© succo - pixabay.com
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Landgericht Detmold kündigt Entscheidung in Klima-Klage von Greenpeace gegen VW an

Klimaforscher Rahmstorf und Landwirt:innen aus NRW unterstützen klagenden Bio-Bauern

Detmold - Im von Greenpeace unterstützten Rechtsstreit zwischen einem Bio-Landwirt und dem Volkswagen Konzern haben die Richter des Landgerichts Detmold gestern eine abschließende Beratung über die Klage und eine Entscheidung für den 24. 2. 2023 angekündigt. In der heutigen Verhandlung diskutierten die Parteien und das Gericht über die konkreten klimabedingten Beeinträchtigungen auf Wald und Ackerpflanzen Althoff-Cramers. In seiner zweiten Verhandlung forderte der Landwirt Ulf Allhoff-Cramer aus Lippe VW erneut auf, bis zum Ende des Jahrzehnts den Verkauf klimaschädlicher Verbrenner einzustellen. Allhoff-Cramer sieht seine Land- und Forstwirtschaft durch die von VW maßgeblich mitverursachte Klimakrise schon heute geschädigt und künftig bedroht. Der weltweit zweitgrößte Autohersteller bekennt sich zwar öffentlich zu den Klimazielen von Paris, unternimmt aber zu wenig, um seinen CO2-Ausstoß entsprechend zu reduzieren. “Unsere Weiden, Wälder und Äcker vertrocknen, während VW klimaschädliche Verbrenner am laufenden Band verkauft”, sagt Allhoff-Cramer. “Aber Diesel und Benziner kann man nicht essen. Unsere wirtschaftlichen Grundlagen als Bäuerinnen und Bauern werden dem fossilen Geschäftsmodell von Konzernen wie VW geopfert. Das muss aufhören.” Vor dem Landgericht unterstützen heute rund 30 Unterstützer:innen mit Traktoren und mit Bannern die Klima-Klage Allhoff-Cramers.

Zur heutigen Verhandlung legten Allhoff-Cramer und seine Anwältin Roda Verheyen eine Stellungnahme des Potsdamer Klimaforschers Stefan Rahmstorf vor. Dieser sieht eine “sehr gut belegte Kausalkette von den Treibhausgasemissionen zu der zunehmenden landwirtschaftlichen Dürre-Problematik in Deutschland einschließlich der Region Detmold und der Wald- und Hof-Grundstücke des Klägers”. VW streitet den Zusammenhang zwischen globalen CO2-Emissionen und den Schäden am Eigentum des Klägers seit Prozessauftakt im Mai 2022 ab und sieht “lokale Wetterphänomene” als ursächlich. Nach drei klimabedingten Dürre-Sommern sind 30 Hektar Nadelwälder des Klägers abgestorben, auch sein Laubwald ist angegriffen. An die Bio-Rinder seines Betriebs verfütterte Allhoff-Cramer bereits im Sommer Winterheu, da auf seinen Weiden kein Halm mehr wuchs. (Foto und Video online: https://act.gp/3d30RPX).

Umfrage unter Landwirt:innen zeigt: Klimakrise schlägt auf Höfen durch

Nicht nur Allhoff-Cramers Betrieb leidet unter den Dürre-Sommern der letzten Jahre: In einer internen Umfrage unter 250 Landwirt:innen aus Nordrhein-Westfalen gaben fast alle Teilnehmenden (93 Prozent) an, die Auswirkungen der Klimaveränderungen auf den eigenen Betrieb zu spüren (Die Umfrage online: https://act.gp/3Y8Sgxi). Über 80 Prozent der teilnehmenden Bäuerinnen und Bauern aus den NRW-Verbänden von Bioland, Naturland, der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, des Bundesverbandes deutscher Milchviehhalter, Biokreis sowie Demeter im Westen, bilanzierten im Oktober 2022 Ernte-Minderungen und Ausfälle durch die klimabedingte Trockenheit. Eine Mehrheit macht sich zudem Sorgen, dass die Klimakrise die Entscheidung ihrer Nachfolger:innen beeinflusst, den landwirtschaftlichen Betrieb überhaupt fortzuführen.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /