©  Conference on the Future of Europe
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Atomdesaster in Frankreich - Knapp vor dem Atomunfall?

Es wird Zeit, auch das älteste Kraftwerk Beznau genau zu untersuchen

„Vergangene Woche wurde bekannt, dass im französischen AKW Penly ein Riss in einer Rohleitung mit einer Tiefe von 23 mm und 15,5 cm Länge gefunden wurde. Das Rohr ist eine wichtige Leitung aus dem Notkühlsystem, hat aber nur 27 mm Wandstärke. Wir müssen von Glück sprechen, dass dieser Riss nun zufällig entdeckt worden ist. Vier mm tiefer und wir wären unter Umständen mit einem weiteren Atomunfall in Europa konfrontiert worden“, zeigt der Anti-Atom-Sprecher der Grünen, Martin Litschauer, auf.

Wegen möglicher Folgen und der erhöhten Wahrscheinlichkeit eines Bruchs stufte die Behörde den Riss auf der INES-Skala für die Bewertung nuklearer Ereignisse auf Stufe zwei als Störfall ein.

„Es ist bedenklich, dass so große Risse im Notkühlsystem so lange nicht entdeckt wurden, erst recht, nachdem der französische staatliche Atomkonzern EDF wegen der Korrosionsprobleme voriges Jahr zahlreiche Reaktoren zu Untersuchungen abgeschaltet hatte. Das Untersuchungsprogramm muss nun rasch ausgedehnt werden und EDF ist gefordert, die Sicherheitsstandards hoch zu schrauben“, ergänzt Litschauer.

„Die überalterten Atomreaktoren zeigen nun immer mehr Probleme und statt diese stillzulegen hat EDF die Nachrüstungen verschleppt und will nun auch noch Laufzeitverlängerungen durchsetzen, welche die Materialen aber noch mehr belasten werden. Eigentlich sollte das alles schon lange in grenzüberschreitenden UVPs abgehandelt werden, aber auch hier ist Frankreich weiter säumig“, ärgert sich Litschauer.

„Die Risse in den Rohleitungen zeigen sich vor allem auch durch Alterung. In Beznau in der Schweiz steht Europas ältestes Atomkraftwerk. Es ist höchste Zeit, dass dieses Kraftwerk nun auf Basis der neuen Erkenntnisse neu überprüft wird. Es kann nicht sein, dass hier der Praxistest bei laufendem Betrieb durchgeführt wird, während in Frankreich INES2-Störfälle auftreten, weil man Rohleitungen jahrelang nicht ausreichend überprüft hat“, zeigt sich der Grüne Bundesrat, Adi Gross, aus Vorarlberg besorgt.

Die neuen Probleme in den französischen AKWs haben sofort wieder die Angst vor Stromengpässen geschürt. Das hat sich auch auf die GAS Futures durchgeschlagen, die unmittelbar nach Bekanntwerden des Risses um rund 20 Prozent nach oben gegangen sind. „Das zeigt einmal mehr wie die maroden AKW in Frankreich die europäischen Strompreise nach oben treiben, weil man Jahrzehnte auf die falsche Technologie gesetzt hat“, zeigt Litschauer auf.


Artikel Online geschaltet von: / Lukas Pawek /