© Adolf Pfeiler/ Biogas ist gerüstet für die bevorstehenden Anforderungen an unsere Energieversorgung
© Adolf Pfeiler/ Biogas ist gerüstet für die bevorstehenden Anforderungen an unsere Energieversorgung

Biogas: Fehlender Rechtsrahmen bremst Ausbau der inländischen Grüngasproduktion

Mit entsprechendem Rechtsrahmen für den Umstieg auf erneuerbare Gase weitere Fehlinvestitionen in fossile Infrastrukturen vermeiden.

Der Angriff Russlands auf die Ukraine ließ auch den österreichischen Ölkonzern OMV seine Investitionsstrategie neu bewerten. Vor wenigen Tagen wurde bekannt gegeben, dass Russland künftig keine Kernregion mehr für den Konzern sei und die OMV somit keine Investitionen mehr in Russland verfolgt. Eine Entscheidung, die aufgrund der tragischen Situation in der Ukraine und des unvorstellbaren Leids, welches der Krieg für viele Menschen bedeutet, mehr als zu begrüßen ist.

Um die Versorgungssicherheit Österreichs weiterhin zu gewährleisten und einen Schritt hin zur Unabhängigkeit von fossilen Importen zu schaffen, braucht es eine Umstellung der Bezugsquellen unserer Energieträger. Erneuerbare Gase wie etwa Biomethan aus Biogas, Klärgas und Holzgas oder grüner Wasserstoff aus inländischer Herkunft schaffen es mittelfristig, den nationalen Gasbedarf zu einem Guteil zu decken. Aktuell werden jährlich rund 125 GWh an erneuerbarem Gas aus inländischer Erzeugung ins Erdgasnetz gespeist. Bei einem Inlandsgasverbrauch von knapp 100 TWh entspricht der Erneuerbaren-Anteil nur gering mehr als 0,1%. Dieser Anteil könnte bereits deutlich höher liegen, wäre ein entsprechender Rechtsrahmen für Investitionen in den Ausbau einer inländischen Grüngasproduktion geschaffen worden.

Durch den Ausstieg aus der Beteiligung am Erdgasfeld Juschno Russkoje sowie an der Finanzierung der umstrittenen Gas-Pipeline Nord Stream 2 wird seitens der OMV eine Wertanpassung von 1,5 bis 1,8 Mrd. Euro erwartet. Die OMV sei bemüht, alternative Bezugsquellen zu identifizieren und zu erschließen, hieß es in einer Stellungnahme vom 05. März. Doch langfristige Investitionen in fossile Energieträger werden in Anbetracht der vereinbarten Klimaneutralität Österreichs bis 2040 und Ratifizierung des Paris Abkommens automatisch zu Fehlinvestitionen. Neue Importmöglichkeiten von Erdgas bedürfen auch neuer Erdgastransportleitungen von den neuen Erdgasfeldern zumindest bis zum Erdgasverteilerkreuz Österreichs.

Eine groß angelegte Planung und der Bau von neuen Erdgastransportleitungssystemen dauert viele Jahre, eine entsprechende Gaslieferung aus diesen alternativen Quellen kann daher kaum vor 2030 erwartet werden. Somit verbleiben gerade einmal 10 Jahre, um Investitionen in Milliardenhöhe zu refinanzieren bevor auf Grund der Klimaneutralität keine fossilen Energieträger mehr Anwendung finden werden.

Diese Investitionen wären besser in Österreich aufgehoben, da sie einerseits einen Schritt in Richtung Energieunabhängigkeit bedeuten und andererseits die heimische Wertschöpfung steigern. Alleine mit den angeführten stranded investments könnte man in Österreich Erzeugungskapazitäten für eine jährliche Produktion von 700 Mio. m³ erneuerbare Gase aufbauen.

Österreich verfügt sowohl über das Potenzial als auch bereits heute über die nötigen Spitzentechnologien im Bereich der organischen Abfallbehandlung, Nutzung von Reststoffen aus Land- und Forstwirtschaft und der Gasaufbereitung um zukünftig 40% des aktuellen Gasverbrauchs alleine mit Biomethan aus inländischer Produktion zu decken.

Damit diese Investitionen auch getätigt werden können bedarf es nun eines entsprechendem Rechtsrahmens für den Ausbau inländischer erneuerbarer Gase. Dieser notwendige Rechtsrahmen ist das Fundament für Investitionen in eine Energie-Unabhängigkeit Österreichs und in die Steigerung der inländischen Wertschöpfung.

Quelle: Kompost & Biogas Verband Österreich



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /