© Lois Lammerhuber / Festival La Gacilly Baden
© Lois Lammerhuber / Festival La Gacilly Baden

Fotofestival in Baden bei Wien: Fotokunst und Gartenkunst verschmelzen zu CO2 neutralem Besuchermagneten

Am Sonntag, den 18. Oktober 2021 um Mitternacht ist das Festival La Gacilly Baden Photo 2021 zu Ende gegangen.

Die Fotokunst im öffentlichen Raum der Kurstadt Baden war auch heuer wieder eine besondere Kulturveranstaltung: mehr als eine Viertelmillion Besucher:innen kamen. Unter dem Titel VIVA LATINA! standen die Lebensbedingungen in Lateinamerika im Mittelpunkt: In Reportagen auf absolutem Weltklasseniveau, wie Sebastião Salgados Bericht „Gold“ über den Goldrausch in Serra Pelada, einem kleinen brasilianischen Dorf, in dem Anfang der 1980-er Jahre der zweitgrößte Goldfund der Moderne gemacht wurde; Oder Luisa Dörrs feinsinniger Erzählung in großformatigen Fotos über den herausfordernden Weg zur Gleichberechtigung der Frauen in Bolivien: Flying Cholitas – frei übersetzt „Fliegende Röcke“ – präsentiert den selbstbewussten Alltag junger Frauen, die sich Boliviens Nationalsport Wrestling aus emanzipatorischen Gründen verschrieben haben, um ihren Macho-Männern erfolgreich Konkurrenz zu machen; Oder Marcos Lopez, der sich mit „Pop Latino“ auf augenzwinkernd, zynische Art fotografisch der Abhängigkeit Lateinamerikas vom US-amerikanischen Lebensstil in seinen bunten Bildern entgegenwirft, ohne mit Selbstkritik am Konsumverhalten seiner argentinischen Landsleute zu sparen!

Lois Lammerhuber, Direktor des Festivals und mehrfach zum besten Reportagefotografen der Welt gewählt, hat mit seiner Lateinamerika-Trilogie nicht nur die Geschichte der Entdeckung Amerikas sowie die Poesie und Magie dieses Kontinents in sinnliche Bilderzählungen verpackt, sondern sich als „Lateinamerikaner“ geoutet: „Bei der Zeitschrift GEO war ich einige Jahre lang der „Mann für Lateinamerika“. Ich habe in allen Ländern Lateinamerikas nicht nur gearbeitet, sondern auch so viel Zeit verbracht, dass ich mich dort wirklich zuhause fühle. Dabei habe ich zwischenmenschlich, moralisch und intellektuell fast alles gelernt, was mich befähigt, dieses Festival in Baden zu entwickeln. Eine Schule des Lebens ohnegleichen, die mich mit Dankbarkeit und Demut erfüllt.“

Der zweite Erzählstrang des Festivals ist der Umwelt gewidmet – Klimawandel, Nachhaltigkeit und Biodiversität. Herausragend die Arbeiten von Ulla Lohmann, Éric Valli oder Pascal Maitre. Folgerichtig hat sich das Festival heuer das erste Mal CO2 neutral präsentiert. Finanziert mit der Unterstützung von Bürger:innen Badens konnten im Lacandón-Urwald in Guatemala, der als einer der artenreichsten der Welt gilt, die zur Kompensation erforderlichen Zertifikate erworben werden.

Zur Preisverleihung im Rahmen der Ausstellung des Global Peace Photo Awards im Kurpark war David Beasley aus Washington angereist, der die Welternährungsorganisation als Friedensnobelpreisträger repräsentierte und das Publikum – darunter Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka – in einer flammenden Rede zu viel mehr Achtsamkeit im Umgang mit unserem Planeten Erde ermahnte: „Hunger is on the rise. 811 million people – 1 in 10 people – go to bed hungry every night”.

Apropos Nobelpreisträger: Nicht weniger herausragend werden die Fotografien von Pablo Corral Vega in Erinnerung bleiben, die von eindrucksvollen Texten aus der Feder von Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa begleitet wurden.

All das und vieles mehr war ausgebreitet in 29 Ausstellungen entlang einer Stadt- und einer Gartenroute zu genießen, gemeinsam immerhin 7(!) Kilometer lang.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /