© i jplenio pixabay.com
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Aus für Kohlekraft in Großbritannien

Gestern hat das letzte Kohlekraftwerk Großbritanniens, Ratcliffe-on-Soar, geschlossen.

London- Dies ist das Ende der Kohleverstromung in genau dem Land, das die industrielle Revolution auslöste. Noch 2012 verbrannte Großbritannien – die sechstgrößte Volkswirtschaft der Welt – Kohle zur Erzeugung von fast 40 % seines Stroms [1]. Ab sofort liegt diese Zahl bei Null, dank der weit verbreiteten Unterstützung für Klimaschutzmaßnahmen und einem entsprechenden Aufschwung bei erneuerbaren Energien.

Seit 2012 ist der Anteil von Wind- und Solarenergie an der britischen Stromversorgung von von 6 % auf 34 % gestiegen, während die Erzeugung aus fossilem Gas im Vergleich zu 2012 zurückgegangen ist. Wind erzeugt heute genug Strom, um 92 % der 28 Millionen britischen Haushalte zu versorgen [2]. Als Teil ihres Plans zur Dekarbonisierung der Stromerzeugung bis 2030 will die britische Regierung bis zum Ende des Jahrzehnts die Windenergie an Land verdoppeln, die Solarenergie verdreifachen und die Windenergie auf See vervierfachen [3].

2015 kündigte Großbritannien als erstes Land der Welt einen Kohleausstieg an [4] und schuf damit einen starken Präzedenzfall, der globale Klimaschutzmaßnahmen inspirierte. Seitdem haben sich 22 europäische Länder dazu verpflichtet, auch in diese Richtung zu gehen [5].

Alexandru Mustață, Aktivist bei Beyond Fossil Fuels, sagt: „Die Schließung des letzten Kohlekraftwerks in Großbritannien ist ein Sieg für erneuerbare Energien und alle, die für ein Ende der Kohlekraft gekämpft haben. Kohle ist nicht einfach verschwunden – Großbritannien hat sie aktiv durch gesündere, billigere und sicherere erneuerbare Alternativen ersetzt. Die europäischen Länder, die noch immer Kohle verbrennen, sollten sich das zu Herzen nehmen: Mit starken Maßnahmen gegen Umweltverschmutzung, einer engagierten Zivilgesellschaft und einem parteiübergreifenden politischen Konsens ist ein schneller und gerechter Übergang zu einem sicheren und erschwinglichen Stromsystem auf Basis erneuerbarer Energien durchaus möglich.“


Dave Jones, Insights Director beim globalen Energie-Thinktank Ember, meint: „Die Revolution der erneuerbaren Energien nimmt weltweit Fahrt auf und erneuerbare Energien werden Kohle bald als größte Einzelquelle für globalen Strom überholen. Einst war Kohlekraft ein Synonym für industrielles Wachstum, heute treibt saubere Energie die Wirtschaft an.“

Pieter de Pous, Programmleiter im Coal to Clean-Programm von E3G, erklärt: „Großbritannien war das erste Land der Welt, das mit der Verbrennung von Kohle zur Stromerzeugung begann, und ist nun eines der ersten Länder, das damit aufhört. Damit schließt es sich einer wachsenden Gruppe kohlefreier Länder in Europa an, zu denen Belgien, Schweden, Österreich und Portugal gehören. Die gleiche Kombination aus Zuckerbrot und Peitsche, die Großbritannien zu diesem historischen Moment geführt hat, ersetzt in ganz Europa weiterhin Kohle – und zunehmend auch fossiles Gas – durch erneuerbare Energieträger, wodurch fossilfreie Energie bis 2035 in greifbare Nähe rückt. Die EU-Staats- und Regierungschefs sollten sich mit der neu gegründeten Global Clean Power Alliance Großbritanniens zusammenschließen, um fossilfreie Energie zu einem zentralen Beitrag zum globalen Energiekonsens zu machen, der die erneuerbaren Energien verdreifacht, die Effizienz verdoppelt und den Übergang von fossilen Brennstoffen einschließt.“

Julia Skorupska, Leiterin des Sekretariats der Powering Past Coal Alliance, sagt: "Großbritannien hat bewiesen, dass es möglich ist, Kohlekraft in beispiellosem Tempo auslaufen zu lassen. Ein Drittel aller Länder hat sich mit dem Beitritt zur Powering Past Coal Alliance (PPCA) dazu verpflichtet, dasselbe zu tun. Andere werden ihre Anstrengungen verstärken müssen – aber sie müssen es nicht alleine tun. Die PPCA bringt Regierungen, Finanzinstitute und Unternehmen zusammen, um Ländern dabei zu helfen, aus der Kohle auszusteigen und die Vorteile der Energiewende zu nutzen. Wir müssen ehrgeizige neue Verpflichtungen sehen, wenn die Länder ihre neuen NDCs entwickeln.“

Daniel Therkelsen, Kampagnenmanager beim Coal Action Network, ist überzeugt: „Dieser historische Moment ist ein Sieg sowohl für Klimaaktivisten als auch für die Menschen vor Ort, die unzählige Stunden damit verbracht und ihre Freiheit riskiert haben, sich für die Schließung der Kohlekraftwerke einzusetzen, die die Luft, die sie atmen, vergiften und das Klima zerstören, auf das wir alle angewiesen sind. Aber das Schreckgespenst der Kohle droht immer noch, da Großbritannien weiterhin Kohle abbaut und ins Ausland exportiert. Allein im Jahr 2023 erzeugten die britischen Kohleexporte rund 1,8 Millionen Tonnen CO2. Wenn wir die klima- und gesundheitspolitische Notwendigkeit verstehen, die Kohle im Inland auslaufen zu lassen, ist es nur konsequent, dass wir auch den Export ins Ausland einstellen.“



Hinweise :

1) Laut der globalen Energie-Denkfabrik Ember erzeugte das Vereinigte Königreich im Jahr 2012 39,24 % seines Stroms aus Kohle: ember-climate.org/data/data-tools/data-explorer
2) www.edie.net/tremendous-success-uk-reaches-30gw-wind-power-milestone
3) labour.org.uk/change/make-britain-a-clean-energy-superpower
4) www.bbc.com/news/business-34851718
5) beyondfossilfuels.org/europes-coal-exit

Quelle: Beyond fossil fuels


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /