© Gerd Altmann pixabay.com
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CEOs fordern auf COP26 mutige Regierungsmaßnahmen und konsequente Klimapolitik

Nachhaltigkeitsstudie von UN Global Compact und Accenture

© Accenture
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In der bisher größten Nachhaltigkeitsstudie, die vom Global Compact der Vereinten Nationen und Accenture durchgeführt wurde, gaben nur 18 Prozent der CEOs an, dass Regierungen und politische Entscheidungsträger ihnen die nötige Klarheit verschafft haben, um ihre Nachhaltigkeits- und Klimaziele zu erreichen. Bereits im Vorfeld der COP26 in Glasgow schlugen die Führungskräfte der Wirtschaft Alarm wegen der frühzeitigen klimabedingten Auswirkungen und fordern nun von den Regierungen Maßnahmen - insbesondere in den Bereichen klare Kohlenstoffpreise, Infrastrukturinvestitionen und finanzielle Zusagen für einen gerechten Netto-Null-Umstieg im globalen Süden - da sich das Zeitfenster für die Erreichung des 1,5 Grad C-Ziels bis 2030 zu schließen beginnt.

Laut der Studie Climate Leadership in the Eleventh Hour tun sich die Führungskräfte der Privatwirtschaft schwer, ihre Klimaziele zu realisieren, obwohl fast drei Viertel (73 %) sagen, dass sie zunehmenden Handlungsdruck verspüren. Mehr als die Hälfte (57 %) der befragten Führungskräfte geben an, dass sie dem Klimaschutz inmitten ihrer Erholung von der COVID-19-Pandemie Priorität einräumen. Die Studie umfasst ausführliche 1:1-Interviews mit mehr als 100 Top-Managern sowie eine Umfrage unter mehr als 1.230 CEOs aus 113 Ländern und 21 Branchen.

Für 49 Prozent der CEOs sind Unterbrechungen der Lieferkette aufgrund extremer Wetterbedingungen das Hauptrisiko. Aber nur sieben Prozent gaben an, dass sie bei der Einrichtung von Frühwarnsystemen zur Vorbereitung auf Klimarisikoereignisse "fortgeschritten" sind. Darüber hinaus geben 71 Prozent an, aktiv an der Entwicklung eines Netto-Null-Emissionsziels für ihr Unternehmen zu arbeiten. 57 Prozent glauben, dies im Einklang mit dem 1,5°C-Ziel zu tun. Allerdings haben nur zwei Prozent dieser Unternehmen ein formelles Ziel, das von der Initiative "Science-Based Targets" validiert wurde.

"Zwei Wege liegen vor uns: ein zutiefst fehlerhafter Business-as-usual-Ansatz. Oder eine globale Wirtschaft, die die Menschen, den Planeten und die natürlichen Systeme, die uns erhalten, schützt", sagt Sanda Ojiambo, CEO und Executive Director des UN Global Compact. "Business-as-usual ist nicht länger eine Option. Die von uns befragten CEOs haben deutlich gemacht, dass sich die Wirtschaft auf den Umgang mit der Klimakrise nicht vorbereitet fühlt. Dem UN Global Compact kommt eine entscheidende Rolle zu, wenn es darum geht, Unternehmen bei der Entwicklung praktischer Instrumente und wirksamer Best Practices zur Bewältigung der anstehenden Herausforderungen zu unterstützen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass sie sich mit den Regierungen über Politik und Regulierung austauschen können."

Die Studie zeigt auch, dass sich die wichtigsten Stakeholder in Bezug auf die Führungsrolle und das Handeln der CEOs in Sachen Klimaschutz verändert haben. Die größte Veränderung, die in den 14 Jahren der Studie zu beobachten war, betrifft die Investoren und Kapitalmärkte, die in der Wahrnehmung der CEOs von Platz 8 im Jahr 2019 auf Platz 3 im Vorfeld der COP26 aufrückten. Dieser Trend spiegelt den stärksten Anstieg des Einflusses der Stakeholder seit Beginn der Studie im Jahr 2007 wider, da die Investoren immer mehr Druck auf die Unternehmen ausüben, um die Risiken zu erfassen und die Chancen zu verstehen, die sich aus dem Übergang zu einer 1,5-Grad-Netto-Null-Welt ergeben.

"Die Ziele für nachhaltige Entwicklung und die Verpflichtungen des Pariser Abkommens bieten den eindeutigsten Fahrplan dafür, wie Unternehmen beim Klima und bei den Innovationen, die zur Lösung der größten Herausforderungen der Welt erforderlich sind, vorangehen sollten. Da jedoch nur ein kurzes Zeitfenster verbleibt, um diese Ziele zu erreichen, gilt es jetzt kraftvoll in die Umsetzung einzusteigen und zu investieren. So entstehen messbare Wirkungen - für Wirtschaft und Umwelt", kommentiert Alexander Holst, Nachhaltigkeits-Experte und Leiter Sustainability Services bei Accenture in Deutschland, Österreich und der Schweiz. "Die Daten zeigen uns, dass Wettbewerbsvorteile entstehen, wenn Führungskräfte den geschäftlichen Nutzen mit den Auswirkungen von Nachhaltigkeit und Technologie verbinden."

Die Studie von UN Global Compact und Accenture unterstreicht die Bemühungen führender CEOs, ihre Nachhaltigkeitsbudgets aufzustocken, ihre Geschäftstätigkeit und Belegschaft zu diversifizieren und die Forschung und Entwicklung klimaresistenter Lösungen zu beschleunigen, um höhere Standards für die Rechenschaftspflicht zu setzen und zu zeigen, was möglich ist, wenn Ehrgeiz und Klimaschutz aufeinandertreffen. Obwohl fast zwei Drittel (65 %) der Führungskräfte bereits neue Netto-Null-Geschäftsmodelle und -Lösungen vorantreiben, um ihre Ziele zu erreichen, gaben nur 16 Prozent aller CEOs an, ihr Entwicklungsstand sei bereits heute weit fortgeschritten.

"CEOs waren früher der Meinung, die entsprechenden Technologien seien schlicht noch zu jung. Nun sind sie oftmals ausgereift. Oder sie sagten, Investoren und Kapitalmärkte würden Nachhaltigkeit bzw. ESG nicht genug würdigen. Das ist mittlerweile der Fall. Was wir jetzt weniger haben, ist Zeit. Die Regierungen müssen handeln, und die CEOs sind bereit, sich zu engagieren. Das ist nicht nur intrinsisch richtig - es steht tatsächlich auch der Geschäftswert auf dem Spiel", so Holst weiter.

Die COP26-Konferenz ist ein entscheidender Moment für Veränderungen im Bereich der Nachhaltigkeit. Die Führungskräfte der Wirtschaft sind vorsichtig optimistisch, was die internationale Zusammenarbeit zur Lösung der Klimakrise angeht, und stellen fünf kritische Forderungen an die Verhandlungspartner, die sie dabei unterstützen sollen, mutiger zu handeln und die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen. Diese sind:

1. Angleichung der sogenannten Nationally Determined Contributions (NDCs) an einen Temperaturanstieg von 1,5 C
2. Verstärkung der globalen Zusammenarbeit bei Mechanismen zur Preisgestaltung für CO2-Emissionen im Einklang mit dem Pariser Abkommen
3. Erfüllung und Überbietung der Zusage von 100 Mrd. USD für die Klimafinanzierung des globalen Südens
4. Festlegung gemeinsamer Standards für den Schutz der biologischen Vielfalt und von Ansätzen für naturbasierte Lösungen
5. Stärkeres Engagement der Wirtschaft bei der Gestaltung der Klimapolitik für gemeinsame Klimamaßnahmen

"Angesichts eines dreifachen planetarischen Notstands - einer Klimakrise, einer Krise der biologischen Vielfalt und einer Verschmutzungskrise - müssen wir alle unsere Ambitionen erhöhen und unser Handeln beschleunigen. Der Privatsektor trägt eine besondere Verantwortung in unseren gemeinsamen Bemühungen, eine nachhaltige, widerstandsfähige und gerechte Welt aufzubauen und Versprechen mit glaubwürdigen Zeitvorgaben, Zielen und Plänen zu verwirklichen. Wir haben das Zeug dazu, das Versprechen der Agenda 2030 und des Pariser Klimaabkommens zu realisieren - aber es wird das volle Engagement jedes Einzelnen von uns erfordern", schließt Amina J. Mohammed, Deputy Secretary-General, Vereinte Nationen.

Für weitere Informationen besuchen Sie http://www.accenture.com/ungc und https://www.unglobalcompact.org/library/5976

Über die Studie:

Die CEO-Studie 2021 des Global Compact der Vereinten Nationen und von Accenture ist das Ergebnis von mehr als einem Jahrzehnt Forschung über nachhaltige Unternehmen. Zusammen mit dem Fortschrittsbericht des Global Compact der Vereinten Nationen bildet sie die bisher umfassendste Untersuchung zum Beitrag der Wirtschaft zu den Zielen für nachhaltige Entwicklung. In dieser Sonderausgabe der CEO-Studie, dem weltweit größten Forschungsprogramm für CEOs zum Thema Nachhaltigkeit, geben 1.232 CEOs aus 113 Ländern und 21 Branchen ihre authentische, ungefilterte Sicht auf den Beitrag der Privatwirtschaft zum Klimaschutz wieder.

Über den Global Compact der Vereinten Nationen

Als besondere Initiative des UN-Secretary-General ist der Global Compact der Vereinten Nationen ein Aufruf an Unternehmen in aller Welt, ihre Tätigkeiten und Strategien an den zehn Prinzipien in den Bereichen Menschenrechte, Arbeit, Umwelt und Korruptionsbekämpfung auszurichten. Unser Ziel ist es, den globalen kollektiven Einfluss der Wirtschaft zu beschleunigen und zu vergrößern, indem wir die zehn Prinzipien einhalten und die Ziele für nachhaltige Entwicklung durch rechenschaftspflichtige Unternehmen und Ökosysteme, die Veränderungen ermöglichen, erreichen. Mit mehr als 13.000 Unternehmen und 3.000 Unterzeichnern aus über 160 Ländern und 69 lokalen Netzwerken ist der UN Global Compact die weltweit größte Nachhaltigkeitsinitiative von Unternehmen - ein Global Compact, der die Wirtschaft für eine bessere Welt vereint.

Weitere Informationen unglobalcompact.org


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /