© Polestar/Zsolt Marton / Thomas Hörmann Geschäftsführer Polestar Austria
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Die Diskussion über E-Fuels lenkt davon ab, was wir wirklich tun müssten

Kommentar zum Autogipfel von Thomas Hörmann, Geschäftsführer Polestar Austria

Wenn wir so weitermachen, wie bisher, wird die Automobilindustrie ihr gesamtes CO2-Budget bereits bis 2035 aufgebraucht haben und das Ziel eines maximalen Temperaturanstiegs von 1,5 Grad bis 2050 um mindestens 75 Prozent überschreiten. E-Fuels sind keine Lösung, um eine Klimakrise zu verhindern - sie sind teuer, nicht energieeffizient und noch nicht in dem notwendigen Tempo skalierbar.

In den letzten Wochen und Monaten hat sich die Einschätzung zahlreicher Expertinnen und Experten verfestigt: Wenn wir so weitermachen, ist es höchst unwahrscheinlich, die Klimaerwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen und damit das Ziel des Pariser Abkommens zu erreichen. Warum also setzen wir nicht alle Hebel in Bewegung, die Klimakrise noch abzuwenden? Denn dafür ist es - allen düsteren Aussichten zum Trotz - nicht zu spät.

Durch eine Neuausrichtung der Ressourcen und ambitionierte, ehrgeizige Ziele können wir die Empfehlung des Weltklimarats einhalten und gemeinsam Emissionen senken. "Gemeinsam" ist dabei entscheidend: Wir Automobilhersteller tragen eine große Verantwortung. Anstatt weiterhin Emissionen aus unserem Sektor zuzulassen, müssen wir auf echte Alternativen setzen und so schnell wie möglich auf nachhaltige Technologien umsteigen. Denn wir haben keine Zeit zu verlieren. Wenn wir das 1,5-Grad-Ziel erreichen wollen, müssen wir den Verkauf von Verbrennern ab spätestens 2032 einstellen und bis 2033 zu 100% erneuerbare Energien in die Ladenetze speisen. Und wir müssen die Emissionen in unseren Lieferketten bis 2023 deutlich reduzieren.

Es ist also notwendig, das zu tun, was nachweislich eine Wirkung hat. Verschiedene unabhängige Studien sind zu dem Schluss gekommen, dass Elektroautos schon heute im Vergleich zu herkömmlichen Fahrzeugen weitaus geringere CO2-Emissionen über den gesamten Lebenszyklus aufweisen. Aktuelle Ergebnisse* zeigen, dass Elektroautos bereits bei den derzeitigen CO2-Intensitäten der Stromerzeugung in 53 Weltregionen weniger emissionsintensiv sind als Alternativen auf Basis fossiler Brennstoffe.

Wir von Polestar sind der Meinung, dass es fahrlässig ist, weiterhin in veraltete Technologien zu investieren und in den kommenden Jahren neue Modelle mit Verbrennungsmotor herauszubringen. Wenn wir die Lebensdauer eines Autos berücksichtigen, sind Verbrennungsmotoren auch 2050 und darüber hinaus noch auf den Straßen unterwegs und verschmutzen weiter die Umwelt. Hier sind auch E-Fuels keine Lösung, ganz einfach, weil sie weder energieeffizient noch in dem notwendigen Tempo skalierbar sind. Sie sind ein weiterer Weg, von dem abzulenken, was wir eigentlich tun müssten.

Um den Wandel zu nachhaltiger Mobilität zu vereinfachen, muss die Komplexität des Umstiegs reduziert werden. Wir haben in Österreich bereits positive Rahmenbedingungen. Diese Rahmenbedingungen gilt es nun zu vereinfachen, das beginnt schon bei steuerlichen Vorteilen. Es braucht sowohl den weiteren Ausbau der Infrastruktur, ein klares Bekenntnis zu erneuerbaren Energien als auch fundierte Aufklärung für Konsumentinnen und Konsumenten. Transparenz ist hier der Schlüssel für echten Fortschritt.

*Knobloch et al. (2020): Net emission reductions from electric cars and heat pumps in 59 world regions over time. Nat Sustain. 2020 Jun;3(6):437-447. doi: 10.1038/s41893-020-0488-7. Epub 2020 Mar 23.



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /