© Free-Photos pixabay.com / Kleidung
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Greenpeace warnt vor Wegwerf-Wahnsinn in der Shopping-Hochsaison

Händlerbefragung zeigt große Intransparenz - Überproduktion und Zerstörung von neuer Ware muss gestoppt werden

Wien - Mit dem Start der jährlichen Shopping-Hochsaison hat Greenpeace zehn große Handelsunternehmen in Österreich zu ihrem Umgang mit unverkaufter Ware befragt, darunter H&M, Amazon und Mediamarkt. Einzig C&A übermittelte einige Zahlen. Offizielle Daten zur Dimension der Überschussmengen und Warenzerstörung in Österreich gibt es nicht. Jedoch führt auch die aktuelle Teuerung dazu, dass die Warenlager voll sind. Die Umweltschutzorganisation fordert von Unternehmen das Ende der Zerstörung neuer Waren, Transparenz darüber, was mit überschüssiger Ware passiert sowie neue Geschäftsmodelle, die den Wegwerfkonsum beenden. Die Bundesregierung muss die Langlebigkeit und Wiederverwendung von Produkten gesetzlich sicherstellen und verhindern, dass neuwertige Produkte vernichtet werden.

“Jährlich werden Massen an neuwertiger Kleidung und Elektronik von Konzernen zerstört. Dieser Wegwerf-Wahnsinn, der unserer Umwelt massiv schadet, muss gestoppt werden. Doch viele Konzerne versuchen bislang nur zu beschwichtigen, statt tatsächlich zu handeln. Die Unternehmen müssen Verantwortung übernehmen, transparent sein und die Verschwendung stoppen”, fordert Lisa Panhuber, Konsumexpertin bei Greenpeace. Von den zehn angefragten Unternehmen zeigte nur C&A Transparenz. So gab das Unternehmen an, dass 2021 rund 160.000 überschüssige Kleidungsstücke an Großhändler verkauft und 560.000 Stücke von Kund:innen an C&A retourniert wurden - genaue Zahlen, wie viel davon entsorgt und wie viele erneut verkauft werden, wurden jedoch nicht genannt. Mediamarkt verweist auf Reparaturservice-Angebote und unterstützt Gesetzesinitiativen, die die Vernichtung von Waren verbieten. H&M, Peek und Cloppenburg, Amazon und Hartlauer beantworteten die Anfrage mit allgemeinen Phrasen zu Nachhaltigkeitsinitiativen. Von den Unternehmen Kleiderbauer, Zara, Zalando und Conrad erhielt Greenpeace keine Antwort.

“Wir wissen aus aktuellen Recherchen, dass die Zerstörung von Neuwaren auch im Jahr 2022 nach wie vor üblich ist - ob direkt in Europa oder über Umwege im Globalen Süden”, so Panhuber. “Dass Firmen inmitten der Energie- und Klimakrise weiterhin für die Mülltonne produzieren, ist ein Skandal”. Expert:innen schätzen, dass in Industriestaaten bis zu 30 Prozent der produzierten Kleidung nicht verkauft wird. Während der Pandemie sind die Modehändler in Österreich auf 50 Millionen Kleidungsstücken sitzen geblieben. Anfang 2022 deckte Greenpeace auf, wie Neuwaren und gebrauchte Kleidung nach Ostafrika exportiert werden und dort auf Mülldeponien gelangen. Erst am Dienstag zeigte eine neue Investigativ-Reportage von ZDFfrontal und Greenpeace, dass trotz geltender Obhutspflicht noch immer massenhaft Neuware aus deutschen Amazon-Lagern vernichtet wird, über die auch der österreichische Markt bedient wird. “Unser Überfluss basiert auf der Ausbeutung des Planeten und von Millionen Menschen im Globalen Süden. Wir brauchen jetzt das angekündigte Lieferkettengesetz, das endlich Umwelt- und Sozialstandards in der ganzen Lieferkette gesetzlich vorschreibt. Konzerne müssen ihr Geschäftsmodell ändern und statt Wegwerfware mehr Second Hand-, Miet- und Reparaturservices anbieten”, fordert Panhuber.



Fotomaterial zur Greenpeace-Recherche zu Textilmüll in Kenia finden Sie hier: https://act.gp/3rMUMLm



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Weitere Infos: Greenpeace Österreich

Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /