© Michael Dvorak / Krickente
© Michael Dvorak / Krickente

Auf (Nimmer-) Wiedersehen, Krickente!

BirdLife Österreich informiert über den Vogelzug der Krickente

Wien – Weltweit sind es etwa 50 Milliarden Zugvögel, die zwischen ihren Brutgebieten und den Winterquartieren unterwegs sind. Eine halbe Milliarde Vögel zieht im Herbst über Österreich. Nur rund ein Drittel der Vögel wird diese Reise überleben. Überlagert vom Durchzug nördlicher Populationen, ziehen zurzeit auch unsere heimischen Zugvögel ab - mit ihnen rund 75 Krickenten-Brutpaare. Veränderte und fehlende Habitate für Brut, Nahrung und Rast setzen Europas kleinster Ente deutlich zu. Ob wir sie kommendes Jahr bei uns wiedersehen?!

Die Krickente (Anas crecca) ist eine der 220 regelmäßig in Österreich brütenden Vogelarten und gehört zu jenen zwei Drittel, die Zugvögel sind und in der kalten Jahreszeit von den heimischen Brutgebieten in die Wintergebiete im Mittelmeerraum wechseln. Sie brütet in Österreich nur noch sehr lokal in Auwäldern, Nieder- und Hochmooren sowie in Teichgebieten. Die ehemals als österreichische Verbreitungsschwerpunkte geltenden Brutvorkommen auf der Böhmischen Masse (Waldviertel) sind aktuell weitgehend verschwunden. „Mit ihren rund 75 Brutpaaren in Österreich ist die Krickente stark schutzbedürftig und laut Ampelliste auf ROT geschalten“, meldet Gábor Wichmann, Geschäftsführer der Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich. Derzeitige Beobachtungen gehen von einer negativen Bestandsentwicklung von rund 30 Prozent aus. „Das bedeutet, dass seit 1990 rund ein Drittel unserer brütenden Krickenten verschwunden ist“, so der Ornithologe.

Krickenten auf Rast- und Mauserplätze angewiesen

Neben unseren Brutvögeln sind auch weiter nördlich heimische Krickenten auf nahrungsreiche Rast- und Mausergebiete angewiesen, die sie bis vor kurzem auch in Österreich vorfanden. Der unmittelbar drohende Verlust eines der wichtigsten mitteleuropäischen Binnenrastplätze, der Sodalacken im burgenländischen Seewinkel, könnte daher zentrale Bedeutung für den weiteren Fortbestand der Brutpopulationen haben. Jahrzehntelange Entwässerungen und Drainagierungen sowie zuletzt stark steigende Grundwasserentnahmen durch eine Umstellung der Landwirtschaft hin zu bewässerungsintensiven Kulturen wie etwa Kartoffeln führen im Seewinkel zum berüchtigten Lackensterben. „Vier von fünf Lacken im Seewinkel sind innerhalb der letzten 150 Jahre komplett verlandet und damit endgültig verschwunden“, warnt Wichmann: „Noch vor wenigen Jahren konnten wir dort bis zu 20.000 Krickenten beim Rasten und bei der Mauser zählen, jetzt sind es zumindest um eine Zehnerpotenz weniger, die sich auf den ein bis zwei verbliebenen Gewässern zusammendrängen!“

Weitere Gefährdungen während des Vogelzugs

Neben den schwerwiegenden Lebensraumverlusten dezimieren weitere Ursachen den Bestand der Krickente: Die legale und illegale Bejagung während des Vogelzugs kostet alljährlich geschätzten 25 Millionen Zugvögeln auf vielen Mittelmeerinseln und Küstenregionen das Leben. Als wäre die Reise in den Süden nicht kräftezehrend und gefährlich genug, verschlechtert der Klimawandel die Lebensbedingungen für die Krickente und viele andere in gemäßigten Breiten vorkommende Vogelarten der Feuchtgebiete. Mit einem weiträumigen Verschwinden in West- und Mitteleuropa - und damit auch in Österreich - bis zum Ende des 21. Jahrhunderts ist leider zu rechnen, so BirdLife. „Der Wasserhaushalt von Feuchtgebieten muss sowohl in Österreich als auch über unsere Grenzen hinaus erhalten oder wiederhergestellt werden!“, fordert Gábor Wichmann, „Sonst werden nicht nur unsere 75 Krickentenpaare bis Mitte des 21. Jahrhunderts verschwunden sein!“

Details zum österreichischen Verbreitungsgebiet

Aktuell bekannte Vorkommen liegen im oberösterreichischen Zentralraum, im Inn- und Salzachtal sowie angrenzend in den Mooren des oberösterreichisch-salzburgischen Alpenvorlandes, im steirischen Ennstal und isoliert da und dort an geeigneten Gewässern der montanen Zone in rand- und inneralpinen Lagen. Aktuelle Bestandsschätzungen gehen in Salzburg und Oberösterreich von jeweils zehn bis 15 und in der Steiermark von 20 bis 30 Brutpaaren aus, mit (unsicheren) 15 bis 25 in Niederösterreich und einzelnen Brutpaaren in den übrigen Bundesländern.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /