Appell der Österreichischen Gesellschaft für Historische Gärten 2023
Historische Freiräume – Parks, Gärten, Innenhöfe, Plätze, manches Vorfeld vor einem Gebäude, uralte Wegeverbindungen, markante Sichtachsen, eine schützenswerte Umgebung – sind lebendige Zeugnisse vergangener kultureller Epochen, repräsentieren ein künstlerisches Erbe oder ein geschichtliches Ereignis.
Österreich ist das letzte Land in Europa, in dem historische Freiräume nicht automatisch in den Aufgabenbereich des Denkmalschutzes fallen. Stattdessen gibt es seit dem 1.1.2000 eine Verfassungsbestimmung mit einem Verzeichnis von nur 56 (!) grundsätzlich schützenswerten Anlagen. Diese kurze Liste entspricht in keinster Weise den mindestens 1.700 historischen Anlagen Österreichs und erfasst zudem nur das kulturelle Erbe bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Der Großteil der denkmalwürdigen historischen Freiräume und Kulturlandschaften Österreichs wurde damit zu "vogelfreien" Objekten.
Dieses limitierte und damit "versteinerte" Verzeichnis stellt den Denkmalschutzgedanken grundsätzlich in Frage, indem es keine Aufnahme weiterer, ggf. jüngerer Anlagen vorsieht, obwohl die Zeit nicht stillsteht, Stile wechseln, das Klima sich katastrophal wandelt, kulturelle Zugänge sich ändern und neue denkmalwürdige Freiräume entstehen. Stattdessen werden wertvolle Freiräume parzelliert und verbaut, andere drohen durch mangelnde und unsachgemäße Pflege langsam zu verfallen. Damit gehen Strukturen und Merkmale bestimmter Epochen verloren, von denen es nu noch wenige oder keine weiteren Zeugnisse mehr gibt.
Historische Freiräume sind komplexe Individuen. Um mit ihnen sach– und fachgerecht umgehen zu können, braucht es Kriterien und Zielstellungen. Diese sind als "Pflegewerke" für jedes Objekt individuell zu erarbeiten. Nur wer die Merkmale kennt, kann diese schützen. Daher braucht es dringend mehr Forschung zu historischen Freiräumen und zu deren nachhaltiger Pflege.
Historische Freiräume spielen eine bedeutende Rolle beim Klimaschutz, zugleich zeigt sich ihre Vegetation als vulnerabel und betroffen vom Klimawandel. Es braucht Forschungsprojekte und Pflegewerke, die auf diese Herausforderungen reagieren und Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und zum Erhalt der Biodiversität untersuchen und formulieren.
Die Gesellschaft für Historische Gärten schreibt:
Wir appellieren an die Abgeordneten des Nationalrats und die zuständigen Ministerien zu sorgen für
* die zeitgemäße Verbesserung des Schutzstatus historischer Freiräume und Kulturlandschaften durch eine Novellierung des in diesem Bereich unzureichenden Denkmalschutzgesetzes durch Gleichstellung mit den anderen Denkmalschutzgattungen.
* die Respektierung des Schutzstatus historischer Freiräume, wo er gegeben ist
* die Erhöhung der Budgets für das gesamte unterversorgte Freiraum–Erbe Österreichs; Finanzierung von Forschungsprojekten und Pflegewerken, Sicherstellung der Beauftragung kompetenter Fachkräfte, auch interdisziplinärer Teams.
eine Bildungsinitiative zur Erforschung historischer Freiräume mit Forschungsgeldern, Personal und Unterstützung bestehender Initiativen (z.B. Archiv der Landschaftsarchitektur an der Universität für Bodenkultur Wien LArchiv).
ÖGHG–Präsident HR Dr. Karl Schütz Univ. Prof.in DI Cordula Loidl–Reisch Österreichische Gesellschaft für Historische Gärten – Wien, Oktober 2023
Der ÖGHG–Appell – ist anlässlich des ÖGHG–Symposium "Historische Freiräume unter Druck in Zeiten beschleunigten Wandels" entstanden.
Österreich ist das letzte Land in Europa, in dem historische Freiräume nicht automatisch in den Aufgabenbereich des Denkmalschutzes fallen. Stattdessen gibt es seit dem 1.1.2000 eine Verfassungsbestimmung mit einem Verzeichnis von nur 56 (!) grundsätzlich schützenswerten Anlagen. Diese kurze Liste entspricht in keinster Weise den mindestens 1.700 historischen Anlagen Österreichs und erfasst zudem nur das kulturelle Erbe bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Der Großteil der denkmalwürdigen historischen Freiräume und Kulturlandschaften Österreichs wurde damit zu "vogelfreien" Objekten.
Dieses limitierte und damit "versteinerte" Verzeichnis stellt den Denkmalschutzgedanken grundsätzlich in Frage, indem es keine Aufnahme weiterer, ggf. jüngerer Anlagen vorsieht, obwohl die Zeit nicht stillsteht, Stile wechseln, das Klima sich katastrophal wandelt, kulturelle Zugänge sich ändern und neue denkmalwürdige Freiräume entstehen. Stattdessen werden wertvolle Freiräume parzelliert und verbaut, andere drohen durch mangelnde und unsachgemäße Pflege langsam zu verfallen. Damit gehen Strukturen und Merkmale bestimmter Epochen verloren, von denen es nu noch wenige oder keine weiteren Zeugnisse mehr gibt.
Historische Freiräume sind komplexe Individuen. Um mit ihnen sach– und fachgerecht umgehen zu können, braucht es Kriterien und Zielstellungen. Diese sind als "Pflegewerke" für jedes Objekt individuell zu erarbeiten. Nur wer die Merkmale kennt, kann diese schützen. Daher braucht es dringend mehr Forschung zu historischen Freiräumen und zu deren nachhaltiger Pflege.
Historische Freiräume spielen eine bedeutende Rolle beim Klimaschutz, zugleich zeigt sich ihre Vegetation als vulnerabel und betroffen vom Klimawandel. Es braucht Forschungsprojekte und Pflegewerke, die auf diese Herausforderungen reagieren und Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und zum Erhalt der Biodiversität untersuchen und formulieren.
Die Gesellschaft für Historische Gärten schreibt:
Wir appellieren an die Abgeordneten des Nationalrats und die zuständigen Ministerien zu sorgen für
* die zeitgemäße Verbesserung des Schutzstatus historischer Freiräume und Kulturlandschaften durch eine Novellierung des in diesem Bereich unzureichenden Denkmalschutzgesetzes durch Gleichstellung mit den anderen Denkmalschutzgattungen.
* die Respektierung des Schutzstatus historischer Freiräume, wo er gegeben ist
* die Erhöhung der Budgets für das gesamte unterversorgte Freiraum–Erbe Österreichs; Finanzierung von Forschungsprojekten und Pflegewerken, Sicherstellung der Beauftragung kompetenter Fachkräfte, auch interdisziplinärer Teams.
eine Bildungsinitiative zur Erforschung historischer Freiräume mit Forschungsgeldern, Personal und Unterstützung bestehender Initiativen (z.B. Archiv der Landschaftsarchitektur an der Universität für Bodenkultur Wien LArchiv).
ÖGHG–Präsident HR Dr. Karl Schütz Univ. Prof.in DI Cordula Loidl–Reisch Österreichische Gesellschaft für Historische Gärten – Wien, Oktober 2023
Der ÖGHG–Appell – ist anlässlich des ÖGHG–Symposium "Historische Freiräume unter Druck in Zeiten beschleunigten Wandels" entstanden.