© Nunu Marques Unsplash.com / Photovoltaik am Dach
© Nunu Marques Unsplash.com / Photovoltaik am Dach

Photovoltaik: Die Energiezukunft bleibt ein Langstreckenlauf

Mehr als 100.000 Anfragen im Jahr stellen die Netzbetreiber vor große Herausforderungen. Die Netzgesellschaften unternehmen alles, um einen raschen Ausbau zu ermöglichen.

Der Ausbau von Photovoltaik-Anlagen boomt. Er steht aktuell sinnbildlich für den Umbau des Energiesystems für die Energiezukunft. Allein die im Forum Versorgungssicherheit organisierten Netzbetreiber (Netz OÖ, Linz Netz, Netz NÖ, Wiener Netze, Netz Burgenland) sehen sich heuer mehr als 100.000 Anfragen gegenüber. Auch wenn die Bearbeitung teilweise noch länger dauert - nur in wenigen Fällen kommt es zu beschränkten oder aufschiebenden Zusagen. Ablehnungen gibt es nicht.

Brigitte Ederer, Sprecherin des Forums Versorgungssicherheit: "Die Behauptung, die Netzbetreiber seien schuld am Stocken der Energiewende, stimmt einfach nicht. Sie unternehmen im Gegenteil alles, dass ein Rekord-Photovoltaik-Ausbau in dieser Dimension überhaupt erst möglich wird."

Manfred Hofer, Geschäftsführer der Netz Oberösterreich GmbH: "Wir tun, was wir können, dass so schnell wie möglich so viele Anlagen wie möglich an das Stromnetz angeschlossen werden können."

Photovoltaik hat sich in kürzester Zeit zum Sinnbild der Energiezukunft entwickelt. In der Gesellschaft herrscht nahezu uneingeschränkter Konsens, dass Strom aus der Sonne die Energieform der Zukunft ist. Die Devise - erst recht seit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine - lautet: Weg von fossilen Energien zu nachhaltigen Energieträgern. Denn erneuerbare Energien helfen, den Strompreis und bei hohem Eigenverbrauch die Energiekosten an sich zu senken.

Der Wunsch nach Sonnenenergie ist aktuell so groß, dass es seit Monaten zu einer Überforderung des Marktes kommt: Wechselrichter werden händeringend gesucht, Photovoltaikpaneele sind mancherorts Mangelware und Elektriker mit vollen Auftragsbüchern können nicht mehr jeden Kundenwunsch erfüllen, weil Material, Personal - oder beides - fehlt. "Den Kunden kann es natürlich nicht schnell genug gehen", stellt Brigitte Ederer, Sprecherin des Forum Versorgungssicherheit, fest. Sie kann die wiederholt geäußerte Kritik, dass wegen der Netzbetreiber nichts weitergehe, aber nicht nachvollziehen: "Bei den Netzbetreibern des Forums Versorgungssicherheit werden heuer fast 100.000 PV-Anlagen bearbeitet, was einer Steigerung um den Faktor 3 im Vergleich zum Vorjahr gleichkommt. Es werden heuer so viele Anlagen zugesagt wie nie zuvor! Hier gibt es keine Verzögerung."

Außergewöhnliche Steigerung, flexible Anpassungsstrategien

Manfred Hofer hat als Geschäftsführer der Netz Oberösterreich GmbH auf die Vervielfachung der Anfragen reagiert: "Ein derart sprunghafter Anstieg war in dieser Form nicht vorherzusehen und anfangs deshalb auch nicht bewältigbar. Durch Prozessoptimierungen, IT-Umstellungen und -Anpassungen sowie durch flexible Personalmaßnahmen konnte den Engpässen zum Großteil begegnet werden." Gänzlich beseitigt sind diese noch nicht, allerdings wurden in allen Mitgliedsunternehmen die Optimierungen massiv vorangetrieben.

* Die fünf Netzbetreiber haben rund 100.000 Anfragen in diesem Jahr entgegengenommen * Rund ein Zehntel dieser Anfragen wartet noch auf Bearbeitung
* Rund ein Zwanzigstel dieser Anfragen konnte nicht uneingeschränkt zugesagt werden.

Allfällige Rückstände bei der Bearbeitung werden laufend aufgearbeitet. Hofer: "Unser Ziel ist, so viel Photovoltaik wie möglich ans Stromnetz anschließen zu können." Und Hofer räumt auch mit einer Mär auf, die - von den Schlagzeilen bis zum Stammtisch - immer wieder wiederholt wird und trotzdem nicht richtiger wird: "Der Netzbetreiber sagt zu keiner einzigen Photovoltaik-Anlage nein. Wir sagen später, wenn vorher ein Netzausbau erfolgen muss. Und wir schlagen Alternativen vor, wenn durch die Anpassungen einer Anfrage eine Zusage deutlich schneller erteilt werden kann." Zudem weise man seit Jahren darauf hin, dass man aktiv am Umbau des Energiesystems mitwirken wolle. Hofer: "Wir verhindern den Umbau ganz sicher nicht, wir machen ihn erst möglich."


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /