© Klima- und Energiefonds / Vergleich Primärenergieeinsatz E-Fuel und Elektrofahrzeug
© Klima- und Energiefonds / Vergleich Primärenergieeinsatz E-Fuel und Elektrofahrzeug

Warum E-Fuels nicht realistisch sind

Fakten zum Gesamtenergieverbrauch

Kanzler Nehammer ist offensichtlich leider nicht zu Details informiert, sonst könnte er E-Fuels nicht als Alternative sehen und sich, wie in seiner Rede zur "Zukunft der Nation", für E-Fuels in Verbrennungsmotoren als die Zukunft im Verkehr aussprechen. Sämtliche seriöse Expert:innen meinen, dass E-Fuels extrem teuer und ineffizient sind und deswegen weder heute und schon gar nicht in Zukunft eine große Rolle im Individualverkehr spielen werden. Fakt ist: Wenn ich ein Auto statt mit Strom mit E-Fuels betreiben will, dann ist dafür in einer Volkswirtschaft etwa 5 bis 6 mal mehr Strom als für den Betrieb eines Elektroautos notwendig. (Backgroundinfo: E-Fuels werden in einem Syntheseprozess aus - im Idealfall "grünem" - Wasserstoff und Kohlenstoff aus industriellen Anlagen hergestellt. Das heißt: ZUERST muss grüner Strom erzeugt werden, dieser dient dann zur Erzeugung von grünem Wasserstoff mit enormen Umwandlungsverlusten.. und dann nochmal Energieeinsatz für die E-Fuel Erzeugung!! Und dann nochmals im Verbrennermotor etwa 90% weniger Effizienz als im Elektroauto!)


Ein Vergleich: Die größten heimischen Energieverbraucher sind die OMV und die voestalpine. Allein die OMV mit Öl-, Gas-, und Chemie hatte 2021 einen Gesamtverbrauch von knapp 49 TWh Energie (alle Standorte, nicht nur in Österreich). Die voestalpine, und zwar der gesamte Stahlkonzern, verbraucht 38,7 TWh (auch incl. Die größten Verbraucher der voest waren die Stahlproduktionsstandorte in Linz mit 24,1 TWh und Donawitz mit 5,1 TWh (auf das Werk in Texas entfallen 5,4 TWh).

Ganz Österreich hat 2021 rund 311 TWh Energie (Strom, Wärme bzw. Heizen, Verkehr, gesamt in allen Bereichen) verbraucht.

Insgesamt werden derzeit in Österreich pro Jahr rund 10 Milliarden Liter Benzin und Diesel verbraucht. Möchte man diese durch E-Fuels ersetzen, dann würden wir alleine für die Herstellung dieser E-Fuels 260 TWh Strom verbrauchen! Das entspricht in etwa fast der Hälfte des Gesamtstromverbrauchs von Deutschland und liegt über dem Stromverbrauch Australiens. Wenn wir die 49 TWh des derzeitigen Gesamtenergiebedarfs der OMV an all ihren Standorten dazu in Relation setzen, dann wissen wir, welcher Gewaltakt für einen vollen Umschwenk auf E-Fuels brauchen würden. 90% des Verbrauchs gehen bei Verbrennerfahrzeugen verloren.

Im wissenschaftlichen Faktencheck E-Mobilität ist zu lesen: Wenn 10% aller Pkw in Österreich elektrisch fahren würden, wäre der jährliche Strombedarf ( von derzeit rund 70 TWh) rein rechnerisch um 1,3 TWh, also lediglich 1,8% höher. Hochgerechnet heißt das: würden alle Pkw in Österreich elektrisch fahren, dann würde der Gesamtstrombedarf um rund 18%, also rund 13 TWh, steigen. Davon könnte man aber den entsprechenden Anteil des Energieverbrauchs der OMV abrechnen. Mit Elektrofahrzeugen können mit dem gleichen Energieeinsatz weit mehr Kilometer gefahren werden.

Im Faktencheck ist auch zu lesen: "Durch den höheren Wirkungsgrad sind Elektrofahrzeuge deutlich energieeffizienter als Kraftfahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. Im österreichischen Mobilitätsmasterplan wird von einem Anstieg des Strombedarfs um 6,5 % bis 2030 ausgegangen. Der Gesamtenergiebedarf im Verkehrssektor kann bei intensiver Elektrifizierung bis 2040 jedoch um knapp 60 % reduziert werden."

Daher sehen wir einen Umstieg auf E-Fuels als komplett unrealistisch. Der Kanzler sollte also mit Blick in die "Zukunft der Nation" Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen glauben, denn all diese Zahlen sind klare Fakten!

PS: Für den Wirtschaftsstandort Österreich ergibt sich außerdem durch den Umstieg auf E-Mobilität bis 2030 ein zusätzliches Wertschöpfungspotential von 19 % und rund 7.300 neue Arbeitsplätze.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /