organisator:innen der Konferenz.
* Beyond Growth Konferenz Austria 2024
In unserem derzeitigen Wirtschaftssystem ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der wichtigste Indikator für das Wohlergehen der Wirtschaft. Auf der Beyond Growth Konferenz wurde die Frage gestellt: Ist dieser Indikator noch zeitgemäß? Denn das BIP alleine rechnet weder unbezahlte Care–Arbeit noch die Zufriedenheit der Bevölkerung mit ein. Ansätze, um Wohlstand anders zu messen und zu definieren, gibt es bereits. Die Donut–Ökonomie zum Beispiel soll als neuer Kompass dienen, der eine Volkswirtschaft daran orientiert, wie gut sie die Grundbedürfnisse ihrer Bevölkerung deckt, ohne dabei über die planetaren Grenzen hinauszuwachsen.
Mitbestimmung
Wichtig ist es, dass Menschen auf allen Ebenen mitbestimmen können und die Kosten der sozialökologischen Transformation gerecht auf Konzerne, Superreiche und den Rest der Bevölkerung aufgeteilt werden. Denn derzeit stehen große Teile der Bevölkerung Klimaschutzmaßnahmen vor allem deshalb negativ gegenüber, weil allgemein bekannt ist, dass das oberste Prozent der Gesellschaft Umweltschäden hauptsächlich verursacht – die entstehenden Kosten jedoch nicht proportional getragen werden.
Durch Bürger:innenräte, Mitbestimmung der Arbeitnehmer:innen bei der Produktion und demokratischer Planung auf allen Ebenen kann Menschen das Mittragen mit der Transformation erleichtert werden. Wichtig sind vor allem auch Maßnahmen, die den übermäßigen Ressourcenkonsum bekämpfen und gleichzeitig die Lebensqualität der Bevölkerung verbessern. So würde zum Beispiel eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich dazu führen, dass Menschen mehr Zeit für Care Arbeit und Freizeitbeschäftigungen haben. Gleichzeitig würde die Produktivität stabilisiert und der Wachstumsdruck reduziert. Das wäre gut für Klima und Umwelt, aber auch für die psychische und physische Gesundheit der Arbeitnehmerinnen.
Mythos Green Growth
Verteidigt wird das Festhalten am Wachstum oft mit "Entkopplung", also dem Loslösen des Wachstums von Klima– und Umweltschäden. Doch dieser Mythos ist kritisch zu hinterfragen. "Es gibt keine empirischen Belege für eine Entkopplung der Emissionen vom Wirtschaftswachstum im erforderlichen Tempo und Ausmaß – ganz zu schweigen von anderen planetaren Grenzen wie der Biodiversität. Kein EU–Land befriedigt auch nur annähernd die Bedürfnisse seiner Einwohner:innen innerhalb ökologischer Belastungsgrenzen. Suffizienz, Post–Wachstum, Degrowth und Ähnliches sind Versuche, Wege in eine Zukunft zu finden, die ein gutes Leben für alle innerhalb des Planetarisch–Möglichen ermöglichen. Dafür müssen bestimmte Wirtschaftsbereiche schrumpfen und andere wachsen. Dies erfordert gezieltes und koordiniertes Vorgehen durch demokratische Planung", so Richard Bärnthaler von der University of Leeds.
"Suffizienz, verstanden als "Genug", wirkt nicht nur dem Überschreiten ökologischer Belastungsgrenzen entgegen, es ist auch eine Strategie zur Bedürfnisbefriedigung, denn für Menschen in Armut bedeutet "genug" explizit "mehr". Außerdem ist Suffizienz – d.h. Maßnahmen, die die Nachfrage nach Energie, Materialien, Land und Wasser vermeiden und gleichzeitig menschliches Wohlergehen sichern – die am wenigsten riskante realpolitische Strategie, um geopolitische Spannungen und Ressourcenkonflikte abzubauen und einer fortschreitenden Militarisierung entgegenzuwirken. Suffizienz ist Voraussetzung für globale Gerechtigkeit."
Perspektive
Als weitere Zukunftsperspektive betonen Wissenschaft und Beyond Growth die Notwendigkeit einer flächendeckenden Grundversorgung für alle Gesellschaftsmitglieder. Nahrung, Wasser, Energie und wichtige Technologien, um an der Gesellschaft teilnehmen zu können, werden dabei nicht ausschließlich privatwirtschaftlich organisiert, sondern durch gemeinnützige Organisationen getragen.
"In Summe kommen alle beteiligten Stakeholder zum Schluss, dass das Streben nach Profit, sowie wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Wettbewerb und Konkurrenzdenken keine Grundgesetze sind. Die Beyond Growth Konferenz zeigt auch, dass eine nachhaltige Transformation möglich ist, wenn unterschiedliche Sektoren zusammenarbeiten und die realen Bedürfnisse der Menschen berücksichtigen", so die Organisator:innen der Konferenz.
* Beyond Growth Konferenz Austria 2024
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