© Naturfreunde Österreich/ Am Naturfreunde Hofgasteinerhaus wird Energie von einer Photovoltaikanlage erzeugt.
© Naturfreunde Österreich/ Am Naturfreunde Hofgasteinerhaus wird Energie von einer Photovoltaikanlage erzeugt.

Energiewende, berg- und naturfreundliche Forderungen

Podiumsdiskussion der Naturfreunde stellte PV-Anlagen in den Mittelpunkt

Wir leben, wenn man an den Energiesektor und die Klimasituation denkt, in herausfordernden Umbruchzeiten. Daher müssen mutige Projekte, Initiativen und Aktivitäten angedacht und durchgeführt werden. Die Naturfreunde Österreich wollen sich dieser Herausforderung stellen. Nach den Themen Wasser- und Windkraft ist es nun der Bereich Photovoltaikanlagen, der unseren Berg- und Lebensraum verändern wird.

Am Donnerstag wurde im Ringturm der Wiener Städtischen Versicherung mit einem hochkarätigen Podium das Positionspapier der Naturfreunde, zum Thema Photovoltaikanlagen diskutiert. Julia Herr, Abgeordnete zum österreichischen Nationalrat und Umwelt- und Klimasprecherin, DI Gerald Plattner, Bundesumweltreferent der Naturfreunde, Mag. Manfred Pils, Senior Energy Consultant und Präsident der Naturfreunde Internationale, und DI Dr. Gerald Schauppenlehner, Senior Scientist an der Universität für Bodenkultur Wien, sprachen mit Mag. Andreas Jäger, Meteorologe, über die Energiewende und Möglichkeiten wie wir diese gut meistern können.

Grüne Energiequellen, vor allem Photovoltaik bzw. Solarthermie, haben in der letzten Zeit einen regelrechten Sprung in den Absatzzahlen erreicht. Doch mit dem ansteigenden Interesse an erneuerbarer Energie wird auch die Diskussion angefacht, welche Flächen für diese Art der Energiegewinnung genutzt werden dürfen bzw. sollen.

Die Naturfreunde Österreich haben zu diesem wichtigen Thema ein Positionspapier erarbeitet, in dem die Forderung nach klaren Regeln für den alpinen Raum in Österreich gefordert wird. "Eine ungehemmte, kaum koordinierte Inanspruchnahme großer Freiflächen zur Erreichung der ausgegebenen Ziele sehen wir somit sehr kritisch. Bei der Etablierung von neuen PV-Anlagen in Berggebieten müssen aus unserer Sicht, Erfordernisse des Biodiversitätsschutzes, Landschaftsschutzes und der Flächenversiegelung speziell beachtet und in den Genehmigungsverfahren entsprechend beurteilt und berücksichtigt werden." erläutert Günter Abraham, Bundesgeschäftsführer der Naturfreunde Österreich.

Werden große Anlagen in die Bergwelt gebaut, muss immer auch mitgedacht werden, dass in diesen Berggebieten eine Infrastruktur geschaffen werden muss, um die Anlage im ersten Schritt zu errichten. Im zweiten Schritt muss der Strom aus den meist entlegenen Gebieten zu den Endverbraucher*innen gelangen. Schließlich machen Wartungsarbeiten, im dritten Schritt, eine Zufahrt zu der Anlage notwendig. Somit ist mehrmals ein starker Eingriff in die sehr sensible Berglandschaft notwendig. Großflächige Photovoltaikanlagen in den Bergen sind daher aus der Sicht der Naturfreunde weder notwendig noch technisch sinnvoll.

Gerald Plattner, Bundesreferent für Umwelt- und Naturschutz dazu: "Für die Naturfreunde Österreich sind in den Bergen nur Flächen nutzbar, die im Nahbereich von vorhandenen

Bauwerken liegen. Strenge Schutzgebiete und unberührte Gebirgsflächen ab einer Seehöhe von 1000 m sind Tabuzonen für Photovoltaikanlagen. Umweltverträglichkeitsprüfungen müssen in allen geschützten Gebieten Standard sein. Generell fordern wir eine UVP-Prüfpflicht für Projekte ab einer Photovoltaik-Fläche von 50000 m² und ab 2 ha auf bereits versiegelten Flächen."

Weiters ist das technisch verfügbare Potential auf Gebäudeflächen für das Ausbauziel vom 11 Terawattstunden bis 2030 ausreichend. Ab 2030 sollen entlang von Auto- und Eisenbahnstrecken prioritäre Flächen für Photovoltaikanlagen festgelegt werden.

Wichtig ist, dass wir die Bekämpfung der Klimakrise, als kollektives Projekt begreifen, denn nur so können wir diese bevorstehenden Herausforderungen bewältigen. Außerdem sollte es nicht sein, dass Überlegungen zu Klimaschutz und Biodiversität gegeneinander ausgespielt werden und so drängende Projekte verlangsamt umgesetzt werden können.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /