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Ende der deutschen Atom-Ära

Wien sieht wichtigen Schritt in Richtung atomkraftfreies Europa

Heute, am 15.4.2023 werden die drei letzten Atomkraftwerke in Deutschland (Isar 2, Neckarwestheim 2 und Emsland) planmäßig vom Netz genommen. Dieser Akt stellt somit den letzten Schritt im Atomausstieg Deutschlands dar, der sich seit Anfang der 2000er - Jahre angekündigt hat. "Deutschland hat vorgezeigt, dass selbst eine große Industrienation auf Nuklearkraft verzichten kann. Hoffentlich werden viele weitere Staaten dem deutschen Beispiel folgen", so Wiens Stadtrat und Präsident des Städtenetzwerks "Cities for Nuclear Free Europe" (CNFE) Jürgen Czernohorszky.

Bereits 48 % der nationalen Stromerzeugung stammt aus erneuerbaren Energieträgern

Deutschland hat es geschafft, zwischen 2000 und 2022 seinen Anteil an erneuerbaren Energieträgern am nationalen Strommix von 7 % auf 48 % zu erhöhen. Im gleichen Zeitraum ist der Anteil an Kernkraft von knapp 30 % auf 6 % (2022) gefallen (in Zukunft natürlich auf 0 %). Somit war es möglich, bei ungefähr gleichbleibendem Strombedarf Atomstrom vollständig zu ersetzen. "Für die Umsetzung der Energiewende in Deutschland ist es notwendig, dass ein weiterer Ausbau von erneuerbaren Energieträgern forciert wird. Genauso wichtig wird es aber sein, den Energiebedarf mittels Energieeffizienzmaßnahmen zu reduzieren - jede eingesparte Kilowattstunde muss nicht extra produziert werden", so Wiens Umweltanwältin Iris Tichelmann.

Wichtige Symbolwirkung in Richtung EU

Zu einem Zeitpunkt, wo viele EU-Mitgliedsstaaten aufgrund der gegenwärtigen Energiekrise, die durch den Ukrainekrieg bedingt ist, wieder vermehrt auf Nuklearkraft setzten möchten, untermauert Deutschland seine Position als führende Nation der Atomkraftkritiker in der EU. Stadtrat Jürgen Czernohorszky betont: "Es ist überhaupt nicht nachvollziehbar, dass manche Nationen aktuell darüber debattieren, wieder vermehrt auf Nuklearstrom zu setzen, während in der Ukraine ein Atomkraftwerk zum Kriegsschauplatz wird."

AKW Neubau dauert zwischen 15 und 20 Jahren

Darüber hinaus muss bedacht werden, dass der Bau eines Nuklearkraftwerkes in Europa im Schnitt zwischen 15 und 20 Jahren in Anspruch nimmt. Die meisten aktuellen AKW Projekte erfahren eine Vielzahl an Verzögerungen (siehe Hinkley Point C, Flamanville, Olkiluoto, Mochovce). Außerdem ist Nuklearkraft eine sehr kostenintensive Energieform. Beispielsweise werden für Hinkley Point C für zwei Reaktoren knapp 38 Mrd. Euro an Kosten angenommen. "Neue AKW Projekte werden erst nach 20 Jahren Strom produzieren. Stattdessen sollte das Geld jetzt in erneuerbare Energieträger investiert werden, die wesentlich kostengünstiger sind und wesentlich schneller einen Effekt auf die Klimakrise und die Energieautarkie haben", so Wiens Umweltanwältin Iris Tichelmann.

Nuklearkraft ist ungeeignet, um Abhängigkeit von Russland im Energiebereich zu reduzieren

Darüber hinaus hat eine aktuelle Studie von CNFE und der Wiener Umweltanwaltschaft ergeben, dass der europäische Atomkraftsektor hochgradig von Russland abhängig ist. Deshalb war es bei den bisherigen Sanktionspaketen auch nicht möglich, Atomkraft miteinzubeziehen. Stadtrat Jürgen Czernohorszky betont: "Es ist essenziell für Europa einen unabhängigen Energiesektor zu haben. Dies wird nur möglich sein, wenn auch der Kernkraft der Rücken gekehrt wird".

Link zur Studie

Quelle: Wiener Umweltanwaltschaft



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /