© Gerd Altmann auf pixabay.com
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Investitionen in erneuerbare Energie bauen Vorsprung gegenüber fossilen Brennstoffen aus

Die weltweiten Investitionen in saubere Energie dürften 2023 auf 1,7 Billionen US-Dollar steigen, wobei Solarenergie erstmals die Ölproduktion in den Schatten stellen wird.

Laut einem neuen IEA-Bericht übersteigen die Investitionen in saubere Energietechnologien die Ausgaben für fossile Brennstoffe heuer deutlich, da durch die globale Energiekrise die Dynamik hinter nachhaltigeren Optionen verstärkt wird.

2023 sollen weltweit rund 2,8 Billionen US-Dollar in Energie investiert werden, davon mehr als 1,7 Billionen US-Dollar in saubere Technologien – darunter erneuerbare Energien, Elektrofahrzeuge, Kernkraft, Netze, Speicherung, emissionsarme Brennstoffe, Effizienzsteigerungen und Wärmepumpen –wie der neueste World Energy Investment Report der IEA aufzeigt. Der Rest, etwas mehr als eine Billion US-Dollar, fließt leider immer noch in Kohle, Gas und Öl.

Die jährlichen Investitionen in saubere Energie werden voraussichtlich zwischen 2021 und 2023 um 24 % steigen, angetrieben durch erneuerbare Energien und Elektrofahrzeuge, verglichen mit einem Anstieg der Investitionen in fossile Brennstoffe um 15 % im gleichen Zeitraum. Mehr als 90 % dieses Anstiegs sind auf fortgeschrittene Volkswirtschaften und China zurückzuführen, was ein ernstes Risiko für neue Trennlinien in der globalen Energie darstellt, wenn die Umstellung auf saubere Energie anderswo nicht an Fahrt gewinnt.

„Erneuerbare Energie schreitet schnell voran – schneller, als vielen Menschen bewusst ist. Das zeigt sich deutlich an den Investitionstrends, bei denen saubere Technologien den fossilen Brennstoffen den Rang ablaufen“, so IEA-Exekutivdirektor Fatih Birol. „Für jeden Dollar, der in fossile Brennstoffe investiert wird, fließen jetzt etwa 1,7 Dollar in saubere Energie. Vor fünf Jahren lag dieses Verhältnis bei eins zu eins. Ein leuchtendes Beispiel sind die Investitionen in die Solarenergie, die erstmals die Investitionen in die Ölförderung übersteigen werden.“

Angeführt von Solarenergie dürften emissionsarme Stromtechnologien fast 90 % der Investitionen in die Stromerzeugung ausmachen. Verbraucher investieren auch stärker in elektrifizierte Endanwendungen. Der weltweite Absatz von Wärmepumpen verzeichnet seit 2021 ein jährliches zweistelliges Wachstum. Es wird erwartet, dass der Absatz von Elektrofahrzeugen in diesem Jahr um ein Drittel ansteigt, nachdem er bereits im Jahr 2022 stark angestiegen ist.

Investitionen in saubere Energie wurden in den letzten Jahren durch verschiedene Faktoren gefördert, darunter starkes Wirtschaftswachstum und volatile Preise für fossile Brennstoffe, die Bedenken hinsichtlich der Energiesicherheit aufkommen ließen, insbesondere nach der russischen Invasion in der Ukraine. Eine verstärkte politische Unterstützung durch wichtige Maßnahmen wie das US Inflation Reduction Act und Initiativen in Europa, Japan, China und anderswo haben ebenfalls eine Rolle gespielt.

Die Ausgaben für Upstream-Öl und -Gas werden im Jahr 2023 voraussichtlich um 7 % steigen und damit wieder das Niveau von 2019 erreichen. Bei den wenigen Ölkonzernen, die mehr investieren als vor der Covid-19-Pandemie, handelt es sich überwiegend um große staatliche Ölkonzerne im Nahen Osten. Viele Hersteller fossiler Brennstoffe erzielten im vergangenen Jahr aufgrund höherer Brennstoffpreise Rekordgewinne, doch der Großteil dieses Cashflows floss in Dividenden, Aktienrückkäufe und Schuldentilgung – und nicht zurück in die traditionelle Versorgung.

Nichtsdestotrotz bedeutet die erwartete Erholung der Investitionen in fossile Brennstoffe, dass sie im Jahr 2023 auf mehr als das Doppelte des Niveaus ansteigen werden, das im Jahr 2030 im IEA-Szenario „Netto-Null-Emissionen bis 2050“ erforderlich ist. Die weltweite Kohlenachfrage erreichte im Jahr 2022 ein Allzeithoch, und die Kohleinvestitionen werden in diesem Jahr fast das Sechsfache des Niveaus erreichen, das im Netto-Null-Szenario für 2030 vorgesehen ist.

Die Investitionen der Öl- und Gasindustrie in emissionsarme Alternativen wie sauberen Strom, saubere Kraftstoffe oder Technologien CO2-Abscheidung beliefen sich 2022 auf weniger als 5 % ihrer Upstream-Ausgaben. Dieses Niveau hat sich gegenüber dem Vorjahr kaum verändert – obwohl der Anteil bei einigen größeren europäischen Unternehmen höher ist.

Die größten Defizite bei Investitionen in saubere Energie bestehen in Schwellen- und Entwicklungsländern. Es gibt einige Lichtblicke, wie zum Beispiel dynamische Investitionen in Solarenergie in Indien und in erneuerbare Energien in Brasilien und Teilen des Nahen Ostens. Allerdings werden Investitionen in vielen Ländern durch Faktoren wie höhere Zinssätze, unklare politische Rahmenbedingungen und Marktdesigns, schwache Netzinfrastruktur, finanziell angespannte Versorgungsunternehmen und hohe Kapitalkosten gebremst. Die internationale Gemeinschaft muss noch viel mehr tun, insbesondere um Investitionen in einkommensschwächere Volkswirtschaften voranzutreiben, in denen der Privatsektor bislang nur zögerlich tätig ist.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /