© Kuratorium Wald / Der rote Hirsch am Himmel in Wien
© Kuratorium Wald / Der rote Hirsch am Himmel in Wien

100 Jahre Günther Nenning

Am 23. Dezember 2021 wäre Günther Nenning 100 Jahre alt geworden.

Für viele der jungen Menschen, die sich heute für Umwelt- und Klimaschutz engagieren, ist die Aubesetzung Vergangenheit. Im Dezember 1984 gab es, genau wie jetzt mit Stadtstraße und Lobauautobahn, viele Jugendliche, die in Stopfenreuth in der Au waren, um damit ihren Protest gegen das geplante Donaukraftwerk unterhalb Wiens kundzutun. Es gab auch Klagen gegen die Besetzer und Besetzerinnen, Versuche, sie dazu zu bringen, aufzugeben, usw. Im Nachhinein war klar, dass alle die fort Ort waren, sogar recht hatten, denn das Grundwasser in der Region wäre durch das Großkraftwerk gefährdet gewesen und es hätte den Wasserrechtsbestimmungen widersprochen. Einer der auch vor Ort war und vehement seine Stimme erhob, war Günther Nenning, ein Journalist, der es sich nicht nur in diesem Fall mit der Meinung der Politik und anderer Interessensgruppen anlegte. Bereits 1977 hatte er, gemeinsam mit Wolf in der Maur, den Österreichischen Journalistenclub gegründet, eine parteiunabhängige Organisation, im Unterschied zur Journalistengewerkschaft. Er stachelte andere Journalisten dazu an, ihre Meinung zu aktuellen Themen zu sagen und darüber zu schreiben, statt sich unterzuordnen. Pressefreiheit, Menschenrechte und Qualität im Journalismus- das waren seine großen Themen. In ganz Österreich bekannt wurde er durch seinen spektakulären Auftritt als roter "Auhirsch" bei der Pressekonferenz der Tiere im Jahr 1984, bei dem er ein Hirschgeweih am Kopf trug. Von da an wurde er seinen Spitznamen "Auhirsch" nicht mehr los.

Gemeinsam mit Jörg Mauthe, dem ehemaligen Kulturstadtrat Wiens, verfasste er 1984 das Schönheitsmanifest, ein Werk, das heute aktueller denn je ist. Es ist ein Aufruf zum Schutz und zur Bewahrung unsere Natur- und Kulturlandschaften, dazu, das Schöne und die Ästhetik in Kunst, Kultur und Architektur hochzuhalten, einem neuen und zwischenmenschlicheren Umgang zum Durchbruch zu verhelfen.

Günther Nenning war seiner Zeit immer Voraus - Im Denken, Handeln, Diskutieren und im Schreiben. Er war ein aufrechter Sozialdemokrat und gleichzeitig ein tief religiöser Mensch, der allen Weltreligionen offen gegenüberstand. Sich selbst bezeichnete er als „Rot-Grün-Hellschwarzen“. Er beeindruckte mit seinen Auftritten in der Öffentlichkeit, indem er sich über "geltende" Meinungen mit ironischen Auftritten hinwegsetzte. Er verstand es, mit dieser Ironie zu überzeugen, mit der er trotzdem die Wahrheit sagte. Er war Querdenker und gleichzeitig Brückenbauer für die Zukunft. Gerade in der heutigen Zeit fehlt uns Günther Nenning sehr.

Aus diesem Anlass hat der Verein Kuratorium Wald für „Günther&Günther“ in 1190 Wien beim Oktogon Am Himmel einen aus Lärchenholz gebauten Auhirsch errichtet. Der begehbare Auhirsch hat eine Höhe von 7 Metern und ist mit mehr als 4.000 handgehackten Lärchenschindeln umhüllt. Dieses von „Auhirsch“ Günther Nenning geliebte Tier ist mit der Pressekonferenz der Tiere, und der Hainburger Aubesetzung 1984 auch ein starkes Symbol für die österreichische Umweltbewegung geworden. Der Auhirschen ist aber nicht nur eine Skulptur. sondern Kinder können auch in den Hirschen hineinklettern, etwas das Günther sicher besonders gefallen hätte.

„Ich habe jahrzehntelang mit Günther Nenning engstens zusammengearbeitet, er war mein väterlicher Freund und ich durfte viel von ihm, dem langjährigen Gewerkschaftschef der Journalistinnen und Journalisten, sehr viel lernen“, so Gerhard Heilingbrunner, Mitorganisator der Hainburger Aubesetzung 1984 und nun ehrenamtlicher Präsident des Kuratorium Wald, der sich außerdem jahrelang als Präsident des Umweltdachverbandes für Natur- und Umweltschutz und für eine lebenswertere Welt einsetzte.

Eines ist fix: 100 Jahre Günther Nenning sollte uns wieder vor Augen führen, wie wichtig die "Schönheit", wie wichtig unsere Landschaften und die Natur ist. Gerade in Coronazeiten sollten wir auch wieder mehr zusammenstehen, im positiven Sinne, Günther hätte große Freude an den Fridays For Future und an Extinction Rebellion - und nachdem er gerade in seinen letzten Jahren fest an Engel glaubte, daran dass diese uns beobachten und leiten: Vielleicht schaut er als Engel auf den Himmel und auf uns alle herunter.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /