LobauBleibt: Räumung von Protestcamp auf Baustelle in Hirschstetten
Polizei kesselt politische Versammlung ein - Räumung der besetzten Baustelle - Wiener Linien sperren Buslinien, um Menschen von Solidaritätsbekundungen abzuhalten
Wien Donaustadt - Heute kesselten zahlreiche Polizist:innen die seit sieben Monaten bestehenden Baustellenbesetzung gegen die geplante Stadtautobahn in der Hirschstettnerstraße 44 ein. Zahlreiche Menschen, die den Ort des friedlichen Protests nicht freiwillig den Baggern und Planierwalzen überlassen wollen, wurden aus ihren Hütten und Zelten geholt.
Bürgermeister Ludwig will mit dem Bau der Stadtautobahn Fakten schaffen, um den Lobautunnel doch noch durchzusetzen. In Zeiten von fossilem Krieg und Klimakrise wäre das ein fataler Schritt in die falsche Richtung.
“Es ist unglaublich: Die Klimakrise schreitet voran, in den Alpen brennen die Wälder und die Zahl der Menschen, die nicht genug Nahrung zur Verfügung haben, steigt rapide. Der Krieg in der Ukraine zeigt uns deutlich, welche furchtbaren Folgen die Abhängigkeit von fossilen Energien für den Frieden und die Stabilität hat. Statt einem entschlossenen Ausstieg aus fossiler Energie, den die Wissenschaft schon lange fordert, wollen unsere Politiker:innen weiter Autobahnen bauen und wertvolle landwirtschaftliche Flächen versiegeln. Dabei ist es so klar wie selten: Wir brauchen jetzt eine mutige Verkehrs- und Energiewende statt klimaschädlichen Projekten aus dem letzten Jahrhundert. Jeder Schritt zählt - sagen Sie endlich die Stadtautobahn ab, Herr Bürgermeister!“, sagt Lucia Steinwender, Sprecherin von LobauBleibt.
“Diese Besetzung war weit mehr als nur ein Widerstand gegen die Stadtautobahn, sondern hat zudem die Frage nach gerechter Platzverteilung in der Stadt aufgeworfen. Besetzungen sind immer auch Orte für alternative Lebensweisen, die abseits der kapitalistischen Logik liegen. Schaffen wir Platz für Autobahnen oder für Kultur, gemeinsames Gärtnern, Diskutieren und Zusammenkommen? Platz für die Autolobby oder für Menschen? Mit dieser Räumung zeigt die Stadt Wien abermals, auf welche Seite sie sich bei dieser Frage stellt“, so Julia, die den Ort des Protests bewohnt und mitgestaltet hat.
Insgesamt mehrere hundert Menschen haben monatelang Wind und Wetter getrotzt und trotz einem Brandanschlag auf der Baustelle ausgeharrt. Im Februar wurde die Besetzung in der Hausfeldstraße geräumt, nun soll auch jene in der Hirschstettner Straße der geplanten Autobahn weichen.
Doch LobauBleibt zeigt sich kämpferisch: “Wir werden wieder kommen. Erst [gestern] hat der Weltklimarat (IPCC) in einem aktuellen Bericht eindringlich gewarnt, dass wir jetzt handeln müssen, um die Klimakatastrophe zu verhindern - und dass es alleine eine Frage des politischen Willens ist, ob wir das schaffen oder nicht. Solange die Wiener Stadtregierung das nicht begriffen hat, werden wir uns ihren zerstörerischen Betonprojekten in den Weg stellen”, so Anna Kontriner, Sprecherin von LobauBleibt, “Der Widerstand gegen die Stadtautobahn wird weitergehen.”
UPDATE: Um 19 Uhr farn eine von Fridays For Future organisierte Kundgebung vor der SPÖ-Zentrale in der Löwelstraße statt, um den Protest gegen die Räumung und den Autobahnbau auch ins Zentrum der Stadt zu tragen.
Ebenfalls angekündigt sind Proteste zum Landesparteitag der SPÖ Wien am 28. Mai “Wir werden am 28. Mai ein starkes Zeichen gegen die fossile Politik der Stadt Wien setzen, die unsere Lebensgrundlagen zerstört”, so Lucia Steinwender abschließend.
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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /