© Flurin Bertschinger/Ex-Press/Greenpeace  / Die Tiere turnten über die Fassade
© Flurin Bertschinger/Ex-Press/Greenpeace / Die Tiere turnten über die Fassade

Keine Wälder, keine Zukunft: Artistisches Spektakel für klimafreundliche Pensionskassen

Greenpeace-Aktivist:innen boten am Samstag in Bern an der Fassade des Kulturzentrums Progr ein Spektakel an Seilen.

© Flurin Bertschinger/Ex-Press/Greenpeace  / Artistisches Spektakel in Bern
© Flurin Bertschinger/Ex-Press/Greenpeace / Artistisches Spektakel in Bern

In ihren bunten Kostümen verkörpern die Aktivist:innen Regenwaldtiere, die aufgrund der Abholzung ihre Heimat verlieren, und rufen die Versicherten auf, sich mithilfe des neuen Online-Tools «PensionWatch» an die Pensionskassen zu wenden und zu fordern: Rettet die Wälder dieser Welt und schützt mit euren Investitionen die natürlichen Lebensgrundlagen von Tier – und Mensch.

Ein aktueller Bericht von Greenpeace Schweiz zeigt, dass Schweizer Pensionskassen mit mindestens 60 Milliarden Franken an Unternehmen beteiligt sind, die die Zerstörung tropischer Wälder vorantreiben. Doch ohne Wälder gibt es keine Zukunft auf der Erde.

«No forests, no future», auf Deutsch «Keine Wälder, keine Zukunft», heisst es darum auf dem riesigen Plakat, das von den Greenpeace-Aktivist:innen an der Fassade des Kulturhauses Progr in Bern entrollt wurde. Es war der Schlusspunkt eines Tanzspektakels* an Seilen, aufgeführt von zehn Greenpeace-Aktivist:innen und Tänzer:innen der Company Öff Öff Aerial Dance. In luftiger Höhe tanzen sie zu Musik und Klängen und verkörpern dabei Tiere aus dem Regenwald, deren Heimat aufgrund der Abholzung immer weiter zerstört wird (Bilder und Videos hier).

Die Greenpeace-Aktivist:innen richten sich mit ihrer artistischen Kundgebung an die Bevölkerung und rufen die Menschen dazu auf, von den Pensionskassen Nachhaltigkeit zu fordern. Die Schweizer Pensionskassen sind mit mindestens 60 Milliarden Franken in Unternehmen investiert, die für die Abholzung von tropischen Wäldern besonders verantwortlich sind. Für einen durchschnittlich versicherten, arbeitnehmenden Menschen bedeutet das: Bis zum Renteneintritt fliessen rund 40’000 Franken seines ersparten Kapitals in solche Unternehmen. Das zeigt ein aktueller Bericht von Greenpeace Schweiz.

Die Zerstörung der Urwälder schreitet stetig voran – für die Rinderzucht, für Ölpalm-, Soja- und Kaffeeplantagen, für Holz und Papier, für Eisenerz, Gold, Öl und Gas. Mit verheerenden Folgen. Tropische Wälder sind nicht nur Lebensraum von unzähligen Tieren und Heimat von indigenen Völkern, sie sind eine Lebensversicherung für alle: Wälder haben eine immens wichtige Funktion für die Biodiversität. Als gigantische Kohlenstoffspeicher spielen sie zudem eine zentrale Rolle im Kampf gegen die Klimaerhitzung.

Greenpeace lanciert Online-Tool «PensionWatch»

Greenpeace Schweiz fordert alle Pensionskassen auf, ab Mitte 2023 eine Nachhaltigkeitsstrategie zu verfolgen, die dazu beiträgt, die Pariser Klimaziele und die Wiederherstellung der biologischen Vielfalt zu erreichen, für letzteres sind bis 2030 mehr als 30 Prozent aller Landflächen und Meere zu schützen. Die Transition zu einer nachhaltigen Wirtschaft muss zudem sozialverträglich verlaufen.

Bislang sind aber nur wenige Vorsorgeeinrichtungen in der Schweiz überhaupt dazu bereit, über ihre Nachhaltigkeit transparent zu informieren. Darum lanciert Greenpeace Schweiz das Online-Tool «PensionWatch». Die Versicherten werden ermächtigt, mit ein paar Klicks von ihrer Pensionskasse Rechenschaft über deren Nachhaltigkeit zu verlangen. «PensionWatch» orientieren sich an den Empfehlungen für eine nachhaltige Verwaltung von Vorsorgegeldern von Greenpeace Schweiz. Die Antworten der Pensionskassen an die Versicherten werden gesammelt sowie veröffentlicht und können von Fachmenschen ausgewertet werden.

«Vorsorgen heisst Zukunft sichern. Aber ohne intaktes Klima und funktionierende Ökosysteme gibt es keinen Wohlstand in der Zukunft. Deshalb müssen unsere Pensionskassen mit ihrer ganzen Geschäfts- und Anlagepolitik unsere natürlichen Lebensgrundlagen schützen. Dazu müssen sie auch als Aktionärinnen Verantwortung für die investierten Unternehmen übernehmen und darauf hinwirken, dass diese ihre Geschäftsmodelle an den planetaren Grenzen ausrichten», sagt Peter Haberstich, Experte für eine nachhaltige Finanzwirtschaft bei Greenpeace Schwei​​z.

In Schweizer Städten unterwegs

Greenpeace-Aktivist:innen sind nun in weiteren Schweizer Städten unterwegs, um darauf hinzuweisen, dass Pensionskassen in die Zerstörung der Lebensgrundlagen investieren. Im Fokus stehen dabei auch bekannte Unternehmen, deren Vorsorgeeinrichtungen kaum etwas gegen die Waldabholzung tun und ihre Verantwortung als Investorinnen zu wenig wahrnehmen.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /