©  Erkko Vuorensola auf Pixabay / Eierschwammerl
© Erkko Vuorensola auf Pixabay / Eierschwammerl

Radioaktiv: Eierschwammerl mit höchstem gemessen Wert

Umweltschutzorganisation fordert angemessene Information der Bevölkerung - und Abschaltung des grenznahen Risiko-Reaktors Krsko

Bei aktuellen Stichproben in stark belasteten österreichischen Regionen fand GLOBAL 2000 besorgniserregend hohe Werte des Radioisotops Cäsium-137 aus dem Tschernobyl-Fallout vor 35 Jahren.

Cäsium-137 ist ein radioaktiver Betastrahler, der - wenn er durch die Nahrungsaufnahme in den menschlichen Körper gelangt - sich vor allem in Muskeln (darunter Auge und Herz) ablagert und dort Genschäden oder Krebs verursachen kann. Cäsium hat eine Halbwertszeit von 30,1 Jahren - nach dieser Zeitspanne halbiert sich jeweils die Radioaktivität, sodass nach weiteren 30,1 Jahren noch immer ein Viertel der ursprünglichen Radioaktivität vorhanden ist.

35 Jahre nach der radioaktiven Verseuchung ist das Alkalimetall Cäsium in den betroffenen Gebieten zwar von der Bodenoberfläche in oberflächennahe Schichten abgesunken - kann aber zum Beispiel von Pilzen aufgenommen und in ihnen angereichert werden. Tiere, die diese Pilze fressen, können dadurch sehr stark belastet werden.

Drei GLOBAL 2000-Bodenproben zeigten bereits teilweise hohe Werte, doch das Ergebnis einer Pilz-Stichprobe war sogar für die hoch belasteten Regionen außergewöhnlich: Der in Eierschwammerln auf der Stubwiesalm bei Spital am Phyrn in Oberösterreich nahe der steirischen Grenze gemessene Wert von 7563 Becquerel (Bq, radioaktiven Zerfällen pro Sekunde) pro Kilogramm liegt mehr als zwölfmal über dem in der EU und Österreich geltenden Grenzwert von 600 Bq/kg.

Der Wert liegt außerdem mehr als viermal über dem im laufenden Monitoring von Pilz-Proben des Lands Kärnten gemessenen Maximalwert und dreieinhalbmal über dem höchsten, vom österreichischen Gesundheitsministerium erhobenen Wert für Eierschwammerl.

Das Gesundheitsministerium berichtet, dass "in den letzten Jahren noch immer bei etwa 12 % der Eierschwammerl Grenzwertüberschreitungen festgestellt" wurden - also bei mehr als jeder zehnten Messung - zieht daraus aber die aus Sicht von GLOBAL 2000 verharmlosende Schlussfolgerung: "Eierschwammerl aus höher belasteten Regionen sollten jedoch aus Vorsorgegründen nicht in allzu großen Mengen konsumiert werden."

"Hoch belastete Pilze sollten natürlich gar nicht konsumiert werden. Die Cäsium-Landkarte des Umweltbundesamts mit den aktuellen Belastungs-Werten gibt einfache und klare Anhaltspunkte für die radioaktive Belastung, die wir mit unseren Stichproben bestätigt haben", sagt Reinhard Uhrig, Atom-Experte von GLOBAL 2000. "Wir fordern Gesundheitsminister Mückstein auf, hier auf Basis des Vorsorgeprinzips den Menschen reinen Wein einzuschenken - und sie klar zu informieren, wo Pilze problemlos genossen werden können und wo man aus Vorsorgegründen eben genau lieber nicht in den Wald auf Schwammerlsuche geht."

Krsko-Reaktor 71 Kilometer von Österreichs Grenze - Tschernobyl über 1000 Kilometer

Die unvergleichlich nähere Gefahr im Falle eines Atomunglücks liegt im altersschwachen Krsko-Reaktor im slowenischen Erdbebengebiet. Wie Modellierungen der Universität für Bodenkultur gezeigt haben, wäre bei realistischen Wetterbedingungen eine sehr starke Kontaminierung Österreichs mit radioaktivem Fallout wahrscheinlich: Die höchste Wahrscheinlichkeit, dass Österreich bei einem schweren Unfall in Krsko mit mehr als 37.000 Becquerel Cäsium-137 pro Quadratmeter kontaminiert wird, liegt bei 19,7 % - also bei fast einem Fünftel aller Wettersituationen.

"Der Krsko-Betreiberkonzern wird in wenigen Tagen Dokumente zum angestrebten Weiterbetrieb des 40 Jahre alten Reaktors vorlegen - unsere slowenischen PartnerInnen berichten mir aktuell, dass das Erdbeben-Risiko nicht neu bewertet und die fortschreitende Alterung und der Verschleiß nicht untersucht werden soll", so Uhrig abschließend. "Wir fordern Bundeskanzler Kurz und Ministerin Gewessler auf, sich an diesem kritischen Punkt der Umweltverträglichkeitsprüfung für eine umfassende Prüfung des AKW einzusetzen. Jetzt abschalten - damit wir nicht im nächsten Atomunfall aufwachen!"



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /