© Manuel Darío Fuentes Hernández auf Pixabay / Wasser
© Manuel Darío Fuentes Hernández auf Pixabay / Wasser

Österreichs Trinkwasser-Versorgung muss gesichert bleiben

Die ÖVGW mahnt Investitionen in die Infrastruktur sowie Schonung der Grundwasser-Reserven ein.

Sauberes Trinkwasser von hoher Qualität ist in Österreich derzeit selbst bei länger andauernden Trockenperioden wie im diesjährigen Sommer gesichert. Damit das so bleibt, sind allerdings vermehrte Anstrengungen nötig, sowohl Investitionen in die Infrastruktur als auch die Weiterentwicklung der rechtlichen Rahmenbedingungen zum Schutz der Grundwasser.

So lautet das Ergebnis eines Treffens von Vertretern der Österreichischen Vereinigung für das Gas und Wasserfach (ÖVGW) - die Vereinigung vertritt die Interessen der österreichischen Wasserversorger - mit Land- und Wasserwirtschaftsminister Norbert Totschnig am Montag, 29. August 2022. "Als Wasserversorger sind wir sehr erfreut darüber, bei Minister Totschnig ein offenes Ohr für unsere Anliegen gefunden zu haben", betont ÖVGW-Vizepräsident und Sprecher für das Wasserfach Wolfgang Nöstlinger, "es braucht Anstrengungen, um Quantität und Qualität unseres Trinkwassers weiterhin zu erhalten, das wird vom Ministerium klar unterstützt."

Bundesminister Norbert Totschnig erklärte im Anschluss an das Treffen mit der ÖVGW: "In Österreich sind größere Versorgungsengpässe, wie es sie in anderen europäischen Ländern gegeben hat, bisher nicht aufgetreten. Die Grundlage dafür haben wir uns hart erarbeitet. Aber wir müssen uns weiterhin anstrengen, investieren und mit der Ressource Wasser verantwortungsvoll umgehen."

Beurteilung der Lage

Die ÖVGW präsentierte eine Erhebung unter 53 Versorgungsunternehmen zur aktuellen Situation. 51 davon gaben an, dass sie den durchschnittliche Haushaltsbedarf von 130 Liter pro Person und Tag auch bei anhaltender Trocken- bzw. Hitzeperiode auf Monate hinaus sicherstellen können - nur 2 der Unternehmen sehen längerfristig die Versorgung gefährdet.

Allerdings würden 14 der 53 Versorger bei längeren Hitzeperioden erste einschränkende Maßnahmen setzen, etwa ein Verbot der Gartenbewässerung oder öffentliche Aufrufe zum Wassersparen. Solche Aufrufe sind aber nur beschränkt wirksam, meinen 18 der befragten Versorger, sie können sogar eine Art Hamster-Verhalten auslösen. So hat ein Aufruf zum sparsamen Umgang 2014 zu einem paradoxen Verbrauchs-Rekord geführt, weil viele Konsumenten daraufhin schnell noch ihre Badewannen gefüllt haben.

Ein heikles Thema bei der Wasserversorgung sind Nutzungskonflikte, denn gerade in Zeiten der Trockenheit steigt auch der Bedarf an Bewässerung bei Gärtnereien und Landwirtschaftsbetrieben. Bei starkem Wassermangel sind auch Kraftwerke sowie Industrie und Gewerbe betroffen. Nicht weniger als 20 von 53 Versorgungsunternehmen rechnen damit, dass längere Trockenperioden wie im heurigen Sommer sie in Zukunft dazu zwingen können, andere Nutzungen zugunsten der Haushalte einzuschränken.

Meteorologen sagen vorher, dass extreme Wettersituationen - also auch Trockenheit - künftig häufiger auftreten werden. Im Hinblick darauf haben 32 Wasserversorger bereits vorbeugende Maßnahmen getroffen, bei den anderen wird die Situation laufend evaluiert, bzw. sind Projekte in Planung. Solche Maßnahmen umfassen unter anderem die Erschließung zusätzlicher Quellen sowie die Errichtung von Verbindungsleitungen zu anderen Wasserversorgern, sodass im Notfall weniger betroffene Gebiete anderen zu Hilfe eilen können.

"Trockenperioden führen die Bedeutung einer zuverlässigen Trinkwasserversorgung besonders vor Augen", sagt dazu Land- und Wasserwirtschaftsminister Totschnig und verweist darauf, dass die Gemeinden in den letzten 20 Jahren nicht weniger als 3 Milliarden Euro in die Sicherung der Versorgung investiert haben: "Vom Landwirtschaftsministerium wurden diese Investitionen mit über 500 Millionen Euro unterstützt."

Für den Ausbau und die Sanierung der Trinkwasser-Infrastruktur sind jetzt weitere Investitionen nötig, betont ÖVGW-Vizepräsident Nöstlinger und fordert dazu weitere Unterstützung aus Bundesmitteln ein: "Die Sicherung unseres Trinkwassers erfordert zusätzlich zu den regulären Budgetmitteln eine Sonderförderung von 150 Millionen Euro. Unser Wunsch lautet, dass sich Bundesminister Totschnig dafür einsetzt, diese Budgetmittel bereitzustellen."

Qualität des Grundwassers erhalten

In diesem Zusammenhang hebt der ÖVGW auch neuerlich die Notwendigkeit hervor, die Qualität des Grundwassers aktiv zu schützen. Wenn längere Trockenperioden den Grundwasserspiegel sinken lassen, verschärft sich auch das Problem, dass dieses Grundwasser beständig durch unterschiedliche Schadstoffe bedroht wird. Mikroplastik und Industriechemikalien können ebenso das Grundwasser gefährden wie Pestizide und Nitrate aus der Landwirtschaft. ÖVGW-Vizepräsident Nöstlinger fordert deshalb dazu auf, strengere Rahmenbedingungen für die Reinhaltung dieser kostbaren Ressource zu schaffen: "Die Trinkwasserversorger sind dazu verpflichtet, das gewonnene Grundwasser von der Quelle bis zum Zapfhahn engmaschig zu kontrollieren und beste Qualität zu garantieren", so Nöstlinger, "dieses Bemühen sollten alle unterstützen, indem jeder seinen Beitrag leistet, um zu verhindern, dass Schadstoffe in unseren Umweltkreislauf gelangen."


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /