Appell an EU-Agrarministerrat: Keine Zeit für leere Gentechnik-Versprechen
Ein neuer Report von GLOBAL 2000, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland und Friends of the Earth Europe wirft einen kritischen Blick auf die Marketingversprechen in der Gentechnik-Debatte. "Agrarkonzerne drängen mit leeren Versprechen in Punkto Klimakrise oder Welthunger auf eine schnelle Deregulierung der EU-Gentechnikregeln", kritisiert Brigitte Reisenberger, GLOBAL 2000 Gentechniksprecherin. "Am 10. und 11. Dezember werden die EU-Agrarminister:innen über die Ratsposition zu Neuer Gentechnik in der Landwirtschaft entscheiden. Außerdem diskutieren die Minister:innen den Gesetzesvorschlag zur EU-Pestizidreduktion (SUR). Bei dieser wichtigen Weichenstellung dürfen sich die Mitgliedstaaten nicht von den Greenwashing-Versprechungen der Konzerne leiten lassen. Während die Biodiversitäts- und die Klimakrise voranschreiten, bleibt keine Zeit für leere Versprechen - wir brauchen nachhaltige Lösungen für die Landwirtschaft!", fordert Reisenberger die Minister:innen auf, den NGT-Gesetzesvorschlag zurückzuweisen.
Ambitionierte Pestizidreduktion statt falscher Versprechen
Das Versprechen der Agrarindustrie: Gentechnik-Pflanzen, die resistent gegen Schädlinge und Krankheiten sind, würden zur Pestizidreduktion beitragen. Mit der alten Gentechnik trat jedoch das Gegenteil ein, für Neue Gentechnik (NGT) gibt es keine konkreten Zahlen. In Ländern mit hohem Anteil an gentechnisch veränderten Sorten wurde seit deren Einführung vor 25 Jahren keine Pestizidreduktion erreicht bzw. hat sich der Pestizideinsatz vervielfacht. Heute sind 80 % der Gentechnik-Pflanzen im Anbau herbizidresistent. Das hat zu einer massiven Zunahme herbizidresistenter Unkräuter und in der Folge zu extremen Mehrverbrauch von Herbiziden geführt. Der Blick in die Entwicklungspipeline der Unternehmen zeigt, dass mit NGT weiterhin Pflanzen mit Herbizidresistenzen entwickelt werden.
Corporate Europe Observatory (CEO) hat die Veröffentlichung von [Lobbydokumenten] (h ) der Branchenverbände der Agrarkonzerne Bayer, BASF, Corteva und Syngenta erwirkt. Diese Dokumente legen offen, dass die Branchenverbände in den letzten Tagen vor der Veröffentlichung des NGT-Gesetzesvorschlags am 5. Juli 2023 noch gravierende Änderungen gefordert haben. So wurde erwirkt, dass herbizidtolerante NGT-Pflanzen als Kategorie 1 eingestuft und damit ermöglicht wurde, dass für diese pestizidbelasteten NGT-Pflanzen keine Kennzeichnung und keine Sicherheitstests gelten - ganz im Sinne eben dieser Konzerne. Während die Industrie also die Deregulierung von NGTs mit der Behauptung vorantrieb, dass sie zur Verringerung des Pestizideinsatzes beitragen würden, hat ihre [irreführende Lobbykampagne] (https://www.global2000.at/presse/analyse-postfaktische-rhetorik-zur- diskreditierung-der-eu-pestizidreduktionsplaene) gleichzeitig dazu geführt, dass allen voran konservative Politiker:innen gegen das Gesetz zur EU-Pestizidreduktion (SUR) Stimmung gemacht haben. Das EU-Parlament hat den Gesetzesvorschlag zur verbindlichen EU-Pestizidreduktion kürzlich abgewählt. GLOBAL 2000 fordert die Agrarminister:innen auf, die Arbeit an der SUR konstruktiv fortzusetzen, um ein wirksames Gesetz zur verbindlichen Reduktion von Pestiziden auf den Weg zu bringen.
Vielfältige Sorten machen Landwirtschaft klimafit!
Die Agrarindustrie verspricht, mit Neuer Gentechnik Pflanzen zu produzieren, die klimafit sind und gleichzeitig hohe Erträge liefern. Fakt ist: Pflanzen-Eigenschaften wie Toleranz gegen Trockenheit, Hitze oder Nässe beruhen auf vielen Genen, die abhängig von Umweltbedingungen auf mehreren Ebenen und über verschiedene Signalwege reguliert werden und deren Zusammenwirken sehr komplex ist. Aktuell befinden sich keine mit NGT erzeugten stresstoleranten Pflanzen auf dem Markt oder sind marktreif, selbst in den Pipelines der großen Konzerne gibt es kaum entsprechende Anwendungen. Eine aktuelle Analyse des deutschen Bundesamt für Naturschutz zeigt: 94% der potentiellen NGT-Pflanzen würden der Kategorie 1 zugeordnet werden und somit keiner Umweltrisikobewertung unterliegen und hauptsächlich Lifestyle- oder industriebezogene Eigenschaften verändern. Die am wenigsten vertretene Merkmalsgruppe umfasst abiotische Stresstoleranzen, wie zb. Dürretoleranz.
Die Klimakrise bringt extremer werdende Ausschläge in beide Richtungen mit sich: In einem Sommer kann es sowohl zu wenig Wasser insgesamt, als auch mit Sturzregen und Überschwemmungen zu viel Wasser auf einmal geben. "Um Landwirtschaft klimafit zu machen, ist eine Wende hin zu nachhaltigen, lokal angepassten Anbausystemen notwendig. Die klassische Züchtung zeigt gute Erfolge. Die Klimakrise lässt uns keine Zeit für Greenwashing-Maßnahmen!", appelliert Brigitte Reisenberger von GLOBAL 2000 an die EU-Agrarminister:innen.
Ambitionierte Pestizidreduktion statt falscher Versprechen
Das Versprechen der Agrarindustrie: Gentechnik-Pflanzen, die resistent gegen Schädlinge und Krankheiten sind, würden zur Pestizidreduktion beitragen. Mit der alten Gentechnik trat jedoch das Gegenteil ein, für Neue Gentechnik (NGT) gibt es keine konkreten Zahlen. In Ländern mit hohem Anteil an gentechnisch veränderten Sorten wurde seit deren Einführung vor 25 Jahren keine Pestizidreduktion erreicht bzw. hat sich der Pestizideinsatz vervielfacht. Heute sind 80 % der Gentechnik-Pflanzen im Anbau herbizidresistent. Das hat zu einer massiven Zunahme herbizidresistenter Unkräuter und in der Folge zu extremen Mehrverbrauch von Herbiziden geführt. Der Blick in die Entwicklungspipeline der Unternehmen zeigt, dass mit NGT weiterhin Pflanzen mit Herbizidresistenzen entwickelt werden.
Corporate Europe Observatory (CEO) hat die Veröffentlichung von [Lobbydokumenten] (h ) der Branchenverbände der Agrarkonzerne Bayer, BASF, Corteva und Syngenta erwirkt. Diese Dokumente legen offen, dass die Branchenverbände in den letzten Tagen vor der Veröffentlichung des NGT-Gesetzesvorschlags am 5. Juli 2023 noch gravierende Änderungen gefordert haben. So wurde erwirkt, dass herbizidtolerante NGT-Pflanzen als Kategorie 1 eingestuft und damit ermöglicht wurde, dass für diese pestizidbelasteten NGT-Pflanzen keine Kennzeichnung und keine Sicherheitstests gelten - ganz im Sinne eben dieser Konzerne. Während die Industrie also die Deregulierung von NGTs mit der Behauptung vorantrieb, dass sie zur Verringerung des Pestizideinsatzes beitragen würden, hat ihre [irreführende Lobbykampagne] (https://www.global2000.at/presse/analyse-postfaktische-rhetorik-zur- diskreditierung-der-eu-pestizidreduktionsplaene) gleichzeitig dazu geführt, dass allen voran konservative Politiker:innen gegen das Gesetz zur EU-Pestizidreduktion (SUR) Stimmung gemacht haben. Das EU-Parlament hat den Gesetzesvorschlag zur verbindlichen EU-Pestizidreduktion kürzlich abgewählt. GLOBAL 2000 fordert die Agrarminister:innen auf, die Arbeit an der SUR konstruktiv fortzusetzen, um ein wirksames Gesetz zur verbindlichen Reduktion von Pestiziden auf den Weg zu bringen.
Vielfältige Sorten machen Landwirtschaft klimafit!
Die Agrarindustrie verspricht, mit Neuer Gentechnik Pflanzen zu produzieren, die klimafit sind und gleichzeitig hohe Erträge liefern. Fakt ist: Pflanzen-Eigenschaften wie Toleranz gegen Trockenheit, Hitze oder Nässe beruhen auf vielen Genen, die abhängig von Umweltbedingungen auf mehreren Ebenen und über verschiedene Signalwege reguliert werden und deren Zusammenwirken sehr komplex ist. Aktuell befinden sich keine mit NGT erzeugten stresstoleranten Pflanzen auf dem Markt oder sind marktreif, selbst in den Pipelines der großen Konzerne gibt es kaum entsprechende Anwendungen. Eine aktuelle Analyse des deutschen Bundesamt für Naturschutz zeigt: 94% der potentiellen NGT-Pflanzen würden der Kategorie 1 zugeordnet werden und somit keiner Umweltrisikobewertung unterliegen und hauptsächlich Lifestyle- oder industriebezogene Eigenschaften verändern. Die am wenigsten vertretene Merkmalsgruppe umfasst abiotische Stresstoleranzen, wie zb. Dürretoleranz.
Die Klimakrise bringt extremer werdende Ausschläge in beide Richtungen mit sich: In einem Sommer kann es sowohl zu wenig Wasser insgesamt, als auch mit Sturzregen und Überschwemmungen zu viel Wasser auf einmal geben. "Um Landwirtschaft klimafit zu machen, ist eine Wende hin zu nachhaltigen, lokal angepassten Anbausystemen notwendig. Die klassische Züchtung zeigt gute Erfolge. Die Klimakrise lässt uns keine Zeit für Greenwashing-Maßnahmen!", appelliert Brigitte Reisenberger von GLOBAL 2000 an die EU-Agrarminister:innen.
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