© Hardebeck Media auf Pixabay / Fluss
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Drohende Verbauung österreichischer Alpenflüsse sorgt international für Aufruhr

Bericht warnt vor Zerstörung natürlicher Flusssysteme durch Wasserkraftausbau - Osttiroler Isel besonders gefährdet - WWF fordert Schutz der Flüsse und naturverträgliche Energiewende

Ein neuer Bericht der Umweltschutzorganisation WWF International stellt zehn Flüsse auf der ganzen Welt vor, die durch den Ausbau der Wasserkraft besonders stark gefährdet sind - und den globalen Verlust natürlicher Flussökosysteme verdeutlichen. "Insgesamt könnten in den nächsten Jahren weltweit rund 260.000 Kilometer frei fließende Flüsse dem Ausbau der Wasserkraft zum Opfer fallen", erklärt Stuart Orr, Leiter des globalen WWF-Flüsseprogramms. "Dabei würden die Kraftwerke weniger als zwei Prozent der bis 2050 benötigten erneuerbaren Energien erzeugen - mit erheblichen Folgen für Mensch und Natur.” Das Ausmaß der Zerstörung sei schon jetzt überdeutlich - vor allem bei der Biodiversität, denn laut Bericht sind die Populationen der Süßwasserarten in den letzten 50 Jahren im Schnitt um rund 84 Prozent eingebrochen.

Zu den zehn besonders gefährdeten Flüsse gehört neben der Vjosa in Albanien, dem Mekong in Laos und dem Kawango in Angola auch die Osttiroler Isel, da an all ihren Zubringern Kraftwerke in Planung oder Umsetzung sind: "Der ungebremste Ausbau der Wasserkraft an den Osttiroler Gletscherflüssen steht beispielhaft für die Ausbeutung des Alpenraumes durch die Energiewirtschaft und die Zerstörung einzigartiger und wertvoller Lebensräume", kritisiert Marianne Götsch, Gewässerschutzexpertin des WWF Österreich. Derzeit besteht im Gebiet der Isel ein Natura-2000-Schutzgebiet, das jedoch große Lücken aufweist und ausgerechnet die Hauptzubringer der Wasserkraft preisgibt. Dabei bieten naturnahe und klimafitte Flusssysteme wie das der Isel wichtige Rückzugsorte für gefährdete Pflanzen- und Tierarten. Außerdem sind sie Motoren für die regionale Entwicklung, wertvolle Naherholungsgebiete und sorgen für Resilienz gegenüber der Klimakrise.

Der WWF fordert deshalb, frei fließende Flüsse wie die Isel und ihre Zubringer wirksam zu schützen und nicht weiter zu verbauen. "Um den Ausstieg aus Öl und Gas zu schaffen, muss deutlich mehr Energie gespart und das gesamte Steuersystem ökologisiert werden. Anstatt auch noch die letzten unberührten Flüsse zu verbauen, braucht es eine massive Photovoltaik-Offensive auf Gebäuden und bereits verbauten Flächen sowie den Stopp umweltschädlicher Subventionen. Darauf muss der Schwerpunkt liegen", mahnt Marianne Götsch.

Bedeutung des Isel-Systems

Die Bedeutung der Osttiroler Gletscherflüsse reicht weit über die Grenzen Österreichs hinaus. Acht nach europäischem Recht geschützte Arten kommen hier vor, darunter die vom Aussterben bedrohte Deutsche Tamariske und die Gelbbauchunke, die in bachbegleitenden Tümpeln zu finden ist. Hinzu kommen dutzende gefährdete Arten der Roten Liste, wie etwa der Flussregenpfeifer, die Kleine Hufeisennase oder der Flussuferläufer, der seine Eier auf Kiesbänken ausbrütet. Auch die bunt schillernde Äsche ist in der Isel und ihren Zubringern zuhause. Diese gefährdete Fischart reagiert besonders sensibel auf Flussverbauungen, weshalb ihr Vorkommen durch die vielen Kraftwerksprojekte akut bedroht ist. "Dieses Naturparadies braucht einen ganzheitlichen Schutz, da die Vernetzung der Isel mit ihren Zubringern für das gesamte Ökosystem lebensnotwendig ist", fordert WWF-Expertin Marianne Götsch.

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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /