AKW Krsko: Atom–Stresstests wurden aus wirtschaftlichen Gründen nicht umgesetzt
Die österreichische Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 widerspricht der Betreibergesellschaft des AKW Krsko sowie der slowenischen Atomaufsicht in ihren kürzlich getätigten Aussagen, dass die aufgrund der Fukushima–Katastrophe durchgeführten EU–Stresstests zu Verbesserungen der Anlage geführt hätten. Eine von GLOBAL 2000 vorgelegte Analyse der deutschen Physikerin Oda Becker zieht die ernüchternde Bilanz, dass zentrale Teile – zehn Jahre nach Beginn der EU–Stresstests – immer noch nicht umgesetzt wurden, in mehreren Fällen aus wirtschaftlichen Gründen.
"Die Analyse zeigt ganz klar, dass hier fahrlässiges Sparen statt Sicherheitsbestreben zur Anwendung kam", sagt Dr. Reinhard Uhrig, Atomsprecher von GLOBAL 2000. "Offenbar hat man beim staatlich slowenisch–kroatischen Konzern Nuklearna Elektrarna Krsko nichts gelernt aus den Fukushima–Super–GAUs – dass derzeit als unwahrscheinlich eingeschätzte Auswirkungen eines schweren Erdbebens jederzeit zu einer Kernschmelze führen können."
EU–Stresstests zeigen Gefährdung des Reaktors durch Erdbeben
Die im April 2012 veröffentlichten Ergebnisse der EU–Stresstest–Mission in Krsko zeigen die Verwundbarkeit des AKW im Falle eines schweren Bebens: Spitzenbeschleunigungen (PGA) über 0,8 g können das Einfahren der Kontroll–Stäbe verhindern und dadurch eine Kernschmelze verursachen. Ab 0,9 g kann das Abklingbecken mit mehreren hundert abgebrannten Brennelementen beschädigt werden, die Freilegung von Kernbrennstoff wird als wahrscheinlich angesehen. Ein noch stärkeres Erdbeben ab 1 g würde mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu einer schnellen Freisetzung von radioaktiven Stoffen aus dem zerstörten Reaktor führen.
Stresstest–Umsetzung verzögert und verschoben
Die Analyse der Umsetzung der Stresstest–Verbesserungsnotwendigkeiten für Slowenien durch Oda Becker ist ernüchternd: Zentrale Elemente wurden mehrfach verschoben, aus organisatorischen, technischen und wirtschaftlichen Gründen. Das Sicherheitsupgrade–Programm sollte eigentlich bereits 2016 vollständig abgeschlossen sein. Auf Antrag der Betreibergesellschaft genehmigte die slowenische Atomaufsicht dann eine Fristverlängerung bis Ende 2018. Im Jahr 2014 teilte die Betreibergesellschaft mit, dass die Sicherheitsverbesserungen aus finanziellen Gründen in Frage stünden: Die Eigentümer waren nicht mehr bereit, die Upgrades zu finanzieren, da Zweifel bestanden, ob die Anlage danach Strom zu einem wettbewerbsfähigen Preis erzeugen könne. Einige Sicherheitsverbesserungen für das AKW Krsko sollen nun erst bis Ende 2021 umgesetzt werden, ein wesentlicher Teil wurde aber aus wirtschaftlichen Gründen ganz gestrichen:
– Ein Trockenlager für abgebrannte Brennelemente wurde errichtet, welches auch beim störungsbedingten Ausfall der Kühlung sicher ist. Jedoch sollen aus wirtschaftlichen Gründen zunächst nur 592 Brennelemente (von 1.322 Brennelementen) umgelagert werden – die Trockenlager–Behälter sind teuer.
– Da das AKW Krsko nur über eine Wasserzufuhr verfügt, war eine zusätzliche, erdbebensichere Wasserzufuhr geplant. Die Installation der zusätzlichen Kühlwasserquelle wurde jedoch aus wirtschaftlichen Gründen gestrichen.
Selbst wenn alle bislang vorgesehenen Maßnahmen umgesetzt werden, bleibt die Widerstandsfähigkeit des AKW gegen Erdbeben und das tatsächliche Erdbeben–Risiko des in einem Schotterbecken gelegenen Reaktors ungeklärt.
"Neue Forschung zu tektonischen Verwerfungen in der Nähe des Reaktors zeigen, dass die derzeitige Erdbeben–Risiko–Einschätzung wahrscheinlich zu niedrig angesetzt ist – dies wird auch im aktualisierten nationalen Aktionsplan nach den EU–Stresstests überhaupt nicht angesprochen", betont Uhrig. "Umso bedenklicher ist es, dass die Betreibergesellschaft noch nicht einmal die ohnehin zu wenig ambitionierten Empfehlungen der Stresstests umgesetzt hat und weiterhin offenkundig aus wirtschaftlichen Gründen mit dem Risiko zockt."
()[N achrichtenvideo] (https://bit.ly/2OFU7eY) [Petition] (https://www.global2000.at/stopp–akw–krsko) [Hintergrundpapier AKW KrÅ¡ko] (https://www.global2000.at/sites/global/files/2021–Hintergrundpapier– Krsko.pdf)
Rückfragehinweis: Mag.a Lydia Matzka–Saboi, GLOBAL 2000 Pressesprecherin, +43 699 14 2000 26, lydia.matzka@global2000.at Dr. Reinhard Uhrig, GLOBAL 2000 Atomsprecher, +43 699 14 2000 18, reinhard.uhrig@global2000.at
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/95/aom
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OTS0024 2021–03–19/07:00
"Die Analyse zeigt ganz klar, dass hier fahrlässiges Sparen statt Sicherheitsbestreben zur Anwendung kam", sagt Dr. Reinhard Uhrig, Atomsprecher von GLOBAL 2000. "Offenbar hat man beim staatlich slowenisch–kroatischen Konzern Nuklearna Elektrarna Krsko nichts gelernt aus den Fukushima–Super–GAUs – dass derzeit als unwahrscheinlich eingeschätzte Auswirkungen eines schweren Erdbebens jederzeit zu einer Kernschmelze führen können."
EU–Stresstests zeigen Gefährdung des Reaktors durch Erdbeben
Die im April 2012 veröffentlichten Ergebnisse der EU–Stresstest–Mission in Krsko zeigen die Verwundbarkeit des AKW im Falle eines schweren Bebens: Spitzenbeschleunigungen (PGA) über 0,8 g können das Einfahren der Kontroll–Stäbe verhindern und dadurch eine Kernschmelze verursachen. Ab 0,9 g kann das Abklingbecken mit mehreren hundert abgebrannten Brennelementen beschädigt werden, die Freilegung von Kernbrennstoff wird als wahrscheinlich angesehen. Ein noch stärkeres Erdbeben ab 1 g würde mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu einer schnellen Freisetzung von radioaktiven Stoffen aus dem zerstörten Reaktor führen.
Stresstest–Umsetzung verzögert und verschoben
Die Analyse der Umsetzung der Stresstest–Verbesserungsnotwendigkeiten für Slowenien durch Oda Becker ist ernüchternd: Zentrale Elemente wurden mehrfach verschoben, aus organisatorischen, technischen und wirtschaftlichen Gründen. Das Sicherheitsupgrade–Programm sollte eigentlich bereits 2016 vollständig abgeschlossen sein. Auf Antrag der Betreibergesellschaft genehmigte die slowenische Atomaufsicht dann eine Fristverlängerung bis Ende 2018. Im Jahr 2014 teilte die Betreibergesellschaft mit, dass die Sicherheitsverbesserungen aus finanziellen Gründen in Frage stünden: Die Eigentümer waren nicht mehr bereit, die Upgrades zu finanzieren, da Zweifel bestanden, ob die Anlage danach Strom zu einem wettbewerbsfähigen Preis erzeugen könne. Einige Sicherheitsverbesserungen für das AKW Krsko sollen nun erst bis Ende 2021 umgesetzt werden, ein wesentlicher Teil wurde aber aus wirtschaftlichen Gründen ganz gestrichen:
– Ein Trockenlager für abgebrannte Brennelemente wurde errichtet, welches auch beim störungsbedingten Ausfall der Kühlung sicher ist. Jedoch sollen aus wirtschaftlichen Gründen zunächst nur 592 Brennelemente (von 1.322 Brennelementen) umgelagert werden – die Trockenlager–Behälter sind teuer.
– Da das AKW Krsko nur über eine Wasserzufuhr verfügt, war eine zusätzliche, erdbebensichere Wasserzufuhr geplant. Die Installation der zusätzlichen Kühlwasserquelle wurde jedoch aus wirtschaftlichen Gründen gestrichen.
Selbst wenn alle bislang vorgesehenen Maßnahmen umgesetzt werden, bleibt die Widerstandsfähigkeit des AKW gegen Erdbeben und das tatsächliche Erdbeben–Risiko des in einem Schotterbecken gelegenen Reaktors ungeklärt.
"Neue Forschung zu tektonischen Verwerfungen in der Nähe des Reaktors zeigen, dass die derzeitige Erdbeben–Risiko–Einschätzung wahrscheinlich zu niedrig angesetzt ist – dies wird auch im aktualisierten nationalen Aktionsplan nach den EU–Stresstests überhaupt nicht angesprochen", betont Uhrig. "Umso bedenklicher ist es, dass die Betreibergesellschaft noch nicht einmal die ohnehin zu wenig ambitionierten Empfehlungen der Stresstests umgesetzt hat und weiterhin offenkundig aus wirtschaftlichen Gründen mit dem Risiko zockt."
()[N achrichtenvideo] (https://bit.ly/2OFU7eY) [Petition] (https://www.global2000.at/stopp–akw–krsko) [Hintergrundpapier AKW KrÅ¡ko] (https://www.global2000.at/sites/global/files/2021–Hintergrundpapier– Krsko.pdf)
Rückfragehinweis: Mag.a Lydia Matzka–Saboi, GLOBAL 2000 Pressesprecherin, +43 699 14 2000 26, lydia.matzka@global2000.at Dr. Reinhard Uhrig, GLOBAL 2000 Atomsprecher, +43 699 14 2000 18, reinhard.uhrig@global2000.at
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OTS0024 2021–03–19/07:00
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