© Ruwad Al Karem auf Pixabay
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Ostumfahrung Wiener Neustadt abgesagt!

Heftig kritisiertes Bauprojekt wurde aus dem NÖ-Straßenbauprogramm 2022 gestrichen.

85 Millionen Euro investiert das Land NÖ 2022 in das Straßennetz. Trotz bereits angekündigtem Baustart ist die Ostumfahrung Wiener Neustadt nicht im diesjährigen Straßenbauprogramm angeführt. Überraschung ist das allerdings keine: Einerseits wurde im Zuge des UVP-Verfahrens aufgedeckt, dass die Straße zu noch mehr Verkehr führt und somit den Klimazielen des Landes NÖ widerspricht, andererseits sind aber auch die Kosten explodiert. Statt der angenommen 32 Mio wird mittlerweile mit über 40 Millionen gerechnet.
Zum Vergleich: Das Gesamt-Straßenbaubudget des Landes NÖ beträgt 85 Millionen pro Jahr und umfasst 340 Projekte. Nicht zuletzt ist aber auch der Protest in der Bevölkerung gegen dieses Projekt aus den 1970er-Jahren zuletzt immer größer geworden. Über 5.000 Personen haben eine Petition dagegen unterzeichnet und über 200 Persönlichkeiten haben sich als „Stimme der Vernunft“ öffentlich dagegen positioniert.

Alternativen liegen längst am Tisch

Für Helmut Buzzi von der Plattform Vernunft statt Ost“Umfahrung“ ist das nun präsentierte Straßenbauprogramm der Startschuss für eine klima- und anrainer:innenfreundliche Verkehrspolitik in Wiener Neustadt: „Die Alternativen liegen längst am Tisch. Es ist jetzt an der Zeit, dass unabhängige Verkehrsplaner:innen diese ausarbeiten – wir bieten unsere Unterstützung bei der Vermittlung gerne an. Wichtig wäre auch eine Einbindung der umliegenden Gemeinden.“ Die Gemeinde Lichtenwörth hat diesen Weg bereits eingeschlagen. Und zeigt damit, dass die Verkehrsplanung zur Ostumfahrung längst obsolet ist. In den Projektunterlagen war die neue Straße als Voraussetzung für eine innerörtliche Verkehrsberuhigung angeführt. Ende letzten Jahres hat der Lichtenwörther Gemeinderat eine Verkehrsberuhigung beschlossen – ganz ohne Ostumfahrung.

Zahlen und Fakten zur Ost”Umfahrung” Wiener Neustadt

● Verkehrszunahme: Trotz Ostumfahrung steigt das Verkehrsaufkommen an ALLEN innerstädtischen Straßenzügen teils massiv an. Im gesamten Untersuchungsgebiet kommen zusätzliche 3.500 Kfz-Fahrten/Tag als induzierter Verkehr hinzu.
● Betonhauptstadt Österreichs: Wiener Neustadt ist schon jetzt mit 583 m²/Person Schlusslicht im Bodenverbrauch in Österreich. Bis 2030 sollen weitere 575.000 m² Gewerbeflächen an der Peripherie hinzukommen. Die Ostumfahrung würde diese Zersiedelung und den Flächenfraß massiv befeuern.
● Leerstandskaiser Österreichs: Die Ostumfahrung würde neue Gewerbeflächen bei allen Abfahrten entstehen lassen. Damit wird auch die Kaufkraft aus der Neustädter Innenstadt und den Ortskernen der Umlandgemeinden weiter abgesaugt werden. Schon jetzt ist Wiener Neustadt mit einer Leerstandsquote von 26,5 % auch beim Leerstand in der Innenstadt Schlusslicht in Österreich.
● Negative Klimabilanz: Um den jährlichen CO2-Ausstoß der Ostumfahrung zu kompensieren, müssten 500.000 Bäume pro Jahr gepflanzt werden. Die Produktion der Baustoffe und die Bauphase sind dabei noch gar nicht inkludiert.
● Zerstörte Auen und Ackerflächen: Durch die Ostumfahrung werden 20 ha zubetoniert. Darunter zwei Augebiete (Natura2000-Schutzzone) und Ackerflächen, die laut einer Studie des Landwirtschaftsministeriums zu den fruchtbarsten Böden Österreichs zählen.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /