© Johann Kleibl
© Johann Kleibl

Der Bud Spencer der Anti-Fracking-Kämpfer

Johann Kleibl ist weit über die Grenzen des Weinviertels als furchtloser Anführer der Bewegung gegen Fracking bekannt

Erst vor wenigen Tagen wurde Johann Kleibls Engagement sogar von der renommierten ZEIT gewürdigt. Kleibl hat bereits die Proteste gegen den ersten Versuch der OMV, im Weinviertel zu fracken, angeführt. Er schaffte ein Bewusstsein, dass der Marketing-Schmäh „Öko-Fracking“ schonungslos entlarvt wurde und hat damit die Schönheit rund um Poysdorf bewahrt. Aber ebenso energiegeladen kämpft er für die Mobilitäts- und Energiewende.

oekonews: Derzeit geistert der Begriff Öko-Fracking / Bio-Fracking herum, was ist dran?

Kleibl: Es gibt KEIN BIO Fracking! Begriffe wie Green Fracking oder Sauberes Fracking sind gleichbedeutend wie grüne Atomkraft (EU) oder grünes Gas (EU) usw. Selbst bei Herrn Hofstätters Patent mischt er Stärke, Kalium und Zitronensäure in BESTEHENDES Lagerstättenwasser. Das bestehende Lagerstättenwasser beinhaltet bereits chemische Additive wie zum Beispiel Biozide und Korrosionsschutz (beide hochgiftig). Denn beim Fracken müssen Bakterien abgetötet werden, und die Bohr- und Förderanlage von Rost freigehalten werden. Das geht defacto nicht mit Stärke, Salz und Zitronensaft. Das rückgeförderte Lagerstättenwasser spült neben dem Schiefergas auch giftige und radioaktive Stoffe aus der Tiefe hoch – unabhängig welche Substanzen dem Frackfluid beim Verpressen beigemischt werden.

oekonews: Lagerstättenwasser mit giftigen Substanzen kommt an die Oberfläche?

Kleibl: Auch die Inhaltsstoffe des Lagerstättenwassers und ihre anteiligen Mengen sind von Lagerstätte zu Lagerstätte unterschiedlich. Entweder liegen die Inhaltsstoffe in gelöster Form vor oder sie sind an im Wasser enthaltene Feststoffe angelagert. Salze wie Natrium-, Calcium-, Kalium- und Magnesiumchlorid sind die Hauptbestandteile des Lagerstättenwassers und machen es zu einer hochkonzentrierten Salzlösung.
Darüber hinaus ist Lagerstättenwasser mit giftigen Schwermetallen wie Quecksilber, Blei und Arsen belastet sowie mit aromatischen Kohlenwasserstoffen wie den BTEX-Aromaten Benzol, Toluol, Ethylbenzol und Xylol. Alle diese Stoffe sind mindestens als „gesundheitsschädlich" eingestuft. Zusätzlich kann Lagerstättenwasser radioaktive Stoffe natürlichen Ursprungs enthalten, die NORM-Stoffe genannt werden (Naturally Occurring Radioactive Material). Dazu zählen u. a. Radium 226 und Polonium 210 als Zerfallsprodukte von Uran 238.

oekonews: Gibt es weitere ökologische Bedenken?

Kleibl: Für die Bohrungen wird neben tonnenweise Chemikalien und Sand vor allem Trinkwasser benötigt. Das Weinviertel zählt schon jetzt zu den trockensten Gegenden Österreichs. Eine Senkung des Grundwasserspiegels durch zu massiven Wasserverbrauch hat immense Folgen für Pflanzen, Tiere und auch für uns Menschen, die wir hier leben. Die Möglichkeit eines Unfalls, wo große Mengen an Chemikalien ins Grundwasser treten, besteht leider immer. Schätzungen gehen von über 75.000 LKW Fahrten pro Tag aus und das auf die nächsten Jahre. Das gäbe neben dem Unfallrisiko, der massiven Straßenabnützung, dem Verkehrslärm, der Unfallgefahr, dem CO2 Ausstoß auch eine enorme Feinstaubbelastung.

oekonews: Aber brauchen wir diese Energie nicht dringend?

Kleibl: Schiefergas-Förderung kostet eine Menge Geld – die Folgekosten für Menschen und Umwelt gar nicht mit eingerechnet. Das Verhältnis von eingesetzter Energie zu geförderter Energie beträgt 1:2. Ein sehr niedriger Wert. Bevor das im Weinviertel verborgene Gas zum Einsatz kommen kann, wird mit einer Vorlaufzeit von ca. 10 Jahren gerechnet. 2040 möchte Österreich klimaneutral sein und auf fossile Brennstoffe verzichten. Die Entscheidung für Fracking im Weinviertel geht auf Kosten der Natur, der Klimaerwärmung und unserer Kinder und folgender Generationen. Die enorme Investitionssumme für klimaneutrale, nachhaltige, umweltschonende und langfristige Projekte zur Energiegewinnung ist zu bevorzugen. Und mittlerweile kam eine Studie der Montanuni Leoben zum Schluss, dass vielleicht doch gar nicht so gigantische Volumen lagern, wie vermutet wurde.

Vielen Dank Hr. Kleibl für das Interview. Wir wünschen Ihnen und Ihren Mitstreiter*innen denselben Erfolg wie bereits vor 10 Jahren – wenn ein Mensch, diesen Unfug verhindern kann, dann Sie! Hier geht's zur Facebook-Gruppe Schiefes Gas


Artikel Online geschaltet von: / Lukas Pawek /