©  Couleur auf Pixabay / Weinreben
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Neue Rebsorten – Der Beginn eines langfristigen Trends

Übersee-Weine, Natur-Weine, Rosé-Weine – Trends kommen und gehen im Wein- Business.

Was sich aber immer deutlicher abzeichnet, ist die stetig steigende Relevanz von sogenannten PIWI-Weinen, also Weinen aus pilzwiderstandsfähigen Traubensorten.

Jahrelang waren diese Weine eine Nische, aber heute sorgen neue Sorten und stetig steigende Weinqualitäten aus PIWIs für Bewegung in der Branche. Und was sich immer stärker abzeichnet: Die robusten Traubensorten sind gekommen, um zu bleiben. Hier einige Gründe, weshalb sich bei PIWIs ein langfristiger Trend abzeichnet:

1. Nachhaltige Landwirtschaft wird in den kommenden Jahrzehnten zur Existenz-Frage. Ökologische Anbauweisen sind nicht mehr nur «Nice-to-have», sondern werden in den kommenden Jahrzehnten die einzige gangbare Strategie für Landwirtschaftsbetriebe sein. Dies gilt insbesondere im Weinbau, denn die Rebe ist eine krankheitsanfällige Pflanze – insbesondere, wenn sie in Monokultur angepflanzt wird, was heute leider immer noch Realität ist. Ein Umdenken hin zu zukunftsweisenden Anbaumethoden ist somit zwingend nötig – ansonsten haben Betriebe wenig Überlebenschancen.

2. Günstigere Produktion, weniger Arbeit.
Für die Winzer sind robuste Rebsorten ein Segen, denn sie brauchen deutlich weniger Pflanzenschutzmittel und sparen somit unzählige Arbeitsstunden. Das lohnt sich – denn so können im Idealfall ökologische, qualitativ einwandfreie Weine zu niedrigeren Produktionskosten hergestellt werden. Durch das Wegfallen von unzähligen Traktorfahrten sinkt auch der CO2-Ausstoss – ein
weiteres schlagkräftiges Argument.

3. Klimawandel zwingt zu Sortenwandel.
Ob Bordeaux, Champagne oder Mosel – in fast allen traditionellen Weinbaugebieten kämpfen die Winzer zunehmends mit hohen Temperaturen und Trockenheit. Das Resultat sind tiefere Erträge, zu hohe Alkoholwerte und zu geringe Säurewerte in den Weinen. Wenn man bedenkt, was wettertechnisch in den nächsten Jahrzehnten noch auf uns zukommen könnte, ist bei der Sortenwahl schnelles Handeln gefragt: Die Reben, die heute gepflanzt werden, sollten auch in den nächsten 30 Jahren noch Trauben hervorbringen. Die neuen Sorten schaffen da Abhilfe, die traditionellen Sorten alleine haben wenig Zukunft.

4. Wetterextreme werden zur Norm – Ernte-Sicherheit dank PIWIs.
Die letzten paar Jahrgänge haben es in ganz Europa gezeigt: Wetterextreme werden zunehmend zur Normalität. Um das zusätzliche Risiko von Ernteverlusten durch Krankheiten wie der Falsche oder der Echte Mehltau zu minimieren, bieten robuste Rebsorten die beste Versicherung gegen extreme Wetterbedingungen und Ernteausfälle.

5. Fortschritte in der Forschung.
Was viele Weinfreunde noch nicht wissen: In den letzten Jahren wurden enorme Fortschritte bei der Züchtung von neuen Traubensorten gemacht. Es werden Sorten gezüchtet, die geschmacklich immer näher an den traditionellen Sorten sind. Dazu werden auch bezüglich Resistenz ständig neue Standards gesetzt. Das heisst, dass die Sorten künftig auch bei hohem Krankheitsdruck nur einen minimalen Pflanzenschutz benötigen. Und zuletzt ist auch der Prozess der Züchtung schneller geworden: Mittels Gen-Analysen können wichtige Resistenzgene schnell ermittelt werden, was jahrelange Feldarbeit draussen im Weinberg erspart. Ein Pionier bei der Züchtung von neuen Traubensorten ist der Schweizer Rebenzüchter Valentin Blattner.

6. Umdenken bei Politik und Gesellschaft.
Pestizidrückstände in Nahrungsmitteln und umweltschädigende Anbauweisen stossen auf immer grösseren Widerstand in der Bevölkerung. Nach jahrelangem Druck hat auch die Politik die Dringlichkeit von neuen Rebsorten erkannt. In der Schweiz werden ab diesem Jahr Finanzhilfen an Winzer vergeben, die robuste Traubensorten pflanzen. In der EU wurde die Reduktion von Pflanzenschutzmitteln im «Green Deal» verankert: Bis 2030 soll die Menge der ausgebrachten Pestizide um 50 Prozent reduziert werden. Ein ambitioniertes Ziel, das – wenn überhaupt – nur mit robusten Sorten zu schaffen ist.

Bewegungen bei der Bewilligung von neuen Sorten gibt es derzeit auch in Frankreich und Spanien. In der prestigeträchtigen Champagne wurde zum Beispiel die PIWI-Rebsorte Voltis für die geschützte Herkunftsbezeichnung Champagner AOC (Appellation d’Origine Contrôlée) zugelassen. Und auch in Spanien scheint der jahrelange Druck des Delinat-Winzers Josep Maria Albet i Noya langsam Wirkung zu zeigen: Die neuen Sorten, die er mit Valentin Blattner in Spanien gezüchtet hat, werden wohl bald offiziell zugelassen.

Weitere Informationen: www.weinbau-der-zukunft.com

Olivier Geissbühler
Delinat - Wein aus reicher Natur
Davidstrasse 44
CH-9000 St. Gallen
Tel. +41 79 303 03 59


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /